An der diesjährigen Novell-Benutzerkonferenz Brainshare 2000 in Nizza hatten die Novell-Oberen vor allem eines zu tun: Unangenehme Fragen zu den Unternehmensresultaten des zweiten Quartals abwehren. Nun sind sie aber raus, die Resultate zum Q2, und sehen düster aus: Die Netware Company machte mit 302 Millionen Dollar Umsatz im Q2 ganze 14 Millionen weniger als im Vergleichsquartal des letzten Jahres. Das Schlimme daran: Im Umsatz sind einmalige Zahlungen aus dem Verfahren Caldera gegen
Microsoft von 35 Millionen Dollar enthalten. Der Reingewinn im Q2 betrug lediglich 31 Millionen. Ohne diese einmaligen Einkünfte hätte also im Q2 ein Verlust resultiert. Der für das erste Halbjahr 2000 kumulierte Umsatz beträgt 618 Millionen, gerade mal 17 Millionen mehr als im Vergleichszeitraum 99 (immer eingeschlossen die 35 Millionen von Caldera).
50 Prozent Einbruch im Channel
Nun will
Novell endlich vorwärts machen. Denn was der Netware Company am meisten zu schaffen macht, ist der Channel. Der traditionelle Reseller soll wieder zu Ehren kommen: «Wir haben den Channel vernachlässigt», gab Novell-COO Stuart Nelson in Nizza gegenüber IT Reseller zu. «Seit über einem Jahr haben wir nichts mehr in Sachen Schulung beim Channel getan.» Den Löwenanteil hat Novell denn auch im Channel verloren. Die «Packaged Software»-Verkäufe (damit wird vor allem Netware gemeint sein) seien auf die Hälfte abgesackt, so Novell Chaiman und CEO Eric Schmid: «Wir müssen den vielfachen und unterschiedlichen Märkten, Produkten und Channels, die wir für unser Wachstum brauchen, besser Rechnung tragen.»
Um die Abwanderung der Kunden auf Windows 2000 und Linux zu stoppen, hat Schmidt das Kaderkarussell in Schwung gebracht. Novell wird ab sofort in vier Abteilungen aufgeteilt, die sich auf ihre Schlüsselprodukte beschränken sollen: Netzwerk-Mangement, Directory Services, Internet-Dienste und Consulting und Service. Neue Channel-Partner, etwa E-Systemintegratoren, sollen ISPs und Dot-coms in die Wade beissen.
Anstrengungen im Internet-Bereich
Wenn auch hierzulande noch viel mehr über ASP geredet als tatsächlich gemietet wird – in den USA wollen Channelpartner neue Strategien zum Softwarevertrieb in die Tat umsetzen.
Novell kündigte denn auch letzte Woche flugs «On Demand Services» an, die auf NDS E-Directory aufbauend, beispielsweise ISPs die Möglichkeit geben, Inhalte wie Film- oder Tondateien, Dokumente oder ganze Applikationen anzubieten, zentral zu verwalten, zu administrieren und abzurechnen. Das Programm verbindet Backend-Server-Komponenten mit Webservern, auf denen ASPs ihre Anwendungen anbieten. Die Applikationen werden von E-Directory zur Verfügung gestelt.
Für potentielle Kunden hat die Company ausserdem zusammen mit Sun und der Holdinggesellschaft CMGI das Partnerunternehmen CMGion gegründet, um gemeinsam als Internet-Dienstleister für Web-Anbieter, ASPs und ISPs aufzutreten. (mh)