Studie: Werden Finanzdienstleister vom E-Zug überrollt?

Mehr als zwei Drittel der europäischen Finanzdienstleister nutzen das Internet nicht für ihre Geschäfte.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/19

   

Laut einer Umfrage des Management-Consulting-Spezialisten Arthur D. Litte nutzen 70 Prozent der führenden europäischen Finanzservice-Anbieter das Internet nicht für ihre Geschäftsabläufe, obwohl sie es als «wichtigen Faktor» in der Unternehmensführung ansehen.
Ein Widerspruch, der nur damit erklärt werden kann, dass die meisten Firmenverantwortlichen sich in ihren Antworten durch soziale Erwünschtheit haben beeinflussen lassen. Oder anders gesagt: Sie wissen zwar, was zu tun wäre, tun es aber nicht.

Erwarten kommt von Warten

Seltsam muten solche Aussagen vor allem deshalb an, wenn man sich vorstellt, dass also die Mehrheit nach ihren eigenen Aussagen nicht wirklich daran sind, eine Strategie auszuhecken oder sich ernsthafte Gedanken zum E-Business zu machen. Zwar rechnen sie damit, dass sich in drei Jahren ihre Branche gewandelt haben wird.
Damit meinen sie aber offenbar nicht sich selbst, sondern die Konkurrenz. Abwarten und Tee trinken heisst offenbar die Devise. Zwar haben einige die Initiative ergriffen, doch nur 25 Prozent der Befragten verfügen über ein umfassendes Konzept für reines E-Business. Neue Anbieter haben gegenüber traditionellen Dienstleistern den Vorteil, dass das Internet die Kosten für den Markteinstieg senkt.

Noch ein Widerspruch

Auch bei der Frage nach der Wichtigkeit von Partnerschaften antworten die Befragten mit widersprüchlichen Angaben: Zwar werten 94 Prozent strategische Partnerschaften als sehr wichtig oder unverzichtbar, aber mehr als die Hälfte der Unternehmen gaben an, solche Partnerschaften nicht oder nur gelegentlich anzustreben. Das Gros der Firmen beschränkt sich bei ihren Partnern auf eine reine technologische Zusammenarbeit.

Outsider im Anmarsch

Die Finanzbranche scheint also webmässig in Europa noch ganz in den Kinderschuhen zu stecken. Zwar haben die Grossbanken die Zeichen der Zeit erkannt und bieten brauchbare Angebote im Web. Trotzdem wird die Branche von Outsidern mehr und mehr überrollt. Beispielsweise bietet der Logistik-Riese UPS seinen Kunden neu Factoring und andere Finanzdienstleistungen an.
Und Kolosse wie Volkswagen und Siemens verknüpfen mit ihren Produkten neue Finanzserviceangebote, während Sony und Toyota sogar noch einen Schritt weitergehen und ins E-Banking eingestiegen sind. (mh)


Schweizer Online-Banken und -Broker (Auszug)
Borsalino: Kooperation der Spielberg Institut AG und Ringier («Cash»), für Privatkunden.
Consors: Schweizer «Online-Niederlassung» eines deutschen Unternehmens.
Coop Bank: Die Coopbank für Börsenanleger und Informationen.
Discount Direct: Onlinebroker der Basler Kantonalbank.
E-Sider: Onlinebroker Onlinebroker der BCV und Solothurner Bank mit gratis Realtimekursen der Schweizer Börse und Wirtschafts- und Finanznachrichten.
M-Bancnet: Online-Banking der Migros Bank, diverse Fonds.
Sarasin: Investmentfonds und andere Produkte.
Swissbrokers: ältester Schweizer Online-Broker (1994 als AG gegründet).
Swissquote: Kursanbieter und Onlinebroker der Bank Rüd, Blass e. Nur für Aktien an Schweizer Börsen.
Bank von Ernst: Interessante Fondsangebote und Informationen.
UBS Tradepac: Börsen- und Internet-Banking der UBS.
Y-o-u: Online-Angebot der Bank Vontobel.
Youtrade: Online-Aktienhandel von Credit Suisse für Private.

Bank Vontobels hohe Ziele

Die von der Vontobel-Gruppe in Zusammenarbeit mit der Think Tools AG geplante E-Bank «y-o-u, the evolution of Swiss Private Banking» soll neben individualisierter Beratung auch eine neuartige Aufbereitung und Vermittlung von Finanz-Know-how und den Kunden die Möglichkeit bieten, die Performance ihrer Anlagen zu verbessern.
Bei Online-Bank handelt es sich (mit der Erteilung der entsprechenden Lizenzen) um ein unabhängiges Online-Finanzinstitut, an dem Think Tools mit 25% beteiligt ist


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