BIG PLAYER IM SCHWEIZER WEB-BUSINESS Bescheidenheit ist (wieder) eine Tugend

Das Schweizer Webbusiness war im letzten Jahr vor allem durch eines geprägt: Konsolidierung. Die meisten grossen Player, aus den Boomzeiten erfolgsverwöhnt, mussten zurückbuchstabieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/01

     

Spätestens seit 2001 ist im Schweizer Web-Business nicht mehr von hohen zwei- oder gar dreistelligen Zuwachsraten die Rede. Im Gegenteil: In aller Stille wurden Niederlassungen geschlossen, Mitarbeiter zum Teil im grossen Stil entlassen. Galt es früher, möglichst viel Know-how zu halten, um für jeden Fall gerüstet zu sein, gibt man sich heute wieder bescheidener und passt seine Strukturen den Marktgegebenheiten an.
Die Beraterhonorare sind gesunken und wer sich heute nicht mit tieferen Tagessätzen im Markt «outen» will, offeriert Rabatte, indem Anteile von Beratungsleistungen gar nicht erst verrechnet werden. Unsere Übersicht zeigt die grossen Schweizer Webdienstleister und deren wichtigste Ereignisse im 2001 auf. Nicht mehr im Rennen ist die Baarer 4Media Group, die ihren Personalbestand von 87 (Ende 2000) um fast die Hälfte reduzieren musste und die auch keine Umsatzzahlen preisgibt.
Die Zürcher Digivision, die letztes Jahr dem Crash der Kabel-Gruppe entging, stellte sich bei Pixelpark unter und die Bieler Aseantic konnte sich aus dem Adcore-Debakel retten. Aufsteiger des Jahres ist die Berner Unic Internet Consulting, die ihr Geschäft wacker mit KMUs betreibt. Ebenfalls neu hinzugekommen ist die Zürcher Netcetera mit heute 55 Mitarbeitern und 12 Mio. Franken Umsatz.

Aseantic

Die im Konsum- und Luxusgütermarkt starke Aseantic hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Ende 2000 hatte Firmengründer Gian-Franco Salvato seine Aseantic für 28 Mio. Franken (davon die Hälfte in Cash) an die im Finanz- und Versicherungsbereich etablierte schwedische Adcore-Gruppe verkauft. Adcore, damals von Salvato als «idealer Partner» bezeichnet, hatte sich allerdings mit dem Zukauf von allerlei Agenturen in ganz Europa übernommen und bekam den Abschwung insbesondere bei seinen ausländischen Töchtern im 2001 zu spüren. Nun sollten die ausländischen Niederlassungen an einen gewissen Svein Stavelin für einen Pappenstiel von 30 Mio. Schwedenkronen (2,7 Mio. Dollar) verhökert werden.
Der vom Deal betroffene Salvato versuchte dies zu verhindern, indem er die Aktionäre zum Boykott des Geschäfts aufrieft. Obwohl ohne Erfolg, gelang es ihm, seine ehemalige Firma zurückzukaufen. Für 400’000 Franken und zusätzlichen Aufwendungen von rund 1 Mio. Franken ist Salvato nach einem nervenaufreibenden Sommer 2001 wieder Besitzer seiner geliebten Aseantic. Anfang Oktober zieht sich Salvato aus der Geschäftsleitung in den Verwaltungsrat zurück und überlässt die Führung Managing Director Peter Höchner. Auch Aseantic musste innerhalb eines Jahres redimensionieren, und zwar von 70 auf 55 Mitarbeiter.
Gründungsjahr: 1995
Geschäftsführer: Peter Höchner
Niederlassungen: Biel
Anzahl Vollbeschäftigte: 55
Umsatz 2001: ca. 10 Mio. Franken
Gewinn/Verlust 2001: k.A.
Hauptreferenzen: Coca-Cola, Heineken, Pierrot-Lusso, Lindt & Sprüngli, Swatch Group, Rado, Leica, Bucherer, Mobiliar, Migros, SAP, Mikron, Feintool, Messe Basel

Crealogix

Die seit September 2000 am SWX New Market kotierte Crealogix, als Lead-Agentur der Credit Suisse federführend bei der Entwicklung der Telebanking-Applikation «Direct Net», kündigte schon vor einem Jahr an, dass Terminverschiebungen und Redimensionierungen hingenommen werden müssten. Die Mitarbeiterzahl von 175 (Ende 2000) wurde dementsprechend «angepasst» und betrug per 31.9.2001 noch 120. CEO Bruno Richle musste seine Übersee-Pläne vorerst begraben und schloss das Büro in Toronto. Der gescheiterte Versuch, in Kanada Fuss zu fassen, kostete Crealogix rund eine Mio. Franken.
Für das Geschäftsjahr 2001/2002 strebt man an, das Umsatzvolumen des am 30.6.2001 abgelaufenen letzten Geschäftsjahres wieder zu erreichen. Zu diesem Datum verfügte Crealogix noch über rund 50 Mio. Franken Cash. Anfang Dezember 2001 übernahm Crealogix die E-Learning-Firma Acadia mit fünf Mitarbeitern, welche sich u.a. durch «Banking Today», ein von der Schweizerischen Bankenvereinigung herausgegebenes Lehrmittel für die bankfachliche Grundausbildung, einen Namen gemacht hatte.
Gründungsjahr: 1996
Geschäftsführer: Bruno Richle
Niederlassungen: Bubikon, Basel, Zürich, Frankfurt a.M.
Anzahl Vollbeschäftigte: 122, davon 2 in Frankfurt a.M. (Stand 31.9.2001)
Umsatz: 27,3 Mio. Franken
(per Ende Juni 2001)
Gewinn: 1,6 Mio. Franken
(per Ende Juni 2001)
Hauptreferenzen: ABB, AWD, AIG, Ascom, Atraxis, Cantrade Privatbank, Credit Suisse Group, Feldschlösschen, Fundstreet, Hilti, Phonak, Bank Vontobel, Zurich Financial Services, Zürcher Kantonalbank.

Day Interactive

Die ehemalige Basler Bidule AG hat mit ihrer Namensänderung in Day Interactive und einem für schweizer Verhältnisse unkonventionellen Businessplan eine weltweite Expansion vor Augen. Seit April 2000 ist Day am SWX New Market kotiert, die Aktie hat aber seither nur noch einen Bruchteil des Höchststandes von 600 Franken an Wert.
Der im Februar 2001 als CEO neu angetretene Amerikaner John Payne – Firmengründer Michael Moppert zog sich in den VR zurück... – hat im Frühling ein neues Businessmodell präsentiert, wonach Day nicht mehr Dienstleister, sondern nur noch Softwarehaus sein will. Day soll sich auf den direkten und indirekten Softwareverkauf konzentrieren, die Partner die Implementierung, Support und Schulung übernehmen. Das Servicegeschäft soll trotzdem beibehalten werden, um Partner und Kunden mit Trainingsangeboten zu unterstützen.
Für den Aufbau der so wichtigen Geschäftsbeziehungen ist nun der ehemalige CFO Chris Harano zuständig, den Sessel des Finanzchefs übernimmt ein weiterer Amerikaner, nämlich Richard J. Shields. An weltweiten Kooperationen ist bisher allerdings noch nichts gediehen: 2001 wird lediglich die Neuzertifizierung von Namics zum Day-Integrationspartner und eine Vermarktungspartnerschaft mit Deloitte Consulting Schweiz realisiert.
Obwohl Day im letzten Jahr einige namhafte Kunden an Land ziehen konnte, vergrösserte sich bis Q3/2001 der Verlust auf rund 40 Mio. Franken massiv. Payne hat mittlerweile auch vorsichtigerweise für 2001 weniger Umsatz vorausgesagt und das einst definierte Ziel, 2002 die Gewinnschwelle zu erreichen, hinausgeschoben. Die prognostizierten 40 bis 50 Mio. Franken Verlust für 2001 werden mit Sicherheit überschritten werden.
Zur Internet Expo 2002 präsentiert Day unter neuem Namen eine überarbeitete Version seines Content Management Systems Communiqué. Die nun vollständig auf Java basierende Software hat neben einigen neuen Features den Zusatz «Unify» erhalten und soll Applikations- und Transaktionsserver, Applikationsintegrations- oder Portal- und Personalisierungssoftware überflüssig machen. Die alte Version Communiqué 2.6 präsentiert sich nun unter dem Kürzel «Enterprise» und entspricht einer herkömmlichen CMS-Software. Offensichtlich erhofft sich Day mit dieser Strategie den für 2002 vorausgesagten Umsatzsprung auf 85 Mio. Franken, kostet doch Unify nun auf einen Schlag das Dreifache wie sein Vorgänger. Die Preise für Unify beginnen bei 375’000 Dollar.
Gründungsjahr: 1993
Niederlassungen: Basel, Zürich, München, London, Newport Beach (USA)
Anzahl Vollbeschäftigte: 230 weltweit, davon 100 in der Schweiz
Umsatz 2001: ca. 20 Mio.
(Schätzung IT Reseller)
Gewinn/Verlust 2001: ca. 40 Mio. Verlust allein bis Q3/2001

Futurecom Interactive

Futurecom Interactive, ein Joint-venture der Schweizer Werbeagentur Advico Young & Rubicam und Impiric Schweiz (vormals WCJ), konnte als eine der wenigen Webagenturen ihre Mitarbeiterzahl im 2001 relativ konstant halten. Lediglich um 7 der Ende 2000 105 Mitarbeiter hat sich die Belegschaft verkleinert, auch der Umsatz blieb mit 11 Mio. Franken in etwa gleich hoch wie ein Jahr zuvor.
Futurecom zählt rund 60 Kunden, davon 30 aktive, und realisierte seit 1996 rund 400 Projekte im In- und Ausland. Die «most awarded New Media Creative Company» (Quelle: The International Digital Excellence Association IDEA und Adage) ist an das weltweit operierendes Netzwerk (WPP Group) für sämtliche Kommunikationsdisziplinen (1300 Niederlassungen in 102 Ländern) angeschlossen. Die in PR-Belangen bescheidene Futurecom erhielt im 2001 für die Realisierung und Design der Website der International Watch Group (IWC) den IP Top Award 2001 in der Kategorie Corporate Communications Content. Die Website gilt laut der Jury von IP Top Awards als «the most complex luxury watch website on the web».
Gründungsjahr: 1996
Geschäftsführer: Andreas Widmer
Niederlassungen: Zürich, Anschluss an weltweites Netzwerk der WPP Group
Anzahl Vollbeschäftigte: 98
Umsatz 2001: 11 Mio. Franken
Gewinn/Verlust 2001: k.A.
Hauptreferenzen: ABB, ADC Schweiz, Axpo, Ford, IWC, Jaguar, Kuoni, Swisscom, Swissair, Swisslife

Namics

Im Jahr 2001 musste die Publigroupe-Tochter Namics ihre Struktur den Umsätzen anpassen und stark reduzieren, belastete doch das Betriebsergebnis der Publigroupe-Division «Publionline», zu welcher neben dem Online-Werbevermarkter Realmedia auch Namics gehört, die Bilanz der Publigroupe bei einem Umsatz von 42 Mio. Franken mit einem Verlust von 24 Mio. Franken. Die Niederlassung Lausanne wurde geschlossen und auch die im März gegründete Niederlassung in Mailand rangiert nicht mehr auf der Liste der Namics-Offices. Der weltweite Personalbestand von 207 (Ende 2001) wurde auf 160 reduziert.
Namics ist aus der Fusion der Delta Consulting Group St. Gallen und der Publigroupe-Tochter MMD Multimedia Development im März 2000 entstanden. Die Übernahme von Delta durch die Publigroupe war eine logische Konsequenz der Zusammenlegung der Online-Werbeaktivitäten von MMD und der Real Media Inc, verblieben doch bei der Lausanner MMD nur noch der Bereich Webpublishing mit damals 42 Mitarbeitern. Namics gehört zu 75 Prozent der Publigroupe und zu 25 Prozent dem Management. Namics zählt namhafte Unternehmen wie Nestlé, Compaq, Ericsson, Sunrise, Opel, Swiss Life, Credit Suisse oder Siemens zu seinen Kunden. Mehr als 60 Prozent des Umsatzes seien auf über dreijährige Kundenbeziehungen zurückzuführen.
Obwohl Namics nun neben Konstanz und Frankfurt auch in Hamburg über eine Niederlassung verfügt, bleibt das Ziel, bis Ende 2002 zu den Top Ten der Webagenturen Deutschlands zu gehören und in diesem Jahr 60 Mio. Franken Umsatz zu erwirtschaften, ein frommer Wunsch. Die Expansion ins Ausland dürfte ausserdem das Betriebsergebnis stark belasten. Mit im letzten Jahr ca. 21 Mio. Franken Umsatz wird Namics sein Vorjahresergebnis von 25 Mio. Franken um ca. 15 Prozent unterschreiten.
Gründungsjahr: 1995
Geschäftsführer: Dr. Hans Meli
Niederlassungen: St. Gallen, Zürich, Zug, Genf, Konstanz, Hamburg, Frankfurt a.M.
Anzahl Vollbeschäftigte:
160, davon 130 in der Schweiz
Umsatz 2001: ca. 21 Mio. Franken
Gewinn/Verlust 2001: k.A.
Hauptreferenzen: Compaq S chweiz, Ericsson Schweiz, Nestlé, Expo.02, Maggi, Swisslife, Winterthur, HSBC Guyerzeller

