VMware kontert Hyper-V

Zunächst reagierte VMware betont gelassen auf die Ankündigung von Microsofts Hyper-V. Dennoch gibt man den Hypervisor ESXi nun gratis ab.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/14

     

VMwares Hypervisor ESXi gibt es jetzt gratis. Indizien dafür, dass dies früher oder später so kommen sollte, gab es schon seit der VMworld 2007 in San Francisco und der ersten europäischen Ausgabe der Kundenkonferenz in Cannes in diesem Jahr. «Es ist bei Vmware Tradition, die Serverprodukte mit der Zeit kostenlos anzubieten», so Senior Product Manager Martin Niemer. «Das stiess bereits beim GSX Server auf grossen Zuspruch.»


Trotzdem ist anzunehmen, dass der Zeitpunkt nicht zufällig kurz nach dem Launch von Microsofts Hyper-V erfolgte. Microsoft stellt seine Virtualisierungs-Software als kostenloses Update mit dem Windows Server 2008 zur Verfügung und wird dadurch insbesondere im zunehmend umkämpften Mittelstands-Markt zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten des Marktführers. Noch hat VMware einen erheblichen technologischen Vorsprung vor Microsoft. Insbesondere im Bereich der Management-Software für virtuelle Umgebungen sind die Redmonder noch reichlich schwach auf der Brust. Die EMC-Tochter VMware verzichtet nun also auf 500 Dollar je ESXi-Lizenz, allerdings generiert die Firma den Löwenanteil ihres Umsatzes ohnehin mit Management-Produkten für virtuelle Umgebungen.

Schwerer Patzer

Kurz nach der Ankündigung des Gratis-Hypervisors leistete sich Vmware einen schlimmen Patzer: Nach der Veröffentlichung eines Updates für seine Virtualisierungs-Lösung ESX 3.5 stellte sich dieses als fehlerhaft heraus. Auf gepatchten Installationen liessen sich keine virtuellen Maschinen mehr starten. Auch das Reaktivieren einer VM aus dem Suspend-Modus und die Migration mit Hilfe von Vmotion waren nicht mehr möglich. ESX meldete in allen Fällen, die ­Lizenz sei abgelaufen. Nur virtuelle Maschinen, die bereits liefen, blieben weiterhin in Betrieb.


Es handelte sich um den bisher grössten Fehltritt des ansonsten so souverän auftretenden Virtualisierungsspezialisten. Zugleich war es die erste Bewährungsprobe für den Nachfolger der kürzlich abgesägten VMware-Chefin Diane Greene, Paul Maritz. Der ehemalige Microsoft-Manager entschuldigte sich in einem Brief an die Kunden und versuchte so, den Imageschaden in Grenzen zu halten: «Ihr Vertrauen in VMware ist uns sehr wichtig», schrieb Maritz. «Wir fühlen uns verpflichtet, dieses Vertrauen vollständig und schnell wiederherzustellen.» Klar ist: VMware hat zum ers­ten Mal Nerven gezeigt und hinter die bislang demonstrierte absolute Überlegenheit zumindest ein kleines Fragezeichen gesetzt. (Markus Gross)


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