Java-Mekka San Francisco

Nach der Javaone-Konferenz stellen Analysten die Frage, wie weit die Konkurrenz unter den Anbietern von Java-Software gehen wird.

Artikel erschienen in IT Reseller 2001/12

   

Über 20‘000 Java-Anhänger pilgerten vom 4. bis 8. Juni nach San Francisco. An der Javaone-Konferenz wurden in rund 500 Sessions verschiedenste Unternehmens- und Privatkundenlösungen auf der Basis von Java und XML diskutiert. Sun selber präsentierte den Open-Source-Code für das Jxta-Projekt, der in den letzten 40 Tagen bereits 50’000 mal heruntergeladen wurde, wie das Unternehmen bekannt gab.
Ausserdem wird der Mobilfunk-Industrie gratis xHTML angeboten, um die Weiterentwicklung von Browsern auf Java-Basis und von WAP2-Anwendungen zu beschleunigen.
Sun Präsident Ed Zander gab gleich zu Beginn den Ton für die Konferenz vor, als er die Entwickler aufrief, Java zu benutzen, um «das Reich des Bösen» (Microsoft) in die Schranken zu weisen. Dabei beleuchtete er neben einer Reihe von neuen Java-Erweiterungen auch die Möglichkeiten, die Technologie ausserhalb des engeren Computer-Bereichs einzusetzen, etwa in der Sony-Spielkonsole Play Station 2.
Billy Joy, Suns Chef-Visionär, konzentrierte sich auf das Jxta-Projekt und ermutigte die Progammierer, sich an der Entwicklung eines Open-Source-Standards für den Dokumentenaustausch zu beteiligen, der ähnlich wie Napster oder Gnutella funktionieren soll.
Kommt die Selbstzerfleischung?
Mehr oder weniger freundschaftliche Püffe teilten sich Oracle Chef Larry Ellison und BEA CEO Bill Coleman in ihren Ansprachen aus. Einig waren sie sich nur in der Kritik an dem an der Konferenz relativ schwach vertretenen Konkurrenten IBM. Gleichzeitig gaben sie aber der Überzeugung Ausdruck, dass die Konkurrenz unter Java-Software-Anbietern besser sei, als sich Microsoft unterzuordnen.
Analysten zogen daraus sogleich den Schluss, bald könne man nicht mehr erwarten, dass verschiedene Java-Plattformen untereinander noch voll kompatibel seien. Der Disput erinnert an die Auseinandersetzungen um Unix. Teilweise sind auch die gleichen Leute daran beteiligt.
Nach der Analyse der Meta Group liegt das Hauptinteresse der Anbieter heute in erster Linie bei den eigenen Produkten. Das aber müsse auf Kosten der Rivalen gehen, zu denen die andern Java-Firmen genauso gehörten wie Microsoft. Dies sei das eigentliche Problem bei der Entwicklung von Standards durch mehrere Unternehmen. Wenn Geld ins Spiel komme, werde der Konkurrenzvorteil schnell wichtiger als die gemeinsam beschworene Sache.
Überraschung (!):
Die Grossen werden überleben
Schwerpunkte und Möglichkeiten der einzelnen Anbieter sind verschieden, und Java ist noch nicht wirklich fertig definiert. Zwar betonen alle, sämtliche benötigten Elemente seien vorhanden. Ihre Plattformen jedoch, so die Meta-Analyse, sind keineswegs vollständiger als Microsofts Dot-Net.
Die IBM-Produkte wurden von Sun noch nicht vollständig zertifiziert, wohl auch wegen der unterschiedlichen Interessen der beiden Unternehmen. Die Lösung von BEA ist nach wie vor nicht komplett, auch wenn sie sich schnell weiterentwickelt. Borland bietet gute, nicht serverspezifische Tools an. Doch ist zu vermuten, dass die meisten Anwender letztlich Werkzeuge wünschen, die möglichst nahe bei ihrer spezifischen Server-Umgebung angesiedelt sind. Meta Group glaubt daher, dass sich BEA und IBM nach wie vor den Löwenanteil sichern werden, nicht zuletzt, weil deren Toolsets am weitesten entwickelt sind.
Darüber hinaus stellt Meta fest, dass die Kunden zwar offen sind für Enterprise Javabeans (EJB), dass jedoch die bisher eingesetzten Entwicklungen meist noch auf der Stufe von Servelets stehen. Diese Unternehmen, meinen die Marktforscher, werden kaum neue, teurere Application-Server-Versionen kaufen, bevor sie entsprechende Anwendungen entwickelt haben. Daher prophezeit Meta Group, dass die Gewinne aus Application-Server-Lizenzen zurück gehen werden.
Gefährdet werden dadurch kleinere Unternehmen. BEA und IBM werden die besten Chancen zugesprochen, die zu erwartende Konsolidierung des Marktes zu überleben. Auch Oracle habe die Kraft, längerfristig Support zu garantieren, während Firmen wie Iona und Borland wohl die Lücken mit «Best-of-Breed»-Angeboten zu füllen suchen würden. (fis)
Suns neues Portal für Software-Entwickler
Sunsource.net fasst Informationen über sämtliche Open-Source-Projekte von Sun zusammen und soll als Kommunikationszentrum für Software-Entwickler innerhalb oder ausserhalb von Sun dienen.
Die Open Source-Bemühungen von Sun umfassen die von Sun gesponserten Gemeinschaftsprojekte Netbeans.org, Openoffice.org, Jxta.org, Brazil und Java Reliable Multicast Service, sowie zehn weitere Gemeinschaftsprojekte (vor allem auf Apache-Basis), an denen Sun mitwirkt. Sunsource.net ist mit Links zu diesen Projekten ausgestattet. Ausserdem finden sich dort die E-Mail-Adressen von Software-Entwicklern von Sun und aus der weltweiten Open-Source-Gemeinde.


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