10 Gigabit Ethernet für die Schweiz

Bei einer Veranstaltung des Marktforschers MSM Research wurde dargelegt, warum und wie 10 GB Ethernet über die ganze Schweiz möglich sein wird.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/06

     

Als Bob Metcalfe, der Erfinder des Ethernet, 1972 seine Idee auf einem Bierdeckel skizzierte, hätte er sich wohl kaum träumen lassen, was damit einmal alles möglich sein würde. Er dachte auch erst fünf Jahre später daran, es überhaupt patentieren zu lassen.
Lange tobte der Glaubenskrieg zwischen Ethernet und Token Ring. IBMs Tokenring-Technologie war zwar teurer, dafür bot sie aber bessere Kontrolle. Beim ursprünglichen 10Base-T Ethernet wurde bei höherem Datendurchsatz die Kollisionsgefahr der Datenpakete zu gross.
Daher kommt auch noch das alte Vorurteil: «Ethernet funktioniert nur, wenn fast alle fast immer nichts tun.» Mit zunehmenden Bandbreiten verbreitet sich Ethernet immer mehr. Es ist kostengünstig und jedes Gerät hat heute eine passende Schnittstelle – ein erfreulicher Gegensatz zum schlichten Stromstecker, der ja immer noch von Land zu Land verschieden ist.
Der Standard IEEE 802.3ae für 10 Gigabit Ethernet wird gerade verabschiedet. Im ersten Halbjahr 2003 soll dann endlich auch der Standard IEEE 802.3ah für Ethernet in der First Mile abgesegnet werden. Dann steht der Verbreitung des 10 Gigabit Ethernets nicht mehr viel im Wege.

Die Vision des Schweizweiten Ethernet-MAN

Wozu 10 Gigabit Ethernet? Die Netzwerker erklären das so: Der Bandbreitenbedarf wächst ständig, auch Anwendungen wie Storage Networking, Video on Demand oder IP-TV verlangen nach immer höheren Bandbreiten. Ein grosser Vorteil des Ethernet ist es auch, dass bestehende Infrastruktur auf einfachste Weise migriert werden kann. Das Frameformat bleibt gleich, egal ob die Geräte 10 Mbit/s oder 10 GB sprechen.

Bandbreite à discretion

Michel Chappuis aus der Geschäftsleitung des Netzwerkers At Rete prophezeit daher gleich reine Ethernet Netzwerke, die die Wirtschaftszentren der Schweiz umspannen: «Das ist in absehbarer Zeit technisch realisierbar.» Als Beispiel, dass dies machbar wäre, führt er den US-Provider Yipes an. Er hat die ganze San Francisco Bay Area mit 107 optischen MAN-Ringen verbunden und zählt mittlerweile 400 Kunden aus dem ISP, ASP und E-Business-Bereich. Die Fläche entspreche in etwa der der Schweizer Ballungszentren.
Ähnlich wie bei Yipes soll auch in der Schweiz der Einkauf von zusätzlicher Bandbreite so einfach wie das Aufdrehen eines Wasserhahns sein. Neue Service Angebote sollen es dem Anwender abnehmen, sein Netzwerk grossteils selbst zu betreiben. Ebenso wie Firmen heute lieber Bandbreite einkaufen, als mit teuren Geräten noch das letzte aus der vorhandenen Bandbreite herauszuholen, sollen flexible Angebote die Wertschöpfungskette vertiefen.
Bei den dann zu erwartenden Tiefstpreisen für reine Bandbreite wird das für Anbieter überlebenswichtig werden. Einfachheit und die niedrige Kosten könnten allerdings auch den gegenteiligen Effekt haben: So wie jeder heute auch seine elektrischen Geräte selbst kaufen und in Betrieb setzen kann, könnte es auch den Datennetzen ergehen – jeder kann sein Netzwerk an eine, sogar weltweit einheitliche – Dose anstecken und dank der günstigen Preise für die Bandbreite könnten Optimierung, Priorisierung und ausgefeilte Service Level Agreements für einen Grossteil der Benutzer der Vergangenheit angehören. (ava)

Siegeszug durch Bandbreite

Das Fast Ethernet (100 Mbit/s) verdrängte den angeschlagenen Token Ring mit seinen mageren 16 Mbit/s endgültig. Das auf Glasfaser basierende Fast Ethernet 100Base-FX machte dann dem Glasfasernetz FDDI den Garaus – dieses konnte zwar 100 Mbit/s übertragen, scheiterte aber am extrem hohem Preis.
Ende der 90er Jahre kam Gigabit Ethernet und verdrängte das ATM aus dem Enterprise LAN und Campus-Umfeld. Nächster Schritt wird das 10 Gigabit Ethernet mit Reichweiten bis zu 40 km sein – echte Konkurrenz ist nur noch das SONET/SDH der Telekom-Unternehmen für Mietleitungen, denn dieses ist durch seine Ringstruktur extrem ausfallsicher.
10 Gigabit Ethernet verwendet das Original Ethernet-Frameformat, ist also ideal für IP-Services. Es ist vollduplex – die Paket-Kollisionen aus den Ethernet-Kindertagen gehören damit zur Vergangenheit. Mit dem ebenfalls standardisierten Ethernet over SONET/SDH Adapter sind Ethernetframes keine Grenzen gesetzt – SONET-Netzwerke umspannen bekanntlich bereits die gesamte Erdkugel.


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