Holländische Visionen


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/04

     

Der schwedisch / finnische «Julf» Helsingius ist einer der Internet-Pioniere in Holland. Wortgewandt und leger ist er der Zuständige für Visionen beim amerikanisch-holländischen IP-Konzern. «Man erwartet von mir Technologie-Visionen. Aber ich bin mir nicht so sicher, was das bedeuten soll,» so seine Einleitung zum Gespräch. Im Verlauf der Diskussion wird dann aber schnell klar, dass Helsingius durchaus einige Vorstellungen von der Zukunft hat. Freimütig gibt er aber auch zu, dass man sich täuschen kann: «In den 80er Jahren wurde ich ziemlich berühmt mit der Aussage, dass das Zeitalter der Rechenzentren definitiv vorbei ist. Ich revidiere mein Statement von damals ein für allemal.»
Die Zukunft gemäss KPNQwest: «IP heisst IT und IT heisst IP». Helsingius: «Scott McNealy hat mit dem Slogan ‘The Network is the Computer’ Recht behalten, auch wenn er damals vielleicht die Bedeutung dieses Satzes gar nicht verstand.» Für den CTO von KPNQwest gibt es keine Alternative zu IP, denn das Protokoll kann für Netzwerke von 20 bis 200 Mio. Hosts und Bandbreiten von 1200 bps bis 40 Tbps (Tera-Bit pro Sekunde) benützt werden.
Sprachdienste werden auf den Netzwerken der Zukunft zu Randapplikationen, so Helsingius. Er erläutert seine Behauptung an einem Beispiel. Wenn eine Million Menschen eine Internet-Präsentation in Fernsehqualität verfolgen, so benötigen sie auf dem Backbone eine Bandbreite von 2 Tbps. Dies entspricht 30 Millionen Menschen, die gleichzeitig telefonieren. Ausserdem – und da gehen wir mit Helsingius einig – nennt er Speicher-Dienstleistungen die «Killer-Anwendung» der Zukunft.
Doch wer wird sich durchsetzen? Die traditionellen Carrier und Hoster oder Firmen wie KPNQwest oder Interxion, die eine völlig neue, vollständig IP-basierte Infrastruktur aufbauen? Gemäss Helsingius werden sich nur wenige durchsetzen. Der Vorteil der Besitzer von grossen Netzwerken und vielen Datencentern ist, dass sie untereinander Bandbreiten austauschen können, ohne dass Geld fliessen muss. Helsingius spricht von «Fiber-SWAPs». Wir vermuten, dass zum Beispiel KPNQwest mit Global Crossing solche «Fiber-SWAPs» unterhält, wo Kapazitäten zwischen den USA und Europa gegen solche in Europa ausgetauscht werden. (hc)


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