Minoritäten lassen Fusion platzen

Die geplante Verbandsfusion von Swiss ICT, SI und ICT Switzerland wird auf die lange Bank geschoben. Ein Alleingang der IT-Verbände ist in Diskussion.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/06

     

Es ist fast wie eine Geschichte in den Asterix-Comics, in denen sich ein kleines gallisches Dorf gegen die übermächtige römische Armee der Antike wehrt: Eine Minderheit - bestehend aus dem von einem Tessiner (Fulvio Caccia) angeführten Telco-Verband Asut (mit 14 Stimmen), den beiden welschen Verbänden GRI (3 Stimmen) und ICT SR und dem Tessiner Verband Ated sowie dem VSL und Sarit (je eine Stimme) - hat am 19. März die von den grossen, aus der Deutschschweiz dominierten Verbänden Swiss ICT, SI und dem Dachverband ICT Switzerland vorangetriebene Fusion verhindert. Die Gegner vereinten zusammen 21 Stimmen, nötig gewesen wäre ein Dreiviertelmehr (42 von 56) Stimmen. Damit ist die Vision, die zuerst lediglich zwischen Swiss ICT und SI geplante Fusion auf den Dachverband ICT Switzerland auszuweiten, in letzter Minute gescheitert.
Die Verantwortlichen scheinen damit lange Zeit nicht gerechnet haben und gaben sich entsprechend überrascht: «Wir haben die Situation unterschätzt», sagte denn auch Swiss-ICT-Präsident Thomas Flatt an der Generalversammlung am historischen vorvergangenen Donnerstag, anlässlich der Generalversammlung, zu den anwesenden Verbandsmitgliedern. Man hätte wohl nicht das nötige Feingefühl gehabt zu merken, dass die Asut-Mitglieder die Fusion nicht unterstützten.

Bedauern und Betroffenheit

In der Folge wurde die Versammlung hauptsächlich von den geplanten Traktanden wie Abnahme der Rechnung 2008 und Bewilligung des Budgets 2009 und den Berichten aus den Fachgruppen dominiert. Zu einer regulären Abstimmung über die Fusion kam es nicht, es wurde lediglich eine «was wäre wenn»-Frage gestellt mit dem Resultat, dass die anwesenden Swiss-ICT-Mitglieder die Fusion mit grosser Mehrheit angenommen hätten, wäre sie denn überhaupt zur Diskussion gestanden.

Da aber das eingangs erwähnte Resultat der Nein-Sager bereits bekannt war, wurde die Abstimmung obsolet. Im Gespräch mit IT Reseller bedauert dies Flatt und merkt an: «Die Mehrheit der Stimmenden und die Mehrheit der Verbände war dafür. Zählt man die Asut-Stimmen ab, so sind es noch 6 von 42 Stimmen aus Informatik-Verbänden, die gegen eine Fusion sind.» In einem Mediencommuniqué teilt der Dachverband mit, dass es denkbar sei, dass in einer nächsten Phase eine Konsolidierung innerhalb der eigentlichen IT-Verbände erwogen werde.


Asut-Präsident Fulvio Caccia sagt hingegen auf Anfrage, dass man eine Lösung anstreben solle, die die kleinen Verbände, die Hoch- und Fachhochschulen sowie die Industrie besser miteinbeziehe. Dies sei nötig, wolle man erreichen, dass die vom Volkswirtschaftsdepartement geplanten Vorstösse und Projekte tatsächlich umgesetzt werden. (Markus Häfliger)


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