Der Ruhepol: Thomas Reitze, Managing ­Director, T-Systems Schweiz
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Der Ruhepol: Thomas Reitze, Managing ­Director, T-Systems Schweiz

Thomas Reitze führt T-Systems Schweiz als ruhiger Stratege durch die nächste Wachstumsphase. Der passionierte Sportler geniesst ausserdem die Freiheit auf dem Velo.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2023/07

     

Thomas Reitze, Managing Director bei T-Systems Schweiz, lehnt sich entspannt zurück. Der gebürtige Solothurner strahlt eine ansteckende Ruhe aus und es fällt ihm leicht, sich in seine Kindheit zurückzuversetzen: «Ich kann mich erinnern, dass mich der Beruf Bauer immer fasziniert hatte. Ich war ein grosser Fan von Tieren und malte mir immer aus, dass ich eines Tages einen Bauernhof besitze.» Noch heute fühlt sich Reitze sehr naturverbunden, hat zwei Katzen und geniesst hob­bymässig das Gärtnern. Nachdem das Berufsbild Bauer jedoch aus dem kindlichen Dasein entwichen war, absolvierte Reitze das Gymnasium. Anschliessend studierte er an der Universität Zürich Geschichte, Philosophie und Publizistikwissenschaft. Ein Einkommen generierte er sich, indem er ein Hobby zum Beruf machte und professionell auf Auftragsbasis Comics zeichnete. In dieser Zeit war Reitze sehr interessengetrieben, wie er sagt: «Ich habe mich nie gefragt, was ich damit anfangen konnte. Ich bin bis heute der Überzeugung, dass wenn man etwas mit Leidenschaft macht am Ende auch etwas Gescheites dabei herauskommt.»

Nähe zur Regierung gefunden

Während des Studiums fand er einen Job bei der kantonalen Verwaltung Solothurn, der sich für ihn als absoluten Glückstreffer erwies. Bereits als Student durfte er bei grossen Projekten mitwirken und das Spannungsfeld zwischen Regierung, Politik und öffentlichem Sektor hat bei ihm grosses Interesse geweckt. Um dieses Interesse wiederum zu befriedigen, hängte der wissensdurstige Reitze an der Universität Lausanne sein zweites Studium «Master of public Administration» an.

Von der Verwaltung zur IT

Reitze würde sich nicht als Nerd bezeichnen, er ist weder Programmierer noch IT-Ingenieur. Erste Berührungspunkte mit der IT hatte er bei seinem Job bei der kantonalen Verwaltung. Doch so richtig IT-lastig wurde es auch nach seinem Zweitstudium nicht, denn direkt nach der Uni Lausanne wurde er 1999 von Pricewaterhousecoopers angeheuert, um als Consultant im öffentlichen Sektor mitzuwirken. Dort stellte er fest, dass die Verwaltung der Technologie hinterherhinkt. Infolgedessen wurden diverse Projekte von Reitze in Angriff genommen, um alles rund um E-Government bei Verwaltungen populärer zu machen. «Es war mein grosses Interesse für Technologie, welches mich in diese Richtung getrieben hat», resümiert Reitze.

Als dann Microsoft bei Reitze anklopfte, da der Software-Konzern jemanden mit Erfahrung und Vernetzung im Bereich E-Government suchte, vollzog er schliesslich den Wechsel in die IT-Branche, jedoch nach wie vor mit dem Hintergrund der Verwaltung und seines Engagements bezüglich E-Government. IT-Fachleute, so Reitze, suchen oftmals nach der coolsten und effektivsten Technologie – verstünden aber meistens nicht, was dem Endbenutzer schlussendlich wichtig ist. Letztere wiederum hätten dafür keine Ahnung, was mit Technologie alles möglich sei. Reitzes Aufgabe bestand daher in erster Linie darin, zwischen beiden Parteien zu vermitteln, da er sowohl die Bedürfnisse der User kannte, als auch verstand und wusste, was technologisch machbar ist.


«Ich habe mich nie auf eine Stelle beworben, sondern bin stark getrieben von den Themen, die mich interessieren», kommentiert der 53-Jährige seinen Werdegang. Vor allem sein grosses Netzwerk hat ihm immer mal wieder geholfen, Türen zu öffnen. So auch bei T-Systems Schweiz, als er angefragt wurde, sich auf die Stelle als Managing Director zu bewerben. Gereizt hat Reitze bei T-Systems die Aussicht, als grosses IT-Dienstleistungsunternehmen mit nahezu allen Branchen zusammenarbeiten zu können.

Vom Erfolg überzeugt

In seiner Rolle als Managing Director ist Reitze nun unter anderem damit beschäftigt, neue Niederlassungen in der Schweiz zu eröffnen, Partnerschaften an Land zu ziehen sowie den Bekanntheitsgrad zu steigern. Dabei geht der optimistische Manager grundsätzlich vom Erfolg aus: «Solange man mir nicht das Gegenteil beweist, bin ich vom Erfolg überzeugt.» Reitze zieht dabei eine Analogie zum Sport: Jeder Sportler oder jedes Team rechne fest damit, die Meisterschaft zu gewinnen. Warum also sollte er in der Geschäftswelt nicht auch fest von den geschäftlichen Erfolgen und der Kraft seines Teams überzeugt sein? Auch die Strategie des Geschäftsjahres 2023 basiert auf einem Fussballfeld und ist in einem Bild festgehalten, jedoch mit einem Unterschied, wie Reitze betont: «Bei uns sitzt niemand auf der Ersatzbank.» Dass sich seine Mitarbeiter dank dieser Analogie besser mit T-Systems Schweiz identifizieren können und spürbar mit mehr Effort bei der Sache sind, das schreibt sich Teamplayer Reitze als ersten Erfolg seit seinem Amtsantritt Anfang des Jahres zu.


Natürlich haben seine Aufgabe sowie seine Position auch eine Kehrseite der Medaille. «Die Leute kommen häufig mit Problemen zu mir», schildert Reitze. Um dem zu begegnen, vergleicht er die internen Eskalationsstufen mit dem Schweizer Föderalismus. Die Gemeinden, quasi die Mitarbeitenden, lösen ihre Probleme grundsätzlich selber. Erst bei grösseren Problemen, wie etwa Budgetfragen, wendet man sich an den Kanton, quasi die Teamleiter – und nur wenn alle Stricke reissen, fragt man schliesslich beim Bundesrat, wie sich Reitze scherzend bezeichnet, um Rat.

Die Ruhe in Person

Um seinem Job gerecht zu werden, kann sich der Manager auf seine ruhige Art und ausgeprägte Gelassenheit verlassen. Als Ausgleich betreibt Reitze Sport in Form von Velofahren, am liebsten lange Etappen zu prominenten Zielen im Ausland. Der Ausdauersport hat es ihm angetan – auch Triathlons hat er bereits absolviert. Von irgendwoher stammen seine vielen Analogien zum Sport schliesslich. Wenn er nicht gerade eine berufliche oder sportliche Herausforderung meistert, geniesst der gelernte Barista gerne zusammen mit seinem Sohn in seiner Männer-WG selber gebrühten und perfektionierten Kaffee in grosszügigen Mengen. «Persönliche Rituale, die man immer wieder pflegt, sind sehr wichtig für das eigene Wohlbefinden», sagt Reitze, der sich selber als Genussmenschen sieht.

Thomas Reitze

Thomas Reitze ist in Solothurn aufgewachsen und lebt heute immer noch dort. Er besuchte das Gymnasium und studierte Geschichte, Philosophie und Publizistikwissenschaft. Anschliessend hängte er noch einen Master of public Administration an. Ab 1999 arbeitete er als Consultant für PwC und forcierte diverse Projekte im Bereich E-Government. Schliesslich wechselte er 2005 zu Microsoft, um sein Netzwerk im öffentlichen Sektor als Director Public Sector gewinnbringend einzusetzen. Nachdem er dieselbe Position ab 2013 bei IBM bekleidete, stiess er 2020 zu T-Systems, wo er seit Januar 2023 als Managing Director die Zügel in der Hand hält.


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