«Schweizer fordern mehr als andere»

Bernadette Andrietti ist seit Juli Direktorin von Intel Emea. Bei ihrem ersten Besuch in der Schweiz spricht sie im Exklusiv-Interview mit IT Reseller über ihre Strategie. Die Schweiz hat Andrietti bereits in ihr Herz geschlossen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/19

     

Bernadette Andrietti ist seit 1989 bei Intel. Die Mutter von zwei Töchtern hält seit 1984 einen Ingenieursabschluss der ESIEE (Ecole Supérieure d’Ingénieur en Electronique et Electrotechnique, Paris und Amien). Andrietti ist seit Anfang Juli als Director von Intel Emea für die europäische Region inklusive Israel und weiteren Staaten zuständig. Zusätzlich zeichnet sie weiterhin als Präsidentin für Intel France verantwortlich. Seit April 2006 leitete Andrietti als Verkaufsdirektorin die Emea-Region. Dort betreute sie multinationale Unternehmen wie HP und Dell.

IT Reseller: Wie fühlen Sie sich beim ersten Besuch in der Schweiz?

Bernadette Andrietti: Es ist super! Zuerst möchte ich Ihnen aber erklären, wie ich als Frau auf den Emea-Direktorsposten bei Intel gekommen bin.

Sie sind Ingenieurin und seit 1989 bei Intel.
Ja, das stimmt. Nach dem Studium war ich in der Entwicklung von integrierten Schaltungen bei SGS Thompson und Philips tätig, später auch für Intel nach meinem Eintritt im Jahr 1989. Die Entwicklung wurde danach von Europa abgezogen. Da ich kurz zuvor meine Tochter gebar, blieb mir nichts anderes übrig, als in den Verkauf zu wechseln oder in ein anderes Land umzuziehen.


Sie entschieden sich für ersteres.
Anfangs hatte ich meine Zweifel, im Verkauf konnte ich aber mein technisches Verständnis auch erfolgreich einbringen. Ausserdem arbeite ich gerne mit Menschen, im Verkauf kam mir dies zugute.

Ist Ihr Führungsstil in der IT-Branche anders als Frau?

Als Frau interessiert mich weniger die Technologie an sich, sondern mehr was man damit tun kann. Aber ich habe gerne Leute um mich herum, die kompetent und selbständig sind.

Welche Ziele verfolgen Sie in den nächsten Jahren?
Es gibt vier Stossrichtungen: Die ers­te ist Mobilität für unterwegs, die zweite sind MIDs und Unterhaltungselektronik, die dritte Atom- und Embedded-Plattformen, die dank der 45-nm-Technologie erst möglich wurden. Die vierte Richtung ist die neue Kategorie von PCs und Netbooks. Wir wollen weiter mit Innovation und Technologie führen. Ausserdem ist Energiesparen ein grosses Thema: Grün zu sein ist ein reales Bedürfnis der Branche.


Was brauchen Sie dazu?
Wichtig sind nicht nur die Prozessoren, sondern auch deren Plattformen. Die Architektur muss weiter verkleinert werden, derzeit sind die ersten 32-nm-Prototypen im Testlabor. Das 32-nm-Verfahren bringt tiefere Produktionskosten. Ausserdem ist mir Ausbildung sehr wichtig: Mit dem Classmate-PC unterstützen wir Schüler zwischen 7 bis 10, damit sie als Erwachsene besser mit Computern zurechtkommen.

Kommen Erwachsene heute kaum mit Computern zurecht?

Mit unserer Software stellen wir sicher, dass die Hardware besser ausgenutzt wird. Neben den Plattformen ist die Software deshalb das wichtigste Entwicklungsfeld. Unser Softwarebereich beschäftigt 10'000 Mitarbeitende. Je mehr Kerne wir bieten, desto mehr steigen die Anforderungen an die Software und unsere Partner. Und schon bald haben unsere Prozessoren 16 Kerne.

Multicore ist ein grosses Thema. Wer soll und kann 16 Kerne nutzen?
Nutzer werden immer anspruchsvoller. Multitasking ist für sie selbstverständlich. Besonders die junge Generation macht mehrere Sachen gleichzeitig und dies erfordert stärkere Hardware. Nutzer wollen ihr natürliches Verhalten nicht der Hardware anpassen.

Was fällt Ihnen bei Schweizer Business-Kunden auf?

Sie sind sehr fordernd bezüglich neuester Technologie und höchster Leistung. Das ist bei weitem nicht der Fall in anderen Ländern. Schweizer wollen fast ausschliesslich neueste Prozessoren. Sie fragen öfter nach Technologien und weniger nach dem Preis - stärker als in jedem anderen Land.

Wie erfüllen Sie diese Bedürfnisse?
Wir liefern Muster im Voraus. Die Schweiz ist hervorragend geeignet, um neueste Technologien zu positionieren. Sie können sie absorbieren und verkaufen. Deshalb nutzen wir Schweizer Partner für Pilotprojekte neuer Konzepte der nächsten Monate.


Wie können Sie Wachstum fördern?
Durch mehr Effizienz mit neuen Technologien, die neue Märkte eröffnen. (Interview: Marco Rohner)


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