Gewaltiger Schaden

von Christoph Hugenschmidt, Chefradaktor IT Reseller

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/20

   

Schadenfreude über den Miracle-Crash ist nicht angebracht. Gut, die Miracle-Leute haben eine Zeit lang den Mund gewaltig voll genommen. Auch schafft man sich mit Homestories über «New Economy»-Millionäre nicht unbedingt Freunde.
Doch der Zusammenbruch von Miracle wird in der ganzen Schweizer Softwarebranche gewaltigen Schaden anrichten. Denn die Kunden werden noch misstrauischer als bisher und werden sich noch mehr auf «grosse Namen», sprich SAP, verlassen. Das Argument, die Software eines kleinen und weniger bekannten Software-Herstellers sei eben besser, wird kaum noch zählen. Tatsächlich, was nützt dem Kunden eine potentiell bessere Software, wenn Service und Weiterentwicklung nicht gewährleistet sind?
Umso besser, dass die «New Miracle» retten will, was zu retten ist. Sie kann zumindest zeigen, dass die gewaltige Cash-Vernichtung der Vergangenheit nicht schlechter Software, sondern zu schneller Expansion und zu grossen Versprechungen anzulasten ist.
Doch noch bestehen einige Fragezeichen. Wird der Konkursverwalter, der nun bei der «alten» Miracle die Interessen der Gläubiger und Aktionäre zu vertreten hat, den relativen niedrigen Preis von 2,15 Mio. Franken für die Software akzeptieren? Und was die Leute von der Pauli nvestment Consulting mit Miracle vorhaben, weiss man nicht.
Auf unsere Nachfragen antwortete man uns nur, die Firma sei in Privatbesitz und gebe keine weiteren Auskünfte. Eine weitere offene Frage ist für mich, ob es richtig ist, den ehemaligen Sprecher von Miracle, Peter Fehlmann, zum Interims-CEO zu machen. Schliesslich ist Miracle nicht zuletzt an einem Kommunikationsproblem gescheitert.
Konkurrent Bison baut seinen Markt unterdessen vorsichtig und Schritt für Schritt aus. Mit viel Geld von der prosperienden Bison-Gruppe (und Partner Simultan) und einer funktionierenden Lösung (alpha400.net) im Rücken. Doch auch für Bison wird es nun schwerer. Gut, dass die Gruppe die Finger von Miracle gelassen hat.
Christoph Hugenschmidt


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