«Swisscom zeigt keine Zukunft»

Der Italiener Salvatore Albanese aus Gerra (TI) ist IT-Generalist. Mit seiner Firma «Original Engineered Maintained Solutions Sagl» ist er Spezialist für Opensource- und Windows-Lösungen. IT Reseller befragt ihn zum Mobilmarkt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/10

     

Salvatore Albanese ist einer jener IT-Generalisten, die in mehreren Welten zuhause sind. Egal ob Linux, Windows, Free-BSD und Unix, mit seiner Firma «Original Engineered Maintained Solutions Sagl» ist er seit knapp 10 Jahren im Lösungsmarkt aktiv und bietet mit seiner reichen Erfahrung qualitativ hochstehende Lösungen, die weltweit eingesetzt werden. Als profunder Kenner der Opensource-Gemeinde vereint er das Beste aus den verschiedenen Welten in kundenspezifischen Lösungen. IT Reseller hat ihn zum Interview getroffen.

Was sind die Herausforderungen für mobile Datenbank-Integration?
Für Notebooks ist eine Originalentwicklung kein Problem. Das Hauptproblem ist die fehlende Standardisierung von Handy-Software. Der Aufwand lohnt sich nur für grosse Kunden.


Ein Riesengeschäft auf Sparflamme?
Ja! Swisscom zeigt keine Zukunft. Die allermeisten Handynutzer brauchen ja nur Telefon, SMS und E-Mail - das war’s. Die Angebote der Provider sind nur auf Telefon und SMS ausgelegt. Für Datenverkehr und Roaming wird der Kunde abkassiert: Das verhindert auch den Willen der Kunden nach mehr mobilen Services.

Somit geht die konstante mobile ­Verbindung im Aussendienst, beispielsweise mit der hauseigenen Datenbank, schnell ins Geld. Wann könnte sich dies ändern?
Der Lebenszyklus von Handy-Systemen muss mit einem Standard langfristig gesichert sein. Es fehlen auch die nötigen Ressourcen und Tools, die erst mit einem Standard möglich würden. Momentan ist die Entwicklung kaum bezahlbar.

Wir rechnen heute mit einem maximalen Lebenszyklus von drei Jahren für ein Mobilgerät samt Software, dazu kommt eine Entwicklungszeit von einem halben Jahr, um eine Originalentwicklung zu programmieren. Der Aufwand ist aber nötig, da der kleine Handybildschirm mindestens eine spezielle Auflösung erfordert und die Betriebssysteme komplett verschieden sowie untereinander zersplittert sind, mit beispielsweise Windows Mobile, Blackberry, Palm und Symbian, sowie iPhone und bald Android.

Was würden Sie sich für die Entwicklung mobiler Datenbanken auch für KMU-Kunden wünschen?

Wenn Ressourcen einer Entwickler-Gemeinschaft oder sonstige Werkzeuge zur Verfügung stünden, um den Aufwand von 180 Tagen auf 90 Tage zu minimieren. Dazu muss zuerst eine Handy-Plattform entstehen, die langfristig ausgelegt ist.

Es sind derzeit mehrere Initiativen lanciert, die vielversprechend aussehen. Das von Google gestartete Android-Projekt ist