Mobiles Web: Jetzt geht’s vorwärts

Weil heute Handys weiter verbreitet sind als PCs, könnte sich das drahtlose Web bald durchsetzen, sagen die Autoren des neuen Technology Forecast von PWC.

Artikel erschienen in IT Reseller 2001/12

   

Das drahtlose Internet könnte die Geschäftswelt schnell und radikal verändern, sagen die Autoren des neuen Technology Forecast von Pricewaterhousecoopers. Heute sind Handys weiter verbeitet als PCs weil ein Mobiltelefon bequemer und einfacher zu bedienen ist. Bis 2003 werde auch der Zugriff aufs Internet öfter von einem mobilen Gerät aus erfolgen als mit einem PC.
Der Erfolg der mobilen Kommunikation hängt allerdings stark von den Anwendungen ab. «Applikationen für das mobile Internet dürfen keine blossen Anpassungen konventioneller Internetanwendungen sein, sondern müssen sich die neuen Möglichkeiten des Mobilfunks zunutze machen, um erfolgreich zu sein», betonte der Chefredaktor des Technology Forecast, Eric Berg, im Gespräch mit IT Reseller.
Er sieht klare Anzeichen dafür, dass es mit dem mobilen Internet rascher als bisher voran gehen wird: «In Japan stieg die Zahl der Abonnenten für den iMode-Dienst in zwei Jahren von Null auf zwei Millionen. Das hat die kühnsten Erwartungen übertroffen. Bei uns in den USA waren mobile E-Mail-Dienste lange nicht sehr erfolgreich. Jetzt ist es möglich, die gleiche Mailbox für PCs und mobile Geräte zu benutzen, und schon findet ein Aufschwung statt.»
USA im Hintertreffen
Im Forecast wird allerdings festgestellt, dass Konsumenten wie Unternehmen in den USA bei der Annahme neuer mobiler Internet-Technologien weit zögerlicher reagieren als in Japan und Europa. Als Grund nennen die Autoren, dass die vielgescholtene, staatliche Regulation in Europa und Asien zu einheitlichen Standards führte. Dadurch wurden die Anwender ermutigt, auf das mobile Netz umzusteigen. Die Folge davon ist, dass neue Entwicklungen von globalen, aber nicht in den US beheimateten Anbietern und Geräteherstellern kommen, was wiederum zur Verbreitung erweiterter Dienste und dem Aufbau öffentlicher, drahtloser Netze beiträgt.
Trotz allem Lärm um Drittgeneration-Mobilfunktechnologien (G3) und Frequenz-Auktionen wird sich der Aufbau der sogenannten Zweieinhalbten Generation, also auf der auf dem heutigen GSM aufsetzende General Packet Radio Service (GPRS), als entscheidend herausstellen. Berg: «GPRS wird die Netze gegenüber heute sehr viel schneller machen und endlich mobilfunk-spezifische Anwendungen ermöglichen. So wird ein Unternehmen beispielsweise sofort feststellen können, wo sich bei einem Schadensfall der nächste Servicetechniker aufhält.»
WAP is not crap
Solche aufenthaltsortsbasierten Dienste werden laut Berg zwar auch in den B2C-Markt Eingang finden, die wirklich wichtigen Entwicklungen würden sich aber hinter Firewalls im B2B-Bereich abspielen. Und er ist überzeugt, dass WAP dabei noch lange nicht ausgedient hat: «Die berechtigte Kritik an WAP – langsam, umständlich, in sich geschlossener Standard – ist zum grössten Teil Kritik am Netz. Breitbandigere Verbindungen werden zeigen, dass WAP, und insbesonders das auf Mitte Jahr zu erwartenden WAP 2.0 mit XML-Unterstützung, besser ist, als sein Ruf.»
Wenn die Anbieter später G3-Netze aufbauen, werden sich die Benutzer bereits an die Anwendungen gewöhnt haben. G3-Netze werden daher vor allem dazu dienen, mehr Kunden zu bedienen. Neue Dienste, wie etwa mobile Video-Konferenzen, kommen nach Meinung von Berg erst in zweiter Linie. (fis)
Technology Forecast 2001–2003
Das Technology Center von Pricewaterhousecoopers in Menlo Park, Kalifornien, veröffentlicht jedes Jahr einen Technology Forecast, der sich mit den Entwicklungen im IT-Bereich befasst. Neben klassischen Bereichen wie Halbleitertechnik und traditionelle Computerplattformen wurde dieses Jahr erstmals auch der Mobilkommunikation ein eigenes Kapitel gewidmet.
Ausserdem enthält der Forecast Interviews mit Alan Harper, Group Strategie Director bei Vodafone, Kurt Hellström, CEO von Ericsson, Don Listwin, CEO von Openwave Systems, Keji Tachikawa, CEO von NTT Docomo und Paul Wahl, Präsident von Siebel Systems.
Der Technology Forecast 2001–2003 kostet inkl. CD 675 Franken und kann bei Sonja Jau, Stampfenbachstrasse 73, 8035 Zurich (Tel. 01 630 13 49, Fax 01 630 11 15) bestellt werden.


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