Guido Honegger - Die Spürnase
Quelle: Tracker.ch

Guido Honegger - Die Spürnase

Guido Honegger hat in der Vergangenheit einige Unternehmen aufgebaut und verkauft und dabei fast immer den richtigen Zeitpunkt getroffen. Ein Geheimrezept dafür hat er nicht.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2012/05

     

Aktuell macht Internet-Pionier Guido Honegger mit Tracker.ch und dem Fröschli von sich reden. Nein, keinem Tier, es handelt sich dabei natürlich erneut um eine Lösung aus dem IT- und Web-Umfeld, nämlich einen froschgrünen Mobile Locator für Kinder. Mehr zu seinen neuesten Projekten aber später.

Alles begann beim Bauernverband

Honegger, eigentlich gelernter Tiefbauzeichner, begann seine Karriere in der IT bei der Bank Nomura als Teamleiter EDV. So richtig durchgestartet ist er dann, was auf den ersten Blick erstaunen mag, beim Schweizerischen Bauernverband. Dort traf der junge, unerfahrene Mann Anfang der 90er auf Melchior Ehrler, den damaligen Direktor des Verbandes. Er sei ein Visionär und ein grosser Mentor für ihn gewesen. Ehrler war es auch, der ihm vertraute und 1995 das Okay zur Gründung des Internet Service Providers (ISP) Agri.ch gab. In einer Zeit notabene, in der laut Honegger noch kaum jemand das Internet kannte, geschweige denn wusste, was damit anzufangen war. «Und dann innerhalb des Bauernverbandes einen ISP zu gründen, das war schon etwas Spezielles.» 1999 verkaufte der Verband Agri.ch zuoberst auf dem Internet-Hype an Cable & Wireless nach England. «Alle wollten Agri damals haben», erinnert sich Honegger.


2001 bot sich dem Gründer dann die Möglichkeit, Agri zurückzukaufen. Er zögerte nicht lange, denn er hatte bereits den nächsten Trend gespürt: «1995 sagte ich, das Internet kommt. Das war nicht so schwer, das gebe ich zu, aber man musste etwas machen. 2001 sagte ich, jetzt kommt der grosse DSL- und Breitband-Boom». Und für «e Franke Füfzg», wie Honegger scherzt, hatte er sein Baby zurückgekauft. Es wurde später in Green umgetauft und wuchs zu einem der grössten ADSL-Provider in der Schweiz.

Das Ende des DSL-Booms

2007 schlug Honeggers Trendbarometer erneut aus: Er habe gemerkt, dass der DSL-Boom langsam vorbei ist, meint er, «und weil damals alle scharf auf Green waren, sagte ich mir, verkaufe ich das Unternehmen doch wieder». Der Zürcher zog sich danach für eine Weile zurück, tankte neue Energie. Er habe zwar schon noch etwas gearbeitet, aber nicht so «gäch», meint Honegger. Viel mehr genoss er die freie Zeit mit seiner Familie. Bis 2010, als seine Spür­nase eine neue Fährte aufnahm: M2M, Ma­chine-to-Machine-Kommunikation.


Nach zwei Jahren weg vom Business kam er sich zu Beginn von Tracker.ch – so taufte er sein neues Baby – vor wie in einem Hollywood-Streifen. «Ich wollte für Tracker wieder alle meine Jungs aus der Agri- und Green-Zeit haben, die besten, à la Ocean’s Eleven. Ich rief sie an und alle kündigten ihre Jobs und kamen zu mir», schwärmt Honegger über sein Team, mit dem er schon einige Schlachten geschlagen habe und auf das er sich voll verlassen könne. Hinter Tracker.ch steht die Solution-Gruppe mit heute rund 45 Personen, die von Honegger als VR-Präsident und CEO geführt wird.

Über sein Geheimrezept und Rückschläge

Honegger hat, so scheint es, ein gutes Gespür für Trends, für den richtigen Zeitpunkt. Ein Geheimrezept dafür hat er nicht, aber ein paar Tipps: «Ich glaube, die grösste Kunst dabei ist, loslassen zu können. Denn wenn alle etwas wollen, dann werden viele übermütig und wollen noch mehr. Das ist aber genau das, was man nicht machen darf.» Ganz wichtig sei auch, dass man teilen und zuhören könne. Trotzallem gesteht Honegger ein, dass man den richtigen Zeitpunkt nie trifft, das sei unmöglich.


Hatte Honegger nur Glück? Nein. Es gab in seiner Karriere auch Zeitpunkte, die falsch gewählt waren. 2004 hatte er beispielsweise das Gefühl, dass das Content Filtering ganz gross kommen wird. Er gründete das Unternehmen Alpha.ch und liess eine entsprechende Firewall entwickeln. Dann kamen Probleme mit Herstellern, das Produkt war zu teuer, man war schlicht zu früh am Markt. «In einem solchen Fall musst du sehr schnell den Mut haben zu sagen: ‹Jetzt hast du eine Kiste versenkt, das reicht.›» Honegger hatte ihn und stellte Alpha.ch ein. «Der Erfolg ist eines, aber man muss auch völlig emotionslos eingestehen können, wenn etwas nicht geklappt hat.»

Leidenschaftlicher FCZ- und ZSC-Fan

Mit viel Herzblut ist Honegger nicht nur im Job, sondern auch im Sport dabei, vor allem wenn seine Lieblings-Teams spielen. So ist er oft an den Matches des FCZ und des ZSC anzutreffen. 1997 konnte sich der heute 46-Jährige, der bereits als Bub riesiger FCZ-Fan war, sogar einen grossen Traum erfüllen, nämlich mit der eigenen Firma als Hauptsponsor auf den Leibchen des FCZ präsent zu sein.

Auch selber ist Honegger regelmässig sportlich aktiv. Drei Mal die Woche quält er sich zuhause auf seinem Cross-Trainer. Ansonsten ist er mit seiner Familie häufig in der Lenzerheide beim Skifahren oder Biken anzutreffen. Daneben bleibt für Honegger leider nur wenig Zeit für weitere Hobbys. Auch nicht mehr für die Politik. 1999 stand er als Vertreter der Internet-Partei noch zusammen mit der heutigen Bundesrätin Doris Leuthard auf einer Liste für die Nationalratswahlen. Heute verfolgt er das Geschehen nur noch passiv mit.

Guido Honegger

Guido Honegger wurde im Oktober 1966 geboren und wuchs im zürcherischen Adliswil auf. Dort besuchte er auch alle Grundschulen. Darauf folgten eine Lehre als Tiefbauzeichner und verschiedene Weiterbildungen im Bereich Informatik und Betriebswirtschaft. Danach arbeitete der zweifache Familienvater (Sohn und Tochter) bei der Bank Nomura, unter anderem als Teamleiter in der EDV, bevor er 1991 als Informatik-Chef des Schweizerischen Bauernverbandes in Brugg seine Karriere in der IT so richtig startete. Innerhalb des Verbandes gründete er 1995 dann den Internetprovider Agri.ch, den er 1999 an Cable & Wireless verkaufte. Nur zwei Jahre später kaufte er Agri zurück und machte daraus im Jahr 2001 Green.ch. 2008 entschloss sich Honegger dann erneut für einen Verkauf und zog sich bei Green zurück, um nach einer kurzen Auszeit 2010 dann als CEO und VR-Präsident der Solution.ch-Gruppe wieder ins Rampenlicht zu treten. Ihren Wohn- und Lebensmittelpunkt haben der 46-Jährige und seine Familie heute in Rüschlikon am Zürichsee. (mv)


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