T-Systems setzt auf Europa, Schweizer Geschäft läuft gut

29. Januar 2008

     

Reinhard Clemens (Bild), CEO von T-Systems, ist gerade einmal seit letzten Dezember im Amt, schon stellt er sich am 17. Internationalen Pressekolloquium der Deutschen Telekom in Berlin der anwesenden Presse aus aller Welt.

Auch Handlungsbedarf hat er bereits ausgemacht: "T-Systems ist der einzige europäische Player, der im globalen ICT-Markt mitreden kann", so Clemens. Die Chance des deutschen Konzerns bestehe darin, europäische Lösungen für international ausgerichtete europäische Unternehmen anzubieten.


Die amerikanische Konkurrenz kümmere sich in erster Linie um den amerikanischen Markt, dann stünden Asien und Lateinamerika auf der Liste und Europa folge erst an dritter oder vierter Stelle. "Dabei hat Europa die USA im Big-Deal-Markt im vergangenen Jahr erstmals überholt und das wird sich in Zukunft weiter ausprägen.", sagt Clemens. Seine Vorgänger hätten zu früh mit globalen Anbietern wie IBM konkurrieren wollen und hätten damit ihre Kräfte verzettelt. Wer im Konzert der Grossen mitspielen wolle, müsse erst an die grossen Deals ran, so Clemens.

T-Systems will deshalb jährlich mindestens zwei Deals im "deutlich dreistelligen Millionenbereich" an Land ziehen. Um das zu erreichen, werden 50 Millionen Euro ins globale "Big-Deal-Management" investieret. Grosses Potential sieht der neue Chef aber auch bei bestehenden Kunden: "Unsere 29 grössten Kunden in Deutschland verfügen zusammen über ein IT-Budget von rund 26 Mrd.
Euro. Davon bekommen wir gerade mal sieben Prozent ab". Wenn T-Systems diesen Wert um einige wenige Prozentpunkte steigern könne, sei schon viel erreicht, so Clemens.

"Strukturanpassung" ist eines der Schlagworte der Pressekonferenz. Dass auch in diesem Jahr wieder Stellen gestrichen werden, daraus macht Clemens keinen Hehl. Auch den Ländergesellschaften will er kritisch auf die Finger schauen. "Wo wir nicht die Aussicht darauf haben, mit angemessenem Mitteleinsatz mindestens die Nummer fünf im Markt zu werden, dort können wir kein Geld mehr in Verkaufs- und Marketingaktivitäten investieren, sondern nur noch als Lieferant für unsere internationalen Kunden auftreten.

Mit der Schweizer Ländergesellschaft, die mit tausend Angestellten rund eine halbe Milliarde Umsatz macht, ist Clemens indes zufrieden. Insbesondere die von Länderchef Gregor Stücheli vorangetriebene Konzerntration auf den Bankensektor scheint sich auszuzahlen. Mittlerweile bediene man zehn grosse Kunden in diesem Bereich, so Stücheli, weitere Verträge sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. "Das Highlight des vergangenen Jahres war ganz klar die Übernahme des Applikationsmanagements und des Betriebs der Finnova- Plattform für die Migros-Bank". Mit der grössten Finnova-Bank auf der Kundenliste hofft er auf eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit dem Bankenlösungs-Spezialisten.

Neben seinem Amt als CEO von T-Systems Schweiz übernimmt Stücheli per Anfang Februar auch strategische Verantwortung für Osteuropa und Südafrika. Es gehe in erster Linie darum, den Transfer von Kompetenzen unter den einzelnen Ländergesellschaften zu verbessern, erklärt Stücheli im Gespräch mit IT Reseller. Gerade im Bankenmarkt seien beispielsweise St. Petersburg und Moskau wichtige Standorte und T-Systems könne in Russland vom Fachwissen der Schweizer Niederlassung profitieren. Entsprechende Kompetenzzentren in Zürich und Chur werden derzeit aufgebaut.

Markus Gross, Berlin


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER