Kehrtwende bei Maxdata

Während die deutsche Holding von Maxdata magere Zahlen fürs 2000 veröffentlicht, geht es Maxdata Schweiz den Verhältnissen entsprechend blendend. Der deutsche PC-Konzern verabschiedet sich von Pansite und vom Konzept «Full-Service-Provider».

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/04

     

Fast zwei Milliarden DM (1,86 Mia.) setzte der deutsche Maxdata-Konzern letztes Jahr um. Daraus resultierte aber nur ein magerer Gewinn, nämlich etwa 15 Mio. DM. Gegenüber 1999 resultierte ein Umsatzrückgang des KMU-Spezialisten von etwa 15 Prozent. Damit sind die Aktionäre des am «Neuen Markt» kotierten Unternehmens natürlich nicht glücklich. Hätte Maxdata nicht zwei Grossaktionäre, die «ihre» Firma nicht verkaufen wollen (Mitbesitzer Holger Lampatz: «Nur über meine Leiche!»), so wäre der deutsche PC-Konzern heute ein Übernahmekandidat.

Abschied von Pansite

Im Winter 99 übernahm Maxdata Beteiligungen an der deutschen Software-Firma Panvision und deren Tochter Pansite. Im Frühjahr 2000 folgte dann die Ankündigung, Maxdata werde das CMS (Content Management System für die Verwaltung von Website-Inhalten) Pansite im ASP-Verfahren über bestehende und neue Partner vertreiben. Im November 2000 war der Maxdata-Chef Holger Lampatz noch voller Optimismus, wenn er auch zugestand, dass sich die Erwartungen in ASP noch nicht erfüllt hatten. «Heute kann ich sagen: die Investition in Pansite war völlig richtig , aber die Zeitachse ist länger als erwartet,» sagte er uns damals im Gespräch.
Hat sich offenbar zu sehr in die Länge gezogen. «Durch die verhaltene Entwicklung im europäischen ASP-Markt konnte der geplante Umsatzbeitrag von sechs Mio. DM für das Geschäftsjahr nicht annähernd erreicht werden,» so die offizielle Mitteilung von Maxdata. Man werde sich deshalb von den Beteiligungen an Pansite und Panvision trennen, heisst es. Damit ist der Traum von Maxdata als «Full-Service-Provider» ausgeträumt.
Maxdata-Sprecher Tim Heidfeld sagte zum überraschenden Schritt: «Es ist halt besser, die Investitionen zu stoppen, wenn man sieht, dass das Geschäft nicht anzieht. Pansite ist ein gutes Produkt, aber unsere Zielkunden haben das Produkt nicht angenommen. Pansite wird bei Grossfirmen eingesetzt aber nicht im KMU-Segment. Wir wollen keine Märkte machen.»

Konzentration auf Kernkompetenzen

Mit dem Rückzug aus dem Projekt Pansite geht Maxdata zurück zu den Wurzeln. Der PC- und Server-Produktion. Ohne «e»-Irgendwas geht es aber auch in Zukunft nicht. Die neue Devise bei Maxdata heisst «e.future.today». Gemeint ist damit die Integration von Kunden und Lieferanten, also der gesamten Lieferkette, über SAP und Internet. Welcher PC-Hersteller wollte das nicht?
Allerdings ist es den Deutschen durchaus zuzutrauen, dass sie ihre Prozesse schneller und besser in den Griff kriegen als die Konkurrenz. Die PC-Fabrik in Würselen gehört zu den modernsten in Europa und Maxdata ist in der Lage zu sehr günstigen Kosten individuelle PCs herzustellen.
Die Frage ist, ob der Markt überhaupt weiterhin in diesen Mengen nach PCs verlangen wird. Dazu Tim Heidfeld: «Unsere Kunden sind europäische KMUs. Unsere 6200 Fachhändler geben uns die Kundenwünsche sehr genau weiter. Und falls der Markt wirklich nach neuartigen Geräten verlangen sollte, sind wir in der Lage, sehr rasch zu reagieren.» Gemäss Heidfeld wächst zur Zeit der Server- und Mobile-Bereich sehr stark – eine Beobachtung, die auch vom Geschehen im Schweizer Markt bestätigt wird.

Maxdata Schweiz: «Ein vernünftiger Entscheid»

Eric Hofmann, der Leiter der helvetischen Niederlassung des deutschen Konzerns, ist gar nicht unglücklich über den Rückzug aus Pansite. Hofmann: «Der Ausstieg ist aus heutiger Sicht vernünftig. Ich bin froh, dass wir in der Schweiz noch keine Investitionen in Pansite getätigt haben und Holger Lampatz die Marktakzeptanz zuerst in Deutschland ausprobieren wollte. Die Applikation ist vielleicht ihrer Zeit voraus.»

Gute Schweizer Zahlen

Maxdata Schweiz hat, «Digital Winter» hin – «PC-Krise» her, ein gutes Jahr hinter sich. Der Umsatz wurde um 20 % auf knapp 100 Mio. Franken gesteigert. Wichtiger noch als reine Umsatzzahlen: «Wir haben einen ordentlichen Beitrag zum Konzerngewinn beigesteuert», so Hofmann. Im Januar/Februar diesen Jahres scheint das Geschäft sogar noch angezogen zu haben. Trotz der Umstellung des betriebswirtschaftlichen Systems liege man «weit über Budget», so Hofmann.
Mit PCs wurden etwa fünf bis sechs Prozent mehr umgesetzt. Massiv zugelegt hat Maxdata in der Schweiz hingegen mit Notebooks (+ 100 %) und mit Servern (+ 300 %). Relativierend ist aber anzufügen, dass das Server-Geschäft in Stückzahlen weiterhin sehr klein ist. Sehr erfolgreich sei das Bundle von Server und Schulung, so Hofmann. Ein weiterer Kurs wird im Mai stattfinden. Hofmann schlägt damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Das Know-how der «kleinen» Händler wird um Windows 2000 und Clustering erweitert und er wird erst noch die «Platinum»-Serverreihe los.
Unterdessen werden etwa 92 Prozent der Bestellungen durch die Händler über den Maxdata-Internet-Shop aufgegeben. Damit dürfte wohl das Ende der Fahnenstange erreicht sein, so Hofmann, denn die restlichen Bestellungen betreffen grössere Projekte von über 30 PCs. Diese werden wohl auch in Zukunft mit einem Aussendienstler besprochen. Mit der Umstellung aller Prozesse auf SAP diesen Januar wurde auch der Webshop verbessert. Man kann unterdessen auch Server und Notebooks individuell konfigurieren, die Lieferzeit für BTO-Maschinen (Built-to-Order) wurde auf fünf bis sieben Tage verkürzt. (hc)
Zukunft AMD und TFT
«Wir verkaufen die Bundles mit Bildschirm und AMD-PC ‘wie warme Weggli’,» sagt Maxdata-Chef Eric Hofmann. Die Bundles scheinen den Maxdata-Händlern ein gutes Argument gegen Mediamarkt & Co. zu geben, zielen die Maschinen doch klar auf den SOHO-Markt.
Ebenfalls zufrieden ist Maxdata mit dem Absatz von TFT-Monitoren. «Der Absatz nimmt sprunghaft zu,» so Hofmann. Obwohl die Preise stark zurückgegangen sind (Hofmann erwartet den ersten TFT-Screen für 999 Franken Endkundenpreis im Q3) seien die Margen immer noch «anständig». Hofmann: «TFT-Monitore sind für alle eine Freude.»


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