Agi und Commcare verbünden sich

Der Markt für Datencenter bevölkert sich. Unter dem Namen «Safeplace» wollen Agi und Commcare gemeinsam Datencenter-Dienstleistungen vermarkten.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/02

     

Die Mount10, IBM, KPNQwest und Co. bekommen Konkurrenz. Die Gefahr kommt aus dem Osten, konkret aus St. Gallen. Denn die St. Galler Agi IT Services AG hat sich mit Commcare zusammengetan, um gemeinsam Datencenter-Dienstleistungen wie Web- und Applikations-Hosting und Storage zu vermarkten.
Das Joint-Venture ist allerdings ein reines Marketingbündnis. Agi baut und führt das Datencenter in eigener Regie, Commcare ist der primäre Lieferant der Carrier-Dienstleistungen. Die beiden Firmen werden unter dem Markennamen «Safeplace» gegenseitig ihre Leistungen verkaufen. Der Kunde soll immer nur einen Ansprechpartner haben und bekommt für Carrier- wie auch für Hosting-Dienste eine einzige Rechnung.

Mutiger Fahrplan

Noch zeigt der ASP-Markt wenig Konturen, geschweige der noch jüngere Markt für ausgelagerte Storage-Dienstleistungen. Trotzdem wollen alle mit einem kompletten Angebot möglichst schnell bereit sein, um die kommenden Kunden rechtzeitig auf die eigenen Schienen zu lenken. So auch Agi und Commcare mit «Safeplace». Im Dezember wurde das Bündnis besiegelt, bis März sollen die Dienstleistungsangebote entwickelt und formuliert werden, im April/Mai sollen erste Pilotkunden das Datencenter testen und im Mai will man dann im Markt präsent sein. Zielmärkte sind E-Business-Firmen, Finanzdienstleister, mittelgrosse Firmen aus Handel und Industrie und die öffentliche Verwaltung.
Welche Applikationen angeboten werden, steht noch nicht fest, doch kann «Safeplace» auf den Erfahrungen von Agi und der Commcare-Tochter Businesscare aufbauen. Der Schweizer ASP-Pionier Businesscare vertreibt heute im ASP-Modell Microsoft Office, Europa 3000 von Rotron und einige andere Lösungen.
Ein wichtiger Teil des Geschäfts werden sicher zu Beginn «normales» Webhosting, Kommunikation und Speicherdienstleistungen sein. Dafür dürfte Agi als erster EMC-Spezialist mit der Zertifizierung «EMC-proven» gut gerüstet sein.
Bis 2004 soll das Joint-Venture zwischen dem Carrier und dem Hoster zu den Top 3 der Schweiz gehören.

Agi wird «EMC-Proven»

Die St. Galler Agi-Gesellschaften sind aus der Zusammenlegung der Informatikabteilungen von vier Kantonalbanken hervorgegangen. Heute ist Agi ein Systemintegrator für Finanzdienstleister. Angeboten werden Internet- und Intranetlösungen, Interbank-Integration, SAP-Integration, IT-Engineering und der Betrieb von Rechenzentren und Help Desks. Storage gehört dabei natürlichweise zu den Kernkompetenzen der St. Galler. Agi setzte letztes Jahr mit ca. 500 Mitarbeitenden 170 Mio. Franken um.
EMC-Chef Michael Ruettgers liess es sich nicht nehmen, auf dem Rückweg von Davos höchstpersönlich das Zertifikat «EMC-proven» an Agi-Geschäftsführer Urs Stahlberger zu überreichen. Das Zertifikat wurde in der Schweiz zum ersten Mal verliehen. (hc)

«Wir können nicht alles alleine machen»


Commcare-Chef Urs Loeliger erklärt im Gespräch die Hintergründe.

ITR: Wir vermuten ein baldiges Überangebot bei den Datencentern. Nicht nur das Commcare/Agi-Bündnis, sondern auch Multis wie IBM, KPNQwest, HP und viele andere bauen Datencenters.
Urs Loeliger: In einer ersten Phase wird es kein Überangebot geben. Eher in der zweiten Phase. Für uns ist es eine Frage der Schnelligkeit, denn die Konkurrenz ist meist noch nicht so weit. Mit Businesscare konnten wir Erfahrungen im ASP-Geschäft sammeln und Agi hat für die Bankkunden de fakto bereits ein Datencenter in Betrieb.
ITR: Ein Datencenter aufzubauen ist extrem teuer. Ist Safeplace für Sie die Alternative zum Aufbau eines eigenen Centers für Businesscare?
UL: Wir stellen heute fest, dass wir nicht alles alleine machen können. Ein Datencenter rentiert sich nur, wenn das einer für mehrere ASPs macht. Die Storage-Dienstleistungen können zum Beispiel auch andere ASPs mitbenützen. Und Businesscare kann gar nicht alle Dienstleistungen und Applikationen anbieten. Auch Agi will eine begrenzte Anzahl von Anwendungen für viele Benützer anbieten.
ITR: Commcare wird wohl nicht der einzige Carrier für «Safeplace» bleiben?
UL: Das ist richtig. Aber Commcare wird der «Preferred Carrier» des Datencenters.
(Interview: hc)


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