Kingstons hindernisreicher Weg in den Server

Kingston findet, VARs und Systemintegratoren sollten Kingston-Module in Server einbauen. Der Haken dabei sind die Garantiebedingungen der Hersteller.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/17

     

Thomas Marschner, Kingstons Mann für Zentraleuropa, findet, Händler, VARs oder Systemintegratoren sollten statt den Speichermodulen der Hersteller diejenigen von Kingston einbauen. Und er hat ein gutes Argument. Man verdient mehr – wesentlich mehr. Die Kingston-Module seien wesentlich günstiger als diejenigen, die einen Aufdruck des Herstellers tragen, und die Marge oder die Preisflexibilität des Händlers ist grösser. Von der Qualität her, da ist Marschner überzeugt, kann Kingston mit jedem Hersteller mithalten.
So weit so gut – doch wie steht es mit der Garantie? Dem Händler nützen günstige Preise und hohe Marge wenig, wenn der Kunde die «Fremd-Module» nicht akzeptiert oder er später Probleme mit Garantieleistungen oder Service-Verträgen bekommt.

«...extends only to...»

Tatsächlich schränken die Hersteller ihre Garantiebedingungen auf «eigene» Memory-Module ein. Die Garantiebedingungen bei Compaq zum Beispiel sind da klar: «Compaq warranty extends only to Compaq products and options.» Und Compaq warnt die Kunden: «If your Compaq product is not operating correctly, you may be asked to verify that any non-Compaq option is not responsible for the problem by uninstalling any such item.» Bei IBM sind die Bedingungen ähnlich: «Grundsätzlich gilt, dass Fremdspeicher oder Fremdoptionen nicht in der IBM Garantie für ein IBM Produkt inbegriffen sind», so IBM-Sprecherin Susann Orozco. IBM befürchtet zu Recht, dass es im Garantie- oder Servicefall zu «ausgiebigen Diskussionen» zum Leidwesen des Kunden kommen kann.
Ausnahmen gibt es allenfalls, so Orozco, falls IBM einen Zusatzwartungsvertrag für die Fremdkomponenten anbietet und ein solcher Vertrag unterzeichnet wurde. HP ist sogar soweit gegangen, Netzserver so zu programmieren, dass sie beim Start eine Warnung ausgeben, falls nicht HP-Module eingebaut sind. Der Hintergrund dafür ist klar, denn die Hersteller verdienen an den Speichermodulen gutes Geld.

Garantie problematisch

Was Garantieleistungen angeht, ist der Einbau von «fremden» Speichermodulen Also tatsächlich problematisch. Denn die Garantie für das System bleibt zwar bestehen, aber der Händler oder der Service-Erbringer muss unter Umständen erst beweisen, dass nicht die Kingston-Module schuld am Problem sind. Und das kann ganz schön aufwendig (Wegstunden!) werden. Sowohl Sun als auch Compaq bestätigten auf Anfrage, dass Service nur dann nicht berechnet wird, wenn der Fehler nicht vom Produkt eines Drittherstellers ausging.
Kingston hält dagegen und rät dem Kunden, den Service-Erbringer zu zwingen, die Kingston-Module in den Service-Vertrag einzubeziehen. Kingston: «Bedenken Sie immer, dass Sie der Kunde sind. Erinnern Sie Ihren Servicepartner daran, dass Sie für den Servicevertrag zahlen...»
Kingston selbst garantiert zwar für die Module ebenfalls und bietet mit den Servicepartnern Also Comsyt und SGI auch eine Service-Organisation in der Schweiz. Doch es bleibt das Problem, dass der Händler oder Kunde jeweils zuerst herausfinden muss, ob das Problem beim Speicher oder anderswo liegt. So ist der Einbau der finanziell attraktiven Module wohl erst jenen Händlern zu empfehlen, die im Garantiefall sowieso der erste Ansprechpartner des Endkunden sind. (hc)


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