Innovationszyklen im Technologiebereich werden immer kürzer. Im Informatikbereich sind diese bedeutend weniger lang als ein Studiengang von drei bis vier Jahren. Kein Wunder, häufen sich in letzter Zeit Meldungen über private Ausbildungsinitiativen und auch Privatschulen bauen ihr Angebot im IT-Bereich stetig aus.
Im Oktober wurde beispielsweise bekannt, dass MTF zusammen mit dem Feusi Bildungszentrum eine Informatikschule gegründet hat und plant, Informatiklehrgänge und mehrsprachige Firmenkurse in der ganzen Schweiz anzubieten.
Die Akad-Gruppe gründete Athemia, ein neues Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, E-Learning in bestehende Lernprozesse schrittweise zu integrieren. Athemia wird — mit Fokus auf KMUs — Unternehmen, Behörden und Institutionen, Dienstleistungen wie Beratung, Konzeption, Umsetzung und Betrieb von Lernplattformen anbieten.
Unter dem gemeinsamen Dach www.itnetz.ch haben sich die drei Schulen Digicomp, Akad und Minerva zusammengeschlossen, um gemeinsam das Gros an potentiellen Informatikern aufzufangen, die keinen Studienplatz erhalten. Itnetz.ch zielt auf Ein- und Umsteiger ab und bietet von Berufsausbildung über eidgenössiche Berufsprüfungen bis zum Hochschulabschluss, Anwenderkurse und Informatikerseminare diverse Möglichkeiten für Erst- und Zweitbildungswege an.
Neben dem Effort von bestehenden oder neu gegründeten Schulen, Marktlücken zu füllen, starten Unternehmen Eigeninitiativen, um Hochschulabgängern den Einstieg in ihr Business schmackhaft zu machen oder überhaupt, um Mitarbeiter zu halten.
Studenten-Hunting mit Service-Angebot
Pricewaterhouse Coopers beispielsweise hat den Online-Studentenclub «Fast Trax» lanciert, um mit einem umfangreichen Angebot Studenten als künftige Mitarbeiter zu ködern. Bei Fast Trax erhalten Universitäts- oder Fachhochschulstudenten ab dem fünften Semester Unterstützung beim Finden oder Aussuchen von Themen für Semesterarbeiten oder Dissertationen.
Daneben steht dem Studierenden Zugang zu Studien und Feldarbeiten offen und ein persönlicher Coach zur Verfügung, der helfen soll, praktische Business-Aspekte in die Arbeiten miteinzubringen, den Aufbau von Arbeiten zu strukturieren und Kontakte zu PWC-Kunden herstellt.
In einem speziell eingerichteten virtuellen Tearoom, können sich die Studierenden mit den PWC-Coaches treffen, um die Kommunikation zu erleichtern.
Das clevere daran: PWC sichert sich nicht nur Kontakte zu Studienabgängern, sondern auch gleich noch den Zugang zu neuesten Forschungsarbeiten.
Crealogix Academy
Als besonders innovativ kann die eben bekanntgewordene Anstrengung der Bubikoner Webdienstleister
Crealogix gewertet werden. Um die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen, ging Crealogix mit der Hochschule Rapperswil (HSR) einen Deal unter dem Namen Crealogix Academy ein, wonach Crealogix die Möglichkeit erhält, für die eigenen Teilnehmer von Nachdiplomstudiengängen im Bereich Software-Engineering bis zu 10 Prozent des Unterrichts mit Crealogix-Fachkräften zu gestalten.
Das im April 2001 startende Projekt richtet sich an Ingenieure und Naturwissenschafter mit abgeschlossenem Studium und einigen Jahren Praxiserfahrung im Sofware-Engineering und Projektmanagement, die sich berufsbegleitend weiterbilden und bei Crealogix 80% arbeiten möchten.
Interessant ist, dass Crealogix nicht nur die Ausbildungskosten übernimmt, sondern dass der Mitarbeiter bei 90% Lohn lediglich 80% zu arbeiten braucht. Crealogix investiert dafür pro Jahr ca. 200’000 Franken; es sind jeweils 15 Teilnehmer zugelassen. Wenn die Initiative erfolgreich ist, kommt Crealogix damit supergünstig zu neuen Angestellten. (mh)