Tech Data (C2) Europa wird amerikanisiert

Im ersten Halbjahr 2000 konnten die beiden Über-Distis Ingram und Tech Data zwar umsatzmässig zulegen, doch scheint es mit den Profiten arg zu hapern. In diesem Zusammenhang ist die Dauer-Reorganisation von Tech Data Europa zu sehen.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/17

   

Als Conradin Rüegg das Handtuch als Country Manager von Computer 2000 Schweiz warf, sagte er uns: «Ich habe jetzt drei Chefs in der Europazentrale von C2 erlebt. Den vierten brauche ich nicht auch noch.» Im Hintergrund stand die Übernahme von Computer 2000 durch den amerikanischen Riesen Tech Data 1998 und der darauffolgende Exodus des Managements.
Im Sommer 99 holte man dann den ehemaligen C2-Manager, Karl Pohler, von Sony Deutschland zurück. Ein kurzes Intermezzo nur, denn Pohler verliess C2 bereits diesen August wieder. Die fade Begründung war, er wolle sich einem Posten im E-Business widmen.
Schon logischer erscheint die Begründung, dass er die schnelle Integration der (nunmehr fast schon ehemaligen) Computer 2000 in die Tech Data-Strukturen nicht mitziehen wollte oder konnte.

Die Zentrale will endlich Profite sehen

Sowohl Ingram wie auch Tech Data, nach dem Zusammenbruch des CHS-Imperiums die beiden unbestritten grössten Distis, haben offensichtlich Mühe, ihre europäischen Operationen profitabel arbeiten zu lassen. Ingram hat zwar in Europa stark vom CHS-Crash profitiert und legte umsatzmässig um glatte 50 Prozent zu, doch der Gewinn in Europa scheint ausgesprochen mager auszufallen.
Ganze 400’000 DM sind nach Steuern vom riesigen Umsatz von 4,8 Milliarden Mark hängen geblieben. Tech Data scheint in Europa etwas mehr Gewinn gemacht zu haben, legte umsatzmässig dafür weniger stark zu (+ 16% in lokalen Währungen in Europa gegenüber + 43% in den USA).

«Economies of Scale» funktionieren (noch?) nicht

Vergleicht man diese Zahlen mit denjenigen von lokalen, stark fokussierten Distis wie Also ABC (772 Mio. Umsatz, Gewinn 13,8 Mio für Q1 und 2) oder auch der deutschen COS-Tochter P&T, so sieht man rasch, dass die berühmten «Economies of Scale» nicht spielen. Zumindest nicht in Europa.
Doch Tech Data-Chef Steven Raymund scheint entschlossen, dies zu ändern. Vorletzte Woche wurden die Länder-Manager von Tech Data in Paris zusammengetrommelt und eine neue europäische Organisationsstruktur bekannt gegeben.

Drei europäische Regionen – zentrale Marketingeinheit

Tech Data schiebt nun zwischen das europäische Headquarter und die Ländergesellschaften eine Managementebene mit drei Regionen: Nord-, Zentral- und Südeuropa. Die Regionalleiter sollen Beziehungen zum Münchner Hauptsitz organisieren, heisst es. Für Südeuropa wurde der Country Manager von Tech Data Frankreich, Gerard Youna, erkoren, die anderen zwei Posten mit dem hübschen Titel «Senior Vice President» sind noch vakant.
Ausserdem wird eine zentrale Marketing-Einheit geschaffen, zweifellos im Bestreben endlich die Vorteile einer weltweiten Organisation zu nutzen. Die «Sales and Marketing Operations Group» wird vom polyglotten Katalanen Wolfgang Pregel geführt und soll zentrale Instrumente zur Preisfindung und Margenkontrolle einführen.
Als Spiegel einer ähnlichen Gruppe bei Tech Data USA sollen zudem die E-Commerce- und Outsourcing-Aktivitäten von München aus gepusht werden.
Unter der Leitung des Amerikaners Dan Ahlstedt wird zudem eine europaweite Business-Unit für länderübergreifende Geschäfte mit internationalen Kunden und Herstellern geschaffen. Er soll ausserdem die beiden Einheiten «Workstation 2000» und «Datech 2000» zentral leiten. (hc)


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