Netarchitects Communications

Netarchitects wurde von der Altran-Gruppe übernommen, einer an der Pariser Börse kotierten und auf Unternehmensberatung und Engineering spezialisierten Gruppe mit 12’000 Mitarbeitern in 15 europäischen Ländern. Eine wachsende erfolgreiche internationale Ausrichtung von Netarchitects ist sichtbar. Das Unternehmen gehört zu den wenigen Agenturen, die im letzten Jahr ihre Mitarbeiterzahl konstant halten konnte.
Gründungsjahr: 1996
Geschäftsführer:
Raphaël Dana and Patrick Sikias
Niederlassungen: Genf, Zürich, Neuchâtel, Bruxelles, Luxembourg
Anzahl Vollbeschäftigte:
110, davon 90 in der Schweiz
Umsatz 2001: 12 Mio. Franken,
davon 11 Mio. in der Schweiz
Gewinn/Verlust 2001: k.A.
Hauptreferenzen: Schindler, Swissair, Crossair, Citroên, BMW, HSBC Republic, Cédit Agricole

Netcetera

Die Zürcher Netcetera hat sich mit Dienstleistungen und eigenen Softwareentwicklungen einen Namen gemacht, etwa mit «Sitecontrol», welche sowohl als CMS als auch als Application Deployment System eingesetzt werden kann und auch über Multichannel-Publishing-Funktionen verfügt.
Netcetera hat in den letzten zwei Jahren im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen im Schweizer E-Business-Markt an Grösse zulegen können. Zwar langsam und nicht mit dreistelligen Zuwachsraten, dafür aber stetig: Im 2000 konnte sie den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent auf 8,7 Mio. Franken steigern können, im vergangenen Jahr setzten mittlerweile 55 Mitarbeiter rund 12 Mio. Franken um.
Per Ende Juni letzten Jahres trat CEO Peter Balzer aus dem Unternehmen aus und übergab den Vorsitz der Geschäftsleitung Chief Technology Officer Dr. Andrej Vckovski. Netcetera konnte sich in den letzten Jahren bei mehreren Schweizer Gross- und Privatbanken einen Namen machen und realisierte beispielsweise im letzten Jahr die Online-Vermögensverwaltung «Portfolioline» der Bank Julius Bär. Im Ausland zählt man u.a. die European Space Agency (ESA) zu den Kunden.
Gründungsjahr: 1996
Geschäftsführer: Dr. Andrej Vckovski
Niederlassungen: Zürich
Anzahl Vollbeschäftigte: 55
Umsatz 2001: ca. 12 Mio. Franken
Gewinn/Verlust 2001: k.A.
Hauptreferenzen: UBS, CS, Bank Julius Bär, Viseca, Swissca, ZKB, ESA

Obtree Technologies

Die 1996 als Open Mind Systems gegründete Basler Obtree ist in den letzten zwei Jahren in unglaublichem Ausmass gewachsen und musste wohl insbesondere deshalb im 2001 personalmässig über die Bücher.
Im Frühjahr 2000 erhielt Obtree Risikokapital von IQ Capital und in einer zweiten Venture-Capital-Runde von Swiss Life Equity Partners und der Genfer Privatbank Pictet & Cie. Diese drei Hauptinvestoren und weitere, nicht genannt sein wollende Geldgeber, schossen im Juli letzten Jahres weitere 30 Mio. Franken in das Unternehmen ein, das seinen für Ende 2000 geplanten Börsengang «aufgrund der schlechten Stimmung an den Börsen» auf unbestimmte Zeit verschieben musste.
Die Expansion begann eigentlich bereits im Sommer 2000, als Obtree die Berner Born Informatik mit 87 Mitarbeitern übernahm. Ende 2000 folgte dann die Übernahme der in der Schweiz und Deutschland ansässigen HQ-Gruppe, die mit damals 45 Mitarbeitern web- und medienbasierte Lern- und Informationssysteme und webbasierte Lösungen für das Management von Personalprozessen und zur Aufbereitung von unternehmensspezifischen Inhalten entwickelt. Es entstand ein für Schweizer Verhältnisse übergrosser Koloss mit 350 Mitarbeitern, eine klare Ausrichtung ist mit der Übernahme der HQ-Gruppe bislang nicht sichtbar.
Im Herbst letzten Jahres gab man schliesslich bekannt, die Niederlassungen in Dänemark und Spanien loswerden zu wollen und den Personalbestand zu reduzieren. Heute beschäftigen die Basler noch 275 Mitarbeiter, davon 211 in der Schweiz.
Im September letzten Jahres verliess Mitbegründer und CEO José Valcarce die operative Führung des Unternehmens und übergab den Chefsessel an Manuel Ebner, einen Abkömmling des Basler Ebner-Clans. Kaum war der Sessel allerdings angewärmt, übernahm ihn ein alter Bekannter im Schweizer Computer-Business: Am 1. November trat Frank Boller, ehemaliger Chef von Hewlett-Packard Schweiz und CEO von Diax, das CEO-Zepter. Boller kommentierte damals: «Der Plan war agressiver, als es das Unternehmen verkraften konnte.» Zur gleichen Zeit nahm eine weitere Berühmtheit bei Obtree Einsitz: Rolf Brugger, Chairman von Pixelpark Schweiz, ist seither Verwaltungsratspräsident und wird nach eigenen Aussagen «in enger Zusammenarbeit mit Frank Boller vor allem für strategische Belange zuständig sein».
Obtree entwickelt «Obtree C3», ein Content-Management-System für grosse Websites und ist damit der grösste Schweizer Konkurrent von Day Interactive. Inzwischen ist auch eine ASP-Version von C3 und ein Bundle mit einem IBM-Server erhältlich. Die Fachzeitschrift «InfoWeek» hat C3 in der Kategorie «Schweizer Software» zum Produkt des Jahres 2000 gewählt.
Gründungsjahr: 1996
Geschäftsführer: Frank Boller
Niederlassungen: Basel, UK, Deutschland, USA
Anzahl Vollbeschäftigte:
275, davon 211 in der Schweiz
Umsatz 2001:
ca. 45 Mio. Franken (Schätzung)
Gewinn/Verlust 2001:
k.A. (15,2 Mio. Franken im 2000)
Hauptreferenzen: Roche, Huber&Suhner, UBS, Credit-Suisse, Winterthur Versicherung, Canon (Schweiz), SBB Cargo, Pax Schweizerische Lebensversicherung

