Gestern begann in Wilmington, Delaware, der Prozess gegen
HP, in dem die Praktiken des HP-Managements im Zusammenhang mit der Aktionärsabstimmung über die Compaq-Übernahme untersucht werden sollen. Das Verfahren begann mit einem Paukenschlag: Als erste Zeugin sagte gleich HP-CEO Carly Fiorina aus, um Walter Hewletts Anschuldigungen zu entkräften, HP habe Aktieninhaber unter Druck gesetzt und die Investoren belogen.
Den Anwälten der Kläger gelang es gemäss Prozessbeobachtern nicht, Löcher in Fiorinas Verteidigung aufzureissen. Ihr Auftritt während des Verhörs durch einen Hewlett-Anwalt wurde als "trotzig, aber gefasst" beschrieben.
Überraschenderweise stellte das Hewlett-Lager nicht so sehr die Affäre mit der Deutsche Bank, sondern angebliche Falschinformationen des HP-Managements in den Vordergrund.
Vorgelegt wurden unter anderem interne E-Mails des HP/Compaq-Integrationsteams mit Schätzungen über die finanziellen Vorteile des Mergers. Diese sanken im Februar und März immer tiefer unter die ursprünglichen Schätzungen im September. Nur gerade vier Tage vor der Abstimmung besagte eines dieser E-Mails, der Merger würde den Gewinn pro HP-Aktie um 10 Cents schmälern, verglichen mit einem Alleingang. Öffentlich behauptete
HP, der Deal würde den Gewinn 2003 um 12 Cents pro Aktie erhöhen.
Fiorina sagte, der HP-Vorstand habe diese Mails nicht gesehen, meinte aber auch, dass es da tatsächlich einen Unterschied zu den öffentlichen Erklärungen gebe. Es sei aber vollständig normal, dass verschiedene Projektionen nicht immer übereinstimmen, diese Unterschiede würden üblicherweise im Laufe eines Planungsprozesses immer kleiner werden. (hjm)