Microsoft führt Aktivierungszwang für kommende Windows- und Office-Versionen ein

Microsoft will seine kommenden Versionen von Windows und Office vor Raubkopierern schützen und führt deshalb eine neue Aktivierungstechnologie ein. Offen bleibt allerdings, wie Kunden auf die sogenannt «anonyme» Aktivierung reagieren werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/03

     

Um sich vor Software-Piraterie zu schützen, will Microsoft künftige Versionen von Windows und Office mit einer neuen Aktivierungstechnologie ausliefern.
Der Software-Riese lamentiert seit Jahren, dass ein Drittel aller geschäftlich genutzten Software «schwarz», also ohne legale Lizenz, eingesetzt werde. Immer wieder, sagt Microsoft, verstossen die Anwender «bewusst oder unbewusst gegen das Urherberrecht, indem sie Programme Dritten zur Verfügung stellen oder auf mehreren PCs einsetzen» – auch in der Schweiz.
Laut einer 1999 im Auftrag der Dachorganisation der Softwareindustrie zur Bekämpfung von Softwarepiraterie, BSA (Business Software Alliance), durchgeführten Studie wird hierzulande jedes dritte gewerblich genutzte Softwareprodukt eingesetzt, ohne dass eine Lizenz erworben wurde.
Bei den privat installierten Programmen wird diese Zahl noch deutlich höher geschätzt. Insgesamt beziffert die Studie den so entstandenen Schaden in der Schweiz für 1999 auf 175 Millionen Franken. Georg Herrnleben, BSA Regional Manager Zentraleuropa, meinte damals allerdings eher resigniert, gegen private Raubkopien vorzugehen, heisse gegen Windmühlen ankämpfen.
Jetzt will Microsoft auf eine neue Art aktiv werden: Um der Softwarepiraterie durch mehrfach genutzte Lizenzen entgegenzuwirken, werden bei den nächsten Versionen von Office und Windows weltweit Aktivierungstechnologien eingesetzt. Die Produktaktivierung wird in alle Paket-, OEM- und System-Builder-Produkte integriert. Vom Aktivierungszwang ausgenommen sind lediglich die Lizenzprogramme für Grossunternehmen wie Microsoft Select, Enterprise Agreement, Open und Open Subscription License. In einigen Ländern, unter anderen in den USA und in Kanada, hat Microsoft bereits Office 2000 mit einem solchen Registrierungszwang ausgerüstet.

«Anonyme» Aktivierung

Die Technik bewirkt — ähnlich wie bei gewissen Demoversionen — dass sich Windows XP und die Anwendungen von Office XP nur fünfzig mal starten lassen werden. Erst die Registrierung bei Microsoft schaltet das Paket zur unbeschränkten Nutzung frei. Bei den Betriebsystemen muss die Registrierung künftig 30 Tage nach dem ersten Start erfolgen.
Die Produkte können über das Internet oder gebührenfrei per Telefon aktiviert werden. Dabei gibt der Kunde einen automatisch generierten Installationscode an, worauf ein Bestätigungscode das Produkt freigibt. Microsoft versichert, die Aktivierung des Produkts verlaufe anonym, man müsse lediglich das Land angeben, in dem man das Produkt einsetzen wolle.
Die feste Bindung an die Hardware soll sicherstellen, dass nur eine einzige Person das erworbene Produkt benutzen kann. Wird die Software auf einem anderen PC installiert, so verweigert sie ihren Dienst, da die Aktivierung fehlschlägt. Sollte die Hardwarekonfiguration des Anwenders geändert werden, so kann laut Auskunft des Microsoft Kundendienstes ein neuer Aktivierungs-Code angefordert werden.
Offen bleibt aber vorerst, welche Daten bei der Aktivierung tatsächlich benutzt werden: Die Adresse der Netzwerkkarte, die Seriennummer des Prozessors oder allenfalls Einträge aus der Registry – auch dies sind Informationen, die nicht jeder Anwender unbedingt an Microsoft weitergeben möchte.
«Die Entwicklung neuer Schutztechnologien, Aufklärungsarbeit und die Verfolgung illegaler Praktiken sind wichtige Schritte im Kampf gegen Raubkopien und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Schäden», kommentiert Herrnleben. Die Umtriebe (und den Ärger) aber hat der ehrliche Anwender. Für weniger ehrsame Leute, so steht zu vermuten, werden wie bisher bei jedem Kopierschutz schon bald geknackte Versionen im Internet auftauchen.
Jedenfalls darf man gespannt sein, auf welches Echo die Aktivierungstechnologie von Microsoft stossen wird.
Fragen im Zusammenhang mit der Legalität von Microsoft-Produkten können Händler und Kunden über die Telefonnummer 0800-837208 oder per E-Mail an piracy@microsoft.com stellen. (fis)


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