Photoshop von
Adobe ist eines der wenigen Standardprogramme, dessen Bedeutung für die grafische Branche nur mit MS Office im Business-Bereich zu vergleichen ist. Eine neue Version mit einer vollen Nummer wird daher immer mit Spannung erwartet.
Nun ist es wieder einmal so weit: Photoshop 6.0 ist im Anmarsch. Und wie
Microsoft Windows als Türöffner für seine übrige Software benutzt, so ist auch bei Adobe das Bemühen unverkennbar, dem Kunden über die Unverzichtbarkeit von Photoshop die übrigen Adobe-Programme und -Technologien beliebt zu machen.
Dass Photoshop im Printbereich und bei Fotografen sein Stammpublikum hat, ist bekannt. Dazu kommen neue Märkte wie Wissenschaft und Forschung, Architektur, Medizin, oder der Textilbereich, wo das Bildbearbeitungsprogramm in zunehmenden Masse eingesetzt wird. Vor allem aber hat sich Photoshop seit der Koppelung der Version 5.5 mit Image-Ready immer stärker als wichtiges Instrument bei Site-Entwicklern und Screen-Designern im Internet-Bereich etabliert.
Und dort stösst sich Adobe hart mit früher gekommenen, spezialisierten Web-Gestaltungsprogrammen von Graphic Converter und JPEG Convert bis zu Fireworks und Dreamweaver von
Macromedia. Um seinen legitimen Anspruch auf dieses Segment klar zu machen, veranstaltete Adobe eine Umfrage, mit der belegt werden soll, dass zwar 42 Prozent der Webprofis Fireworks einsetzen, aber 87 Prozent davon – und 85 Prozent der Dreamweaver-Anwender – auch Photoshop benutzen. Zudem sollen Fireworks-User, nach der Unverzichtbarkeit ihrer Tools befragt, Photoshop doppelt so häufig genannt haben wie Fireworks.
Auf Web-Entwickler ausgerichtet
Auf die Bedürfnisse der von
Adobe ausgemachten, neuen Anwenderklassen wurde auch die Benutzeroberfläche vermehrt abgestimmt. Photoshop 6.0 zeigt auf dem Bildschirm aber auch ein paar echte Verbesserungen, etwa die kontextbestimmte Werkzeugleiste, die alle Optionen für das angewählte Tool anbietet, oder die Möglichkeit, die unzähligen Paletten platzsparend als Reiter im Menübalken unterzubringen.
Mit der integrierten Vektorgrafik und (endlich) Werkzeugen für das Editieren und Formatieren von Text direkt im Bild, bringt die neue Version zwar auch den klassischen Anwendern aus dem Printbereich etwas. Im grossen und ganzen aber sind die Neuerungen in erster Linie auf die Bedürfnisse der Internet-Gestalter ausgerichtet. So sollen die integrierten Vektorgrafik-Tools nicht etwa das Zeichenprogramm Illustrator überflüssig machen, sondern vor allem den Web-Designern die Arbeit erleichtern, indem Shapes für Tasten und ähnliches fast schon in Serie erstellt werden können.
Image-Ready wurde (noch) nicht in Photoshop integriert, wie manche erwartet haben mochten. Aber das Programm für die Web-Aufbereitung von Bildern wurde noch enger an Photoshop angebunden. Der Wechsel zwischen Photoshop 6.0 und Image-Ready 3.0 ist schneller und einfacher, da das Sichern jetzt im Hintergrund abläuft.
Es wurden aber auch Funktionen, die bisher Image-Ready vorbehalten waren, direkt in Photoshop integriert, etwa neue Rollover-Effekte oder die Unterstützung von Image-Maps. Es gibt im Bildbearbeitungsprogramm ausserdem Werkzeuge zum Stückeln von Bildern für das Web, die dann für eine weitere Bearbeitung an Adobe Image-Ready weitergegeben, aber auch ohne weitere Bearbeitung direkt verwendet werden können.
Da die Slicing-Werkzeuge nun nicht mehr nur in Image-Ready sondern auch in Photoshop vorhanden sind, kann die Optimierung von statischen Bildern – bei voller Unterstützung von HTML samt Tabellen – in einem einzigen Programm vollzogen werden.
Workflow
Unter dem Stichwort Workflow propagiert
Adobe die Verwendung seiner restlichen Programmpalette und bemüht sich ganz offensichtlich, Photoshop möglichst eng mit dieser und mit dem nicht überall heiss geliebten Acrobat zu verknüpfen. So können auf Bilder genau wie im Acrobat Mitteilungen als Text oder Ton angeheftet werden.
Um
Macromedia das Wasser abzugraben, wurde Adobes Bildbearbeitung auch enger auf Go-Live 5.0 abgestimmt. Dieses Animations-Tool soll zusammen mit Photoshop 6.0 als freischaltbare Tryout-Version in einem günstigen Bündel abgebenen werden, wie der Schweizer Country Manager Alexandre Salzmann bekannt gab.
Die US-Version von Photoshop 6.0 wird noch in diesem Quartal ausgeliefert werden. In der Schweiz ist bis im vierten Quartal mit lokalisierten Versionen zu rechnen. Der Preis für das Vollprogramm wird sich um 1550 Franken bewegen, das Update soll knapp 500 Franken kosten. (fis)