IT-Analyse: Im Schatten von Nvidia

In der Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) und des technologischen Fortschritts sind Chip-Hersteller das Rückgrat der Innovation. Während Nvidia derzeit im Rampenlicht steht und als der führende Anbieter von Grafikprozessoren (GPUs) und KI-Chips gefeiert wird, sollten Investoren auch die aufstrebenden Stars Broadcom und Marvell nicht übersehen. Beide Unternehmen haben bedeutende Deals mit Technologiegiganten wie Meta, Amazon und Alphabet abgeschlossen und könnten in der Zukunft eine ebenso wichtige Rolle im Bereich der KI spielen.

Nvidia: Der unangefochtene Marktführer

Dominanz im KI-Markt: Nvidia hat sich als unangefochtener Marktführer im Bereich der KI und des maschinellen Lernens etabliert. Das Unternehmen dominiert den Markt für GPUs, die für KI-Anwendungen und das Training von Deep-Learning-Modellen unerlässlich sind. Nvidias CUDA-Plattform und die damit verbundenen Software-Tools haben das Unternehmen zum bevorzugten Anbieter für Entwickler und Forscher weltweit gemacht. Diese starke Marktstellung spiegelt sich auch in der beeindruckenden Kursentwicklung der Nvidia-Aktie wider, die in den letzten Jahren stark angestiegen ist. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte Nvidia einen Umsatz von 26,9 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung von etwa 61 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Nettogewinn lag bei 9,75 Milliarden US-Dollar, was die starke finanzielle Performance und die Fähigkeit des Unternehmens, von der steigenden Nachfrage nach KI-Technologie zu profitieren, unterstreicht.

Strategische Partnerschaften und Innovationen: Nvidia hat zudem strategische Partnerschaften mit nahezu allen grossen Technologieunternehmen aufgebaut. Durch Kooperationen mit Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und Google Cloud hat Nvidia Reichweite und Einfluss weiter ausgebaut. Diese Partnerschaften sind nicht nur finanziell lukrativ, sondern stärken auch Nvidias Position als zentraler Akteur im KI-Markt. Darüber hinaus investiert das Unternehmen kontinuierlich in Forschung und Entwicklung, um die nächste Generation von KI-Chips zu entwickeln und seine Führungsposition zu behaupten. Im Geschäftsjahr 2023 investierte Nvidia 5,27 Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung, was etwa 20 Prozent des Umsatzes entspricht.


Ein Beispiel für Nvidias Innovationskraft ist die A100 Tensor Core GPU, die speziell für KI- und High-Performance-Computing (HPC)-Anwendungen entwickelt wurde und aussergewöhnliche Rechenleistung bietet. Der A100-Chip, der auf der Ampere-­Architektur basiert, ermöglicht es Unternehmen, ihre KI-Modelle schneller und effizienter zu trainieren. Mit der Einführung der neuen H100 Tensor Core GPU setzt Nvidia erneut Massstäbe in der Branche und zeigt, dass das Unternehmen weiterhin führend in der Entwicklung fortschrittlicher KI-Technologien ist.

Fundamentaldaten und Bewertung: Nvidia hat sich als finanzstarkes Unternehmen etabliert, das kontinuierlich hohe Umsätze und Gewinne erzielt. Die Bruttomarge des Unternehmens liegt stabil bei etwa 65 Prozent, was die Effizienz und Rentabilität der Geschäftstätigkeit unterstreicht. Die Betriebsmarge liegt bei etwa 36 Prozent, was die Fähigkeit des Unternehmens zeigt, aus seinen Umsätzen ­erhebliche operative Gewinne zu generieren. Mit einem aktuellen Kurs-­Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 40 ist die Aktie zwar hoch bewertet, jedoch rechtfertigt die starke Marktposition und das kontinuierliche Wachstumspotenzial diese Bewertung in den Augen vieler Investoren.

Broadcom: Ein aufstrebender Gigant

Bedeutende Deals und starke Marktposition: Während Nvidia im Rampenlicht steht, hat Broadcom still und leise bedeutende Fortschritte gemacht. Das Unternehmen hat grosse Deals mit Meta, Amazon und Alphabet abgeschlossen, um deren Rechenzentren mit modernster Halbleitertechnologie auszustatten. Diese Partnerschaften unterstreichen Broadcoms Fähigkeit, hochwertige und zuverlässige Produkte zu liefern, die den Anforderungen der grössten Technologieunternehmen der Welt gerecht werden. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte Broadcom einen Umsatz von 33,2 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung von etwa 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Nettogewinn lag bei 11,2 Milliarden US-Dollar, was die starke finanzielle Performance des Unternehmens verdeutlicht.

Diversifiziertes Produktportfolio: Broadcom verfügt über ein breit diversifiziertes Produktportfolio, das über den Bereich der KI hinausgeht. Zu den bemerkenswerten Produkten gehört der Broadcom Trident 4, ein Netzwerk-Switch-Chip, der für Rechenzentren entwickelt wurde und hohe Bandbreiten sowie niedrige Latenzzeiten bietet. Auch der Tomahawk 4, ein weiterer hochleistungsfähiger Switch-Chip, spielt eine wichtige Rolle in modernen Rechenzentrumsinfrastrukturen. Diese Diversifizierung macht Broadcom widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen und bietet stabile Einnahmequellen, selbst wenn einzelne Geschäftsbereiche vorübergehende Rückschläge erleiden.


Ein weiterer wichtiger Aspekt des Produktportfolios ist die Beteiligung am Markt für Speicherlösungen. Broadcom bietet eine Reihe von Speichercontrollern und -lösungen an, die in verschiedenen Branchen Anwendung finden, von Rechenzentren bis hin zu Mobilgeräten. Diese breite Produktpalette ermöglicht es Broadcom, von verschiedenen Technologietrends zu profitieren und Risiken zu diversifizieren.

Fundamentaldaten und Bewertung: Broadcom zeichnet sich durch solide Fundamentaldaten und eine starke finanzielle Performance aus. Die Bruttomarge des Unternehmens liegt bei etwa 75 Prozent, was die hohe Effizienz und Rentabilität der Geschäftstätigkeit widerspiegelt. Die Betriebsmarge liegt bei etwa 45 Prozent, was die Fähigkeit des Unternehmens zeigt, erhebliche operative Gewinne zu erzielen. Mit einem aktuellen KGV von etwa 20 ist die Aktie im Vergleich zu Nvidia moderater bewertet, was sie für Investoren, die nach einer Balance zwischen Wachstum und Stabilität suchen, attraktiv macht.

Marvell: Ein gut vernetzter Herausforderer

Fokussierung auf Dateninfrastruktur: Marvell ist ein weiterer Chip-Hersteller, der zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Bereitstellung von Halbleitern für die Dateninfrastruktur, einschliesslich Rechenzentren, 5G-­Netzwerken und Cloud-Computing. Durch die Übernahme der Inphi Corporation im Jahr 2021 hat Marvell seine Position im Bereich der Hochgeschwindigkeits-Datenübertragung weiter gestärkt und seine Fähigkeit verbessert, die Anforderungen der KI- und Datenmärkte zu erfüllen. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte Marvell einen Umsatz von 4,6 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung von etwa 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Nettogewinn lag bei 0,8 Milliarden US-Dollar, was das Wachstumspotenzial des Unternehmens verdeutlicht.

Partnerschaften mit Technologiegiganten: Ähnlich wie Broadcom hat auch Marvell bedeutende Partnerschaften mit grossen Technologieunternehmen geschlossen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Amazon, Alphabet und anderen Technologiegiganten zeigt, dass Marvell als vertrauenswürdiger Lieferant von Schlüsseltechnologien für die nächste Generation von Rechenzentren und Netzwerken angesehen wird. Marvells bahnbrechende Produkte wie der Marvell ThunderX3, ein ARM-basierter Prozessor für Rechenzentren, und die Marvell Octeon Fusion, eine Plattform für 5G-Infrastrukturen, sind Schlüsselkomponenten für die Realisierung moderner und leistungsfähiger Netzwerke.


Marvell hat zudem in den Bereichen Automobiltechnologie und Industrielösungen Fuss gefasst, was das Unternehmen zusätzlich diversifiziert und es weniger anfällig für Marktschwankungen im IT-Sektor macht. Diese Diversifikation und strategische Fokussierung auf wachstumsstarke Segmente macht Marvell zu einem vielversprechenden Akteur in der Halbleiterbranche.

Fundamentaldaten und Bewertung: Marvell zeigt starkes Wachstum und Verbesserung der finanziellen Leistungskennzahlen. Die Bruttomarge des Unternehmens liegt bei etwa 50 Prozent, was die Effizienz und Rentabilität der Geschäftstätigkeit widerspiegelt. Die Betriebsmarge liegt bei etwa 15 Prozent, was auf das Wachstumspotenzial und die Fähigkeit des Unternehmens hinweist, in einem wettbewerbsintensiven Markt erhebliche Gewinne zu erzielen. Mit einem aktuellen KGV von etwa 25 bietet die Aktie ein gutes Verhältnis zwischen Wachstum und Bewertung und ist attraktiv für Investoren, die an der Spitze der technologischen Innovation investieren möchten.

Nvidia, Broadcom und Marvell – Die Zukunft der KI-Chips

Während Nvidia derzeit die unangefochtene Führungsposition im Bereich der KI-Chips innehat, bieten Broadcom und Marvell vielversprechende Alternativen und haben das Potenzial, ebenfalls eine bedeutende Rolle in der Zukunft der KI zu spielen. Beide Unternehmen haben durch strategische Partnerschaften und innovative Produkte gezeigt, dass sie bereit sind, den wachsenden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden.

Broadcom bietet durch seine Diversifikation und bedeutenden Partnerschaften mit grossen Technologieunternehmen eine stabile und attraktive Investitionsmöglichkeit. Die starke Marktposition im Bereich der Netzwerktechnologie und die soliden finanziellen Kennzahlen machen Broadcom zu einer vielversprechenden Alternative im Halbleitermarkt.


Marvell hat sich durch seine Fokussierung auf Dateninfrastruktur und 5G-Technologie als aufstrebender Herausforderer positioniert. Die strategischen Übernahmen und Partnerschaften sowie das starke Wachstumspotenzial machen Marvell zu einem interessanten Investment für Investoren, die an der Spitze der technologischen Innovation stehen möchten.

Für Investoren bedeutet dies, dass es wichtig ist, über den Tellerrand hinauszuschauen und neben Nvidia auch andere aufstrebende Chip-Hersteller wie Broadcom und Marvell in Betracht zu ziehen. Diese Unternehmen könnten sich als ebenso lohnende Investitionen erweisen, da sie die technologische Grundlage für die nächste Welle der Innovation im Bereich der KI und darüber hinaus liefern.

Der Autor

Roman Przibylla ist Anlageexperte bei CAT Financial Products und entwickelt Anlagestrategien mit Fokus auf Technologie und Nachhaltigkeit. Für «Swiss IT Reseller» analysiert und kommentiert er quartalsweise ausgewählte, wichtige Marktteilnehmer aus der ICT-Branche sowie deren ­finanzielle Performance.