Mein Name ist Departement des Innern – Ich weiss von nichts

Im Zuge ihres Projektes «Informatik-Service-Center» für die Aargauer Gemeinden sind Kanton und die Projektverantwortlichen bei Phase zwei angelangt: Die Auswahl der zukünftigen Lieferanten. Doch die Ausschreibung entging so manchem interessierten Aargauer VAR und Reseller.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/19

   

IT Reseller veröffentlichte in seiner letzten Ausgabe (Nr.18/S.35) einen Artikel über das geplante Informatik-Service-Center für die Aargauer Gemeinden. Unter anderem wurde im Rahmen einer Medienmitteilung vom 12. September und einer ausführlichen Medienveranstaltung informiert, dass die Ausschreibung der künftigen Lieferanten bereits in vollem Gange sei und im ersten Quartal 2001 abgeschlossen sein wird.

Taube Ohren im Departement

Unser Beitrag wurde mit regem Interesse gelesen und veranlasste auch Lieferanten, sich um eine Anmeldung zu bemühen. Doch da stiessen sie sowohl beim Departement des Innern als auch bei der Informatik-Abteilung auf taube Ohren. Zumindest schienen die Leute statt an der Quelle sich im Tal der Ahnungslosen zu befinden: «...weder das Departement des Innern noch die Informatik-Abteilung wussten genau Bescheid.
Einzig ein Bekannter von mir wusste, dass eine Konsolidierung der kantonalen Steuerlösungen beabsichtigt wird, aber dass man über das ‘Service-Center’ praktisch nichts weiss.» so Diego A. Bonetta, CEO und Chairman von Art&Tech AG, Aarau. So wandte man sich an den IT Reseller in der Hoffnung hier mehr über eine zuständige Anlaufstelle zu erfahren.

Wir schweigen wie ein Grab

Als IT Reseller nachhakte, kamen erstaunliche Dinge zutage. Wir erhielten zwar die Adresse der Anlaufstelle, doch sei die Vorauswahl der Lieferanten bereits getroffen und im Amtsblatt veröffentlicht und die Anmeldefrist abgelaufen.
Die zuständigen Herren des Projektes (Kurt Weber, der Leiter Informatikstrategiestelle des Kantons Aargau und Bertram Thurnherr, externer Unternehmensberater) liessen uns durch Maria Polheimer von PC Net, Baden ausrichten, dass sie nicht direkt mit der Presse zu tun haben wollen. Die öffentliche Ausschreibung sei aber im Amtsblatt des Kantons Aargau am 4. September erfolgt, also acht Tage bevor die Medienmitteilung rausging und die Möglichkeit bot, die Ausschreibung in grösserem Rahmen über andere Presseorgane bekannt zu geben.
In seiner Funktion als Informationsübermittler, im konkreten Falle als Service für die Aargauer VARs und Systemintegratoren hätte der ITR eigentlich über das Projekt informiert sein sollen. Doch wir wurden nicht einmal über das Stattfinden der Medienkonferenz unterrichtet. Will man uns nicht kennen oder liess man uns versehentlich unter den Tisch fallen?
Bevor wir alle Unterlagen in unseren Händen hielten, war die Frist (29.9.00) für die Einreichung der Bewerbungen der zukünftigen Lieferanten bereits abgelaufen. Da handelten die staatlichen Behörden einmal nicht nach dem Motto «Beamtenmühlen mahlen langsam». So verwundert es nicht, wenn die Angelegenheit an einigen unbemerkt vorüberglitt.

Wer zu spät kommt, den bestraft die Behörde

Bis zu unserem Artikel, in dem wir ausführlich über das geplante Projekt berichteten, war jedenfalls vielen überhaupt nichts darüber zu Ohren gekommen. Willi Kull von der Kull AG, Aarau zum Beispiel war ganz erstaunt, als wir ihn fragten, ob er auch an der Ausschreibung teilgenommen habe. Auch er hatte bis dato noch nichts von dem Projekt vernommen.
Es stellt sich die Frage, ob es sich hierbei nur um ein Kommunikationsproblem handelt oder ob so die kleineren oder «unerwünschten» Reseller/
Lieferanten von vornherein ausgebootet wurden? Man will unter sich bleiben, wie es scheint, all zu neues besser gar nicht erst probieren.
Als eine der Voraussetzungen, um überhaupt an der Ausschreibung teilnehmen zu können ist unter Punkt 5.b) der Bewerbungskriterien festgehalten, dass der Anbieter für seine angebotenen Gegenstände bereits mehrere Aargauer Gemeinden als Kunden hat. Newcomern ist somit der Weg nach Aargau von vornherein versperrt. Aus Aufwand- und Zeitgründen, so die Herausgeber der Ausschreibung, werde die Anzahl der zur Angebotsabgabe eingeladenen Anbietenden auf maximal drei bis fünf beschränkt.
Bei dieser etwas unflexiblen und trägen Einstellung müssen sich die Verantwortlichen allerdings nicht wundern, wenn ihnen möglicherweise innovative und kostensparende Ideen durch die Lappen gehen. Aber vielleicht handelt man im Aargau auch nach dem Motto «Was man hat, das hat man».
Letztlich stellt sich allerdings die Frage, ob es sich bei der ganzen Ausschreibung möglicherweise um eine kantonalbehördliche Alibihandlung pseudomässiger Natur handelt? Wir bleiben dran. (sk)

Die Ausschreibung

Applikationssoftware, geeignet für Gemeinden mit Schnittstellen zur Steuerverwaltung.
Rechnungszentrumanbieter (ASP)
(der Gesamtinhalt ist unter www.amtsblatt-ag.ch (Archiv/Ausgabe vom 4.9.2000) nachzulesen).
Das Informatikcenter sucht noch einen Geschäftsführer, eine zweite Stelle wird in Betracht gezogen (max. zwei Personen werden für das Center tätig sein).
Der Aufgabenbereich für das Informatik-Center beschränkt sich auf den Abschluss von Rahmenverträgen und professionelle Evaluation von Software und IT-Equipment und keine operative Tätigkeit.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER