E-Business, E-Customer, E-Commerce, E-Retailing sind die Schlagwörter, die seit einiger Zeit immer öfter und lauter nicht nur in der IT-Welt zu vernehmen sind.
Das Markforschungsunternehmen Meta-Group Deutschland hat Ende 1999 in der Schweiz eine jetzt veröffentlichte Studie zum Thema E-Business durchgeführt. Es wurden 100 Schweizer Firmen zu ihren Plänen und Strategien befragt.
Keine Strategie
Die Studie brachte ans Licht, dass 42 Prozent der Befragten sich noch gar keine Strategie zurechtgelegt haben, weil sie oft nicht wissen, wie und wo sie anfangen sollen. Oft reagieren Unternehmen auf neue Meldungen aus den Medien oder drohende Konkurrenz «hysterisch», indem sie Internetpräsenz und unabhängige, kurzfristige E-Projekte realisieren, ohne dass das Management involviert ist oder eine unternehmerische Strategie festgelegt wurde.
So wird viel Energie und Geld verpufft, ohne dass dabei nennenswerte Ergebnisse herausschauen. Nur 24 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen haben 1999 eine E-Business-Strategie abgeschlossen und erarbeitet.
Dabei steht die Schweiz noch besser da als Deutschland, wo es nur 18 Prozent waren. Bei 55 Prozent der Schweizer Unternehmen existiert noch gar kein verantwortliches E-Business-Team.
Grosse Ziele
Laut Meta Group sollen die Investitionen im E-Business-Markt von 1999 bis 2000 im Softwarebereich von 170 Mio. auf 220 Mio. und bis zum Jahr 2001 auf 260 Mio. Franken steigen, im Service-Bereich gar von 420 Mio. (1999) und 550 Mio. (2000) bis über 600 Mio. im Jahr 2001. Das ergibt zusammen für den Schweizer E-Business-Markt ein geschätztes Volumen von mehr als 860 Mio. Franken für nächstes Jahr.
Der Fokus der E-Business-Investitionen liegt derzeit mit 65% beim Vertrieb, gefolgt von Marketing (47%) und Kundendienst (45%) auf den Plätzen zwei und drei.
Bestellwesen, Distribution / Logistik und Lieferantenmanagement werden hingegen von den meisten mit 24, 22 und 16% noch recht stiefmütterlich behandelt. Das verstärkt die Annahme, dass beim Thema E-Business immer noch die Sell-side an erster Stelle steht.
Doch die Investitionen wollen auch wieder hereingeholt werden. Interessanterweise glaubt fast die Hälfte (49%) der Unternehmen, dass sie mit dem Einsatz von E-Commerce-Systemen erstmals schon nach 12 bis 24 Monaten Profite erzielen werden. Ganz zuversichtliche 12 Prozent glauben das bereits schon in einem Jahr zu schaffen.
19 Prozent gedenken die Investitionen in zwei bis fünf Jahren hereingespielt zu haben, 3 Prozent wagen die vorsichtige Prognose von fünf Jahren und 3 Prozent an Pessimisten glauben ihr Geld für immer in den Wind geschrieben.
Der Boss entscheidet
Eher zurückhaltend wird die Frage beantwortet, wie die Unternehmen ihren derzeitigen elektronischen Gesamtumsatz sehen. Zwei Drittel schätzen, dass sie derzeit etwa nur 1 Prozent des Umsatzes über elektronische Kanäle realisieren.
Die Mehrheit geht aber davon aus, dass sich dieser Prozentsatz bis 2001 erhöhen wird: 58 Prozent der Befragten wollen bis dahin von ihrem Gesamtumsatz mindestens 1 bis 10 Prozent realisieren; 20 Prozent erwarten sogar eine Steigerung auf 10 bis 30 Prozent.
Entscheidungsbefugnis wird bei 85 Prozent die Geschäftsleitung haben. Der Leiter IT hat nur bei 4 Prozent etwas zu melden.
Bei der Frage, ob die Infrastruktur in Zukunft intern oder extern betrieben werden solle, entschieden sich 34 Prozent für intern und 20 für extern.
Datenbanken und Shopping-Plattformen
Bei den eingesetzten Datenbankmanagementsystemen steht
Oracle erwartungsgemäss mit 46% an erster Stelle, gefolgt von
Microsoft mit 32%. Weit abgeschlagen sind
IBM (7%), Lotus Notes (4%), Informix (6%) und Sybase (2%).
Bei den Shopping-Plattformen, die zukünftig eingesetzt werden sollen, verschieben sich die Favoriten zugunsten von IBM Websphere (26%), knapp vor Microsoft Site Server (23%) und Lotus Domino (20%). Der Orcale Internet Commerce Server wird noch immer von 17% der Befragten angegeben.
E-Business-Anwendungen
Bei den konkreten Anwendungen stehen CRM und dynamisch generierte Websites mit 78% an vorderster Front, knapp gefolgt von Intelligenter Informationssuche, Shop-Systemen und One-to-One-Marketing mit je 72% und Informationsverteilung über die Medien (67%). Verrechnungssysteme und WAP hingegen fallen bei den meisten unter den Tisch.
Über die Hälfte (61%) der Befragten sind bis heute konzeptlos, wenn es darum geht, ihre Lieferanten und Geschäftspartner davon zu überzeugen, dass eine Beteiligung an E-Commerce-Lösungen sinnvoll ist. Nach wie vor wird aber das persönliche Gespräch als wichtigstes Instrument angesehen.
Berater und Systemintegratoren
Grossen Wert legen alle Befragten auf kompetente Beratung durch den Dienstleister. Bezüglich Leistungskompetenz wurden als erstes ERP-Anbieter wie
SAP und
Oracle genannt, die Software und Dienstleistung aus einer Hand anbieten. Beide bieten alle Funktionalitäten der Sell-Side, Buy-Side und Supply-Chain, kombiniert mit ERP-Lösungen an.
Compaq wird der höchste Bekannheitsgrad zugesprochen. Erst dann folgen Dienstleister wie
IBM, Debis Systemhaus,
Siemens IT-Service, HP, Cap Gemini, KPMG, CSC Ploenzke und Pricewaterhousecoopers. (sk)