Kommunisten kapern Cablecom

23. August 2002

     

Und hier noch unsere Freitag-Abend-Meldung:

Erstaunliches war in der gestrigen NZZ zu lesen. Da hat doch der Stadtzürcher Gemeinderat (Parlament) ein Postulat angenommen, in dem der Stadtrat aufgefordert wird, das Zürcher Kabelnetz von Cablecom zurückzukaufen. Dies für den Fall, dass Cablecom aufgrund der Überschuldung zerschlagen würde.

Eingereicht worden war das Postulat von Niggi Scherr, dienstältester Gemeinderat, Mietervertreter und bekannter Exponent der Ratslinken. In grauer Vorzeit war Scherr noch als Vertreter der POCH gewählt worden. Angenommen wurde das Begehren aber mit den Stimmen der FDP, die sonst ja bekanntlich wenig von Verstaatlichungen hält. Scherr hatte eben ein schlagendes Argument. Er wies nach, dass in Gemeinden mit überwältigender FDP-Mehrheit wie Zumikon oder Küsnacht die Kabelnetze in öffentlicher Hand geblieben sind und ihre Dienste unterdessen halb so teuer wie Cablecom anbieten.

Mitgespielt haben dürften auch die Überlegungen gewisser bankennaher Gemeinderäte, dass ein Rückkauf der Zürcher Kabelnetze die Rückzahlung notleidenden Kredite durch Cablecom garantieren könnte. Dies ist zumindest die Einschätzung von Walter Angst, als PDA-Sekretär einziger bekennender Kommunist im Gemeinderat.

Ebenfalls mitentscheidend ist das begründete Gerücht, dass der Preisüberwacher die Beschwerde des Zürcher Mieterverbandes (Geschäftsleiter: Niggi Scherr) gegen die Preiserhöhung von Cablecom in der Stadt Zürich gutheissen wird. Dies wird die Einnahmen von Cablecom schmälern, was wiederum die Wahrscheinlichkeit eines stückweisen Verkaufs des Kabelfernseh-Anbieters erhöht.

Aber keine Angst: Der immer wieder überraschende Zürcher Gemeinderat hat nicht vor, selbst ins Business mit Kabelfernsehen und Highspeed-Internet einzusteigen. Falls die Stadt das Netz übernimmt, könnte es beispielsweise durch das EW betrieben und an Dritte vermietet werden. In den Startlöchern scharrt dem Vernehmen nach Citypower, der Verband der städtischen Elektrizitätswerke. Guido Honeggers Green.ch würde ganz sicher sehr gerne die Internet-Dienste dazu liefern. (hc)




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