Pferderennen

In der VoIP-Frage herrscht Uneinigkeit. Als IT Reseller vor gut einem Jahr ein Roundtable zum Thema organisierte und die Kontrahenten Cisco und Nortel aufeinander los liess, waren die Meinungen so unterschiedlich wie heute. Nortel gab Cisco keine Chance und umgekehrt. Anlässlich des aktuellen Specials VoIP/LAN-Telefonie/Konvergenz sind wir die Sache vom Channel aus angegangen. Wir befragten hauptsächlich Channel-Player, auf welches Pferd sie setzen.
Wird sich nun Cisco oder Nortel durchsetzen? Und aufgrund welcher Vorzüge? Wird Nortel seine Stärke im Telefoniebereich umsetzen oder wird sich Cisco die hohe Marktdurchdringung im Datenbereich zunutze machen können? Oder werden gar Dritte das Rennen machen? Die Ansichten darüber sind so zahlreich wie die Zahl der Dienstleister, die sich nun endlich von Konvergenzprodukten und -Dienstleistungen die fetten Margen erhoffen.
Auch was die Anzahl der effektiven Umsetzungen von VoIP und LAN-Telefonie angeht, herrscht Unklarheit. Sind es nun 10, 20 oder 30 effektive Installationen (ohne Piloten) oder mehr? Allein der Televation Server der Luzerner ALR ist bisher 45 mal installiert. Auch wenn der Grossteil der ALR-Kunden noch die alte Telefoninfrastruktur benutzt, so drängt sich eine überraschende Erkenntnis auf: ALR ist Marktführer!
Auch von der deutschen Innovaphone, die 100 Boxen in der Schweiz verkauft haben will, spricht kaum einer. Seltsam, nicht? Bei all der Verwirrnis ist eines allerdings klar. Dass über VoIP die Meinungen so krass auseinandergehen, hat Gründe: Die grossen Hersteller sprechen seit Jahren von den Vorzügen der IP-Telefonie, haben ihre Versprechungen aber (noch) nicht eingelöst. Auch die Medien sind nicht ganz unschuldig: Zu oft wird — wir nehmen uns da nicht aus — zu früh auf ein Pferd gesetzt, das kaum laufen kann.
Und wenn wir auch nicht wissen, wie das Tier mal heissen wird, dürfte eines wenigstens klar sein: Dass es bald zum Vollblüter heranwachsen wird.