Pixelpark Schweiz

Als wichtigste Meldung von Pixelpark Schweiz im 2001 kann die Übernahme der Zürcher Digivision gesehen werden. Der Digivision-Gründer Robert Hess verkaufte im Herbst 2000 seine Firma an die Deutsche Kabel New Media-Gruppe. Die Akquisition hätte durch eine Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage finanziert werden sollen. Die Kabel-Gruppe fiel im Frühjahr 2001 durch Negativschlagzeilen auf. Zunächst schloss ihr US-Geschäft und beantragte schliesslich die Insolvenz.
Anfang Juli gelang es Hess, kurzfristig aus dem Deal auszusteigen. Hess trat vom Übernahmevertrag zurück, weil die Übernahmevereinbarungen gar nie eingehalten worden seien. Nur für kurze Zeit prägte allerdings wieder das Digivision-Firmenschild an der Zürcher Nussgasse. Bereits Mitte August verkaufte Hess sein Unternehmen an Pixelpark Schweiz. Die vor einem Jahr noch auf der Liste der Niederlassungen von Digivision erschienenen Standorte Lugano, Bern, Genf und Mailand sind mittlerweile verschwunden, dafür zeichnet Hess nun als CEO von Pixelpark Schweiz verantwortlich. Auch was die Mitarbeiterzahl angeht, haben Digivision und Pixelpark im 2001 stark abgebaut. Von den im Sommer 2001 noch auf der Lohnliste stehenden 195 Mitarbeitern verblieben per Ende 2001 noch 130.
Pixelpark Schweiz entstand durch die Übernahme der Basler MMK durch die deutsche Pixelpark und den Kauf des Schweizer Multimediapioniers Furrer & Partner im 1999. Furrer & Partner wurde im Oktober 2000 wieder in die neugegründete Pixelpark-Tochter Twoway ausgegliedert, welche Online-Werbung und – Ausbildung und die Furrer-Produkte vermarktet.
Die Pixelpark-Gruppe hat Mitte Dezember zu den Gerüchten um einen massiven Arbeitsplatzabbau Stellung genommen. Nachdem bereits im Frühling 2001 rund 200 Mitarbeiter entlassen wurden, sollen nun von den weltweit 800 weitere 200 den blauen Brief erhalten. Die Bertelsmann-Tochter will künftig kürzer treten und nicht mehr mit Full-Service-IT-Dienstleistern, Beratungsunternehmen oder klassischen Werbeagenturen konkurrieren. Im Mittelpunkt der Aktivitäten soll nun wieder die Entwicklung und Umsetzung von Portalen, Marketing-Websites, E-Shops und Multichannel-Lösungen stehen. Ausserdem will man sich auf die Stammmärkte Deutschland, Schweiz, Österreich und Frankreich konzentrieren und sich aus Spanien und Grossbritannien zurückziehen. In Grossbritannien wurden 40 Mitarbeiter entlassen, in Spanien werden derzeit Verhandlungen mit einem Minderheitsgesellschafter geführt. In Deutschland allein müssen 110 Mitarbeiter über die Klinge springen.
Per Ende 2001 verliess COO Peter Ostermann das Unternehmen und Werner Krainz, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Pixelpark Deutschland und Chief Creative Officer, musste seinen Hut nehmen. Per Q3/2001 erwirtschaftete Pixelpark weltweit einen Umsatz von 67 Mio. Euro und einen Verlust von 47 Mio. Euro. Der Mutterkonzern Bertelsmann schob Pixelpark im Dezember 2001 ein weiteres Darlehen in der Höhe von 15 Mio. Euro zu.
Gründungsjahr: 1994
(MMK Basel), 1991 Hauptsitz Berlin durch Paulus Neef
Geschäftsführer: Robert Hess
Niederlassungen: Basel, Zürich, Biel
Anzahl Vollbeschäftigte Schweiz:130
Anzahl Vollbeschäftigte weltweit: 800, bzw. 600 nach Realisierung der letzten Massnahmen.
Umsatz 2001 Schweiz: ca. 40 Mio. Franken (Schätzung IT Reseller)
Umsatz 2001 weltweit: liegt noch nicht vor, 67 Mio. Euro per Ende Q3/2001
Gewinn/Verlust 2001 Schweiz: k.A.
Gewinn/Verlust 2001 weltweit:
liegt noch nicht vor, 47 Mio. Euro Verlust per Ende Q3/2001

Hauptreferenzen: CS, Sarasin, SBB, Smart, Swisscom, UBS, Valora, Zürich


Unic Internet Consulting

Die Berner Unic Internet Consulting darf mit gutem Grund als der Aufsteiger des Jahres 2001 gesehen werden. Unic wurde 1996 als Personengesellschaft gegründet, das Angebot umfasste Internet- und Intranetlösungen. Seither wickelte UNIC über 100 Projekte im Internet- und Intranetbereich ab. Im Frühling 1998 wurde UNIC in eine Kapitalgesellschaft (GmbH) überführt.
Nach dem Ausbau des Standorts Bern wurde im Oktober 2000 im Zücher Seefeldquartier eine Filiale eröffnet. Seit Juni 2001 ist Unic eine Aktiengesellschaft.
Seit der Gründung konnten die zurückhaltenden Berner durch viel Mund-zu-Mund-Propaganda das Geschäft stetig ausbauen und den Personalbestand auf 58 Mitarbeiter ausbauen. Das Unternehmen versteht sich als Full-Service-Agentur und ist vor allem im KMU-Umfeld erfolgreich. Wichtig ist für die Berner insbesondere die Partnerschaft mit Obtree, mit deren CMS «C3» die Berner bereits zehn Projekte abgewickelt haben. Das Unternehmen ist zu 100 Prozent eigenfinanziert und arbeitet nach eigenen Angaben gewinnbringend.
Gründungsjahr: 1996
Geschäftsführer: Patrick Barnert
Niederlassungen: Bern, Zürich
Anzahl Vollbeschäftigte:
58, davon 7 in Zürich
Umsatz 2001: ca. 10 Mio. Franken (Schätzung IT Reseller)
Gewinn/Verlust 2001:
gewinnbringend
Hauptreferenzen: ATEL Aare-Tessin AG, Ascom Transmission AG, Berner Kantonalbank, Blaser Swisslube AG, GE Capital Bank, Die Schweizerische Post (Postfinance), Novartis Consumer Health AG
Branchenprofis zur E-Business-Konjunktur 2002 - Begründeter Optimismus oder Pfeifen im Walde?

Dr. Ing. Artur P. Schmidt,
Communication Director, Aseantic
Der Markt für Networking und Security wird immer mehr zu einem Schlüsselmarkt avancieren. Hierbei wird für dieses Marktsegment vor allem die Frage des IT-Outsourcing an Bedeutung gewinnen. Content Management, Customer Relationship Management sowie E-Security werden an der iEX 02 im Vordergrund stehen. Ein besonders grosses Entwicklungspotential wird in Technologien liegen, die die digitalen Assets von Unternehmen besser nutzen und somit den Return on Knowledge erhöhen.



Hansruedi Kuster,
Leiter Marketing, SAP Schweiz

Der E-Business-Markt in der Schweiz prosperiert stärker, als viele Marktauguren in der Presse und in ihren Marktaussagen aufzeigen. SAP versteht unter E-Business die Zusammenführung der Geschäftsprozesse von Lieferanten, Partnern und Kunden über das Internet. Supply Chain Management, E-Procurement, Internet-Shops oder Customer Relationship Management sind E-Business-Lösungen, für die bereits 2001 eine erfreuliche Nachfrage vorhanden war. Diese Nachfrage wird sich 2002 sicher kontinuierlich weiter steigern.
Einen echten Marktdurchbruch erwarten wir 2002 im Umfeld von Enterprise Portals. Zusätzlich versprechen Technologielösungen wie E-Application-Integration und Supply Relationship Management interessante Marktmöglichkeiten.

Dr. Markus Hinnen,
Country Marketing Manager, Hewlett-Packard Schweiz

Der E-Business-Markt ist in der Schweiz nach wie vor intakt. Das Ganze wird jedoch auf kleinerem Feuer gekocht und konzentriert sich hauptsächlich auf die Anpassungen und Erweiterungen der IT-Infrastrukturen und weniger auf spektakuläre Umsetzungen von neuen Business-Modellen.
Nach dem rasanten Niedergang des gesamten Internet-Hype muss auch die iEX eine neue Rolle einnehmen. Im Mittelpunkt steht neu die Integration der «Old Economy» mit der «New Economy». Das heisst es geht nicht mehr alleine darum, neue, eigene Business-Ansätze zu definieren, sondern vielmehr zu fragen, wie können bestehende Aufgaben effizienter und innovativer mit Internet-Technologie umgesetzt werden. Hier bietet die iEX eine wichtige Platform, bestehen doch die Besucher aus Geschäfts- und IT-Fachpublikum.
Einer der wesentlichen Trends, die wir ausmachen, ist das «Mobile-Computing». Wenn auch noch nicht alle Infrastruktur-Probleme gelöst sind, bestehen bereits heute vielfältge Anwendungen, die keine Visionen mehr sind.



Udo Jung,
CDO (Chief Development Officer), Pixelpark Schweiz


Zentrale Themen an der iEX 02 werden Integration und Kommunikation sein. Schwerpunkt heutiger E-Business-Lösungen sind häufig hochintegrierte Lösungen auf Basis bestehender Systeme. Deshalb werden Produkte und Technologien in diesem Umfeld eine wichtige Rolle spielen.
Die Kommunikation wird unter dem Schlagwort «Multi-Channel» erneut ein Top-Thema sein, da es von entscheidender Bedeutung ist, integrierte Kommunikation entlang dem gesamten Customer Life Cycle über alle relevanten Kommunikationskanäle hinweg betreiben zu können. Das Internet ist hier nur eine von vielen Möglichkeiten.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER