Linux für KMUs?


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 1999/03

     

Über Linux-Systeme wird momentan viel und meist euphorisch gesprochen. Kleinere und mittlere Unternehmen mögen daher versucht sein, auf den Linuxzug aufzuspringen. Entscheidend, ob und wann Linux wirklich Einzug hält, sind aber letztlich die zu erwartenden Kosten für Installation, Service und Support.
Kommerzielle Unix-Systeme dürften für KMUs meist zu teuer sein. Ausserdem tragen die vielen Varianten nicht gerade zu einer Klärung der Lage bei. Da kommt Linux gerade richtig. Da KMUs an kostengünstigen und längerfristigen Lösungen interessiert sind, ergeben sich hier Möglichkeiten für VARs und Integratoren.
Entgegen den Ankündigungen von Oracle, Netscape, IBM, Informix, Sybase und anderen, scheint es jedoch zweifelhaft, ob Linux vor der Jahrtausendwende wirklich kommerziell unterstützt wird. Auch wenn viele Anbieter von PC-Servern ernsthaft über Linux nachdenken, werden sie sich andererseits hüten, ihre eigenen Unix-Strategien damit zu unterwandern. Die Besorgnis über einen ziemlich chaotischen Markt wird diese Zweifel eher noch verstärken.
Andererseits kann Linux die Abhängigkeit von Microsoft etwas verringern. IBM und andere Hersteller von Middlewareprodukten sehen in Linux eine Möglichkeit, Softwarelizenzen zu bekommen, mit denen sie nicht direkt gegen die Ambitionen von Microsoft antreten müssen.
Firmen, die bereit sind, sich auf Linux einzulassen, sollten jedoch über ein paar Punkte nicht im Unklaren gelassen werden:
- Wer keine Erfahrungen mit Unix hat, darf nicht glauben, Linux sei einfacher zu installieren, zu konfigurieren und zu benutzen.
- Die Unternehmen benötigen einen starken und fähigen Partner, der das System installiert und betreut.
- Wer sich auf Linux einlässt, muss wissen, dass er fortan für seine Büroanwendungen mit einer Windows-Emulationen, X-Windows oder einer andern Benutzeroberfläche arbeitet, die nur bedingt einen Ersatz für die fehlende Kompatibilität mit Windows ist.
- Schliesslich dürfte es sich als richtig erweisen, mit einem der grossen Anbieter von Linux zusammenzuarbeiten, damit möglichst wenig Versionskonflikte auftreten.
Für Unternehmen, die bereits über Erfahrung mit Unix verfügen und daran denken, Server für neue Features einzurichten, dürfte es sich lohnen, die Linuxfrage mit einem Systemintegrator zu besprechen.
Man sollte sich jedoch nicht von den oft etwas vollmundigen Verlautbarungen der Herstellerfirmen einlullen lassen, denn auch sie sind erst am Anfang und schieben möglicherweise die Verantwortung ab, wenn Probleme auftauchen. (fis)


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