Novell bricht ein – E-Zug verpasst?

Nach guten Resultaten 1999 und im Q1 muss die Net-Ware Company für das zweite Quartal die hohen Erwartungen relativieren. Ohne die Einküfte aus dem Verfahren Caldera vs. Microsoft hätte Novell im Q1 noch weniger Gewinn gemacht.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/09

   

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. So auch bei Novell. Nach den hervorragenden Resultaten für das Geschäftsjahr 1999 und das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres muss Novell für das am 30. April zu Ende gegangene zweite Quartal die Gewinnerwartungen zurücknehmen. Das Unternehmen erwartet Umsätze von etwas mehr als 300 Millionen (Q2 99: 316 Mio) Dollar und Gewinne in der Höhe von 0,08 Dollar (Q2 99: 0,11 Dollar) pro Aktie. Im ersten Quartal 2000 waren es noch 316 Millionen Umsatz und 0,13 Dollar Gewinn pro Aktie. Die genauen Zahlen will Novell nächste Woche am 23. Mai nach Börsenschluss bekanntgeben.
Gewinn weit unter Erwartungen
Novell liegt mit diesen Zahlen weit unter den Erwartungen, hatten doch die Börsen-Analysten mit einer Gewinnsteigerung auf 16 Cent pro Aktie gerechnet. Doch damit nicht genug: Im Gewinn für das zweite Quartal sind 35 Millionen Dollar Lizenzzahlungen von Caldera Systems enthalten, die Novell aus der Beilegung des Antitrust-Verfahrens zwischen Caldera und Microsoft erhalten hatte.

Zwischen Stuhl und Bank

In der offiziellen Verlautbarung nennt Novell einerseits «allgemeine Rückgänge im Netzwerkmarkt im Verkauf über den Channel» als Hauptgrund dafür, dass die Gewinne geringer als erwartet ausfielen. Hinzu kämen ein leichter Rückgang im Lizenz-Geschäft mit Grosskunden, wohingegen das Servicegeschäft sich positiv entwickle.
Novell sieht die Gründe dafür im Management und in organisatorischen Fragen des Vertriebs begründet, da man sich im Wechsel der Marktstrategie befinde und verstärkt neue Märkte für Net Services anspreche, gleichzeitig aber die Verkäufe im traditionellen Markt für das Management von Unternehmensnetzwerken weiter ausbaue.

Kunden wegen Windows 2000 und Linux unsicher

Weiter macht Novell die Einführung von Windows 2000 und das wachsende Interesse (u.a. von IBM) an Linux dafür verantwortlich, dass Kunden unsicher seien und deshalb ihre Kaufentscheidungen verzögerten. Viele Channel-Partner nehmen ausserdem eine verstärkte Rolle als ASP (Application Service Provider) ein, einem Markt, in dem sich Novell erst noch Bekanntheit verschaffen muss.
Dennis Raney, Senior Vice President und CFO von Novell, will endlich vorwärts machen, um den E-Zug für die kürzlich eingeführte Strategie rund um die Net Services nicht zu verpassen: «Wir müssen die Umsetzung dieser Strategie weiter beschleunigen, indem wir (...) unseren Support für existierende und entstehende Handelskanäle ausbauen und aggressiver als bisher unsere Bekanntheit im Markt stärken.»

Hintergrund

An der Brainshare-Konferenz Ende März gab Novell eine neue Produkt-Strategie bekannt. Unter dem Namen DENIM (Directory-enabled Net Infrastructure Model) will der Netzwerk-Spezialist auf neue Anwendungsmöglichkeiten seiner Software im Internet-Bereich setzen. DENIM basiert auf Novell Directory Services (NDS), respektive NDS eDirectory und soll die Fähigkeiten der NDS über das Intranet hinaus für das gesamte Internet verfügbar machen und für Netzwerk- sowie Inhalts- und Portal-Management die weltweite Verwaltung von Ressourcen und Inhalten ermöglichen.
Analysten zufolge scheint sich Novell durch die Konzentration auf neue Bereiche aus dem OS-Kampf zurückzuziehen, nachdem die Führungsposition von Netware bei Netzwerk-Betriebssystemen immer mehr durch Windows NT und Linux bedroht wird. CEO Eric SChmidt sieht Novells Zukunft in NDS und Internet-Diensten. (mh)


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