Oranges Wunschpartner geht fremd

Dass Orange ein Auge auf seinen Konkurrenten Sunrise geworfen hat, ist schon länger klar. Nun hat sich der Wunschkandidat mit T-Systems, einer Tochter der Deutschen Telekom, verbandelt. Jetzt geht es um den Preis.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/01

     

Es ist kein Geheimnis, dass der Mobilfunkanbieter Orange seinen Konkurrenten Sunrise schlucken will. Die Gerüchte über einen Verkauf der TDC-Tochter Sunrise brodeln bereits seit August 2006 in regelmässigen, halbjährigen Abständen. Als mögliche Käufer wurden bis dato drei Kandidaten gehandelt: Die Orange-Mutter France Télécom, die Cablecom-Mutter Liberty Global oder eine Privat-Equity-Firma. Bis dato wurden die Gerüchte seitens Sunrise jeweils vehement dementiert. Sunrise-Chef Christoph Brand sagte damals gegenüber der «Handelszeitung», die Verkaufsgerüchte würden «bewusst gestreut». Namen nannte er allerdings nicht.

Viele Spekulationen

Brancheninsider wollten jedoch jeweils genau gewusst haben, dass mit einem Verkauf in Kürze zu rechnen sei. Das deutsche «Wirtschaftsblatt» schrieb beispielsweise Ende Oktober, Sunrise-Kader würden «mit einem Verkauf innerhalb der nächsten Monate» rechnen. Passiert ist bis heute nichts.

Wie «Cash» nun aus zuverlässiger Quelle zu wissen glaubt, habe France Télécom bereits im letzten Jahr ein konkretes Gebot für Sunrise abgegeben, weil der Betrag aber zu niedrig war, sei der Deal geplatzt.

Neue Dynamik im Übernahmespiel

Doch nun ist der zweitgrösste Schweizer Telekommunikationsanbieter eine Allianz mit T-Systems eingegangen, womit die Deutsche Telekom, Mutterhaus von T-Systems, als möglicher Käufer ins Spiel kommt. Durch die Zusammenarbeit mit T-Systems, der Geschäftskunden-Sparte der Deutschen Telekom, will Sunrise multinationale Unternehmen mit Sitz in der Schweiz künftig besser betreuen können. Die beiden Partner wollen gemeinsam Dienstleistungen im Bereich IP-VPN (Virtual Private Network) anbieten. So können Kunden von Sunrise oder T-Systems ihre gesamten nationalen sowie internationalen Kommunika­tionsbedürfnisse über einen einzigen Anbieter abwickeln.


Laut einer Mitteilung von Sunrise biete man nun die «hochwertigen Schweizer Services» auch weltweit an. Ermöglicht werde dies durch das Backbone von T-Systems in über 50 Ländern sowie die MPLS-Verbindungen in 140 Ländern. Die helvetischen Kunden von T-Systems profitieren im Gegenzug vom Glasfaser-Netzwerk von Sunrise.

Rote Köpfe bei France Télécom

Laut einem Artikel im «Cash» von letzter Woche haben die Neuigkeiten um Sunrise und T-Systems bei France Télécom für rote Köpfe gesorgt. Zwar haben weder Sunrise noch die Franzosen die neu aufgetauchten Übernahmegerüchte kommentiert, Branchenvertreter gehen aber wieder einmal davon aus, dass Sunrise nun endgültig über den Ladentisch gehe und ein Kauf durch Orange «wahrscheinlich» sei. Wann, ist jedoch noch offen. Auch zum Kaufpreis gibt es verschiedene Aussagen. Schätzte das «Wirtschaftsblatt» den Wert von Sunrise im Herbst noch auf bis zu fünf Milliarden Franken, geht man heute von maximal drei bis vier Milliarden Franken aus. Sicherlich ist es angesichts der momentanen Wirtschaftslage schwieriger als auch schon, eine Übernahme zu tätigen und auch die Kommunikations- und Wettbewerbskommission müssen für diesen Kauf grünes Licht geben. Doch wenn sich Orange nicht sputet, könnte die Deutsche Telekom ihrem französischen Rivalen womöglich noch zuvorkommen. (Susann Klossek)


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