Schnäppchenjagd gegen die Wirtschaftsflaute

Europäische Unternehmen wollen sparen, haben aber meist kein echtes Konzept dafür.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/04

     

Eine Untersuchung bei 180 Einkaufsleitern von Grossunternehmen in Deutschland, Frankreich und Grossbritannien zeigt, wie bei diesen die Beschaffung in der aktuellen Wirtschaftsflaute gehandhabt wird. Dabei zeigte sich: Kostenreduktion hat hohe Priorität bekommen.
Der Beschaffungsmarkt gleicht immer stärker einer ungeplanten Schnäppchenjagd. Die Hälfte der Befragten unterstanden direkt der Geschäftsleitung, nur die wenigsten hatten jedoch eine klare Strategie: 98% wollten Beschaffung und Einkauf effizienter gestalten – gleichzeitig hatten aber 57% keine genauen Zielvorstellungen oder gar Zeitrahmen gesetzt.

Kosten durch die Mangel drehen

55% der an der Studie beteiligten Unternehmen haben entweder bereits ihre Ausgaben um durchschnittlich 10% gesenkt oder werden dies im ersten Quartal 2002 tun. Allein für die 180 befragten Unternehmen bedeutet das eine Ausgabenreduktion von 3 Milliarden Euro im Jahr – hart für deren Lieferanten. Bei allen werden Kosten für Waren und Dienstleistungen noch einmal durch die Mangel gedreht.
Der Abschluss fester Verträge mit ohnehin vorhandenen Zulieferern könnte beträchtlich sparen helfen. Auch Redundanzen sollten nach Möglichkeit ausgeschaltet werden. 18% der Firmen halten eine Reduzierung des Mitarbeiterstamms für den besten Weg, kurzfristig den Gewinn zu erhöhen.

Grauzone Beschaffungsstrategie

Jamie Anderson, Programme Director Centre for Management Development bei der London Business School befürchtet: «Betriebskostenanalyse und feste Beschaffungsstrategien scheinen immer noch eine graue Zone darzustellen.» 48% der Chefeinkäufer sehen im strategischen Sourcing, also dem Auffinden von und Verhandeln mit Lieferanten, das grösste Einsparpotential. 42% der Befragten glauben, man könne bereits einiges sparen, wenn man alle Angestellten dazu brächte, nur Waren gemäss den Einkaufsrichtlinien zu kaufen und so unkontrollierte Ausgaben vermeiden könnte.
«Das Prinzip ‘Weniger Ausgeben durch weniger Kaufen’ mag sich beim wöchentlichen Familieneinkauf bewähren, für die Reduzierung von Betriebsausgaben ist es aber keine Lösung», meint Peter Bernard, Director Marketing Central Europe bei Ariba, dessen Unternehmen zusammen mit Vanson Bourne Research und der London Business School die Studie durchgeführt hat. Er glaubt, dass es den Unternehmen an Überblick über die Gesamtkosten fehle. Sie wüssten zwar, was Artikel zum Einzelpreis kosteten, «aber der Einkaufspreis macht nur knapp über 10% der Total Cost of Ownership aus.» (ava)


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