Softwareverkauf über das Internet


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 1999/03

     

Wenn jemand in der Industrie über den Stand der Dinge bei der Software-Direktlieferung über das Internet Bescheid weiss, so sind es die Leute, die sich kürzlich am Webseller-Symposium getroffen haben. Organisiert hatte die Gespräche der amerikanische Grossdistributor Merisel und Levin Consulting.
Softwareanbieter und Online-Reseller waren sich weitgehend einig darüber, dass bis zur vollen Blüte von ESD (Electronic Software Delivery) noch einige Jahre ins Land gehen werden. Trotzdem wollen Anbieter wie Wiederverkäufer bereit sein, sobald sich die Web-Surfer stärker für ESD erwärmen.
Bereits vor einigen Jahren hatte der in den USA für seine aggressive TV-Werbung bekannte Online-Reseller Cyberian Outpost mit ESD begonnen. Die Verkäufe haben in letzter Zeit zugenommen. Trotzdem wünscht sich das Unternehmen ein schnelleres Wachstum von «Package-free»-Softwareverkäufen, denn, wie Verkaufschef Raymond Maccio zugeben muss, bilden sie immer noch ein Nebengeschäft.
Das entscheidende Hindernis bildet die mangelnde Bandbreite des Netzes. Die Zeit für das Herunterladen hält viele Surfer davon ab, grössere Programme direkt über das Netz zu beziehen. Oft, sagt Rick Daniels von Cyberian ironisch, dauert das Herunterladen länger als die Zustellung mit der Post: «Das Geschäft wäre eigentlich bestens – nur leider nicht schnell genug. Manche Softwarepakete benötigen bis zu 20 Stunden, um auf dem Desktop des Surfers zu landen.»
Symposium-Veranstalter Merisel selber hat nur gerade mit fünf Softwareanbietern ein ESD-Abkommen. Tracy Robbins, Vizepräsidentin Software Products bei Merisel, meint: «Viele unserer Kunden glauben zwar für die Zukunft an eine grosse ESD-Nachfrage, doch im Augenblick können wir nicht allzuviel Interesse feststellen.» Sie ist jedoch überzeugt, dass die Anwender über kurz oder lang ihre Berührungsängste verlieren werden. Das hänge, so Robbins, vor allem mit den Gewohnheiten der Kunden zusammen, sei also letztlich nur eine Frage der Zeit.
Daniels von Cyberian verdeutlicht: «Sobald Kabelmodems und DSL (Digital Subscriber Line) Mainstreamtechnologien geworden sind, können sich die Softwareanbieter nicht mehr davor drücken, über ESD nachzudenken. Sie wären ja auch verrückt, wenn sie es nicht täten.»


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welchen Beruf übte das tapfere Schneiderlein aus?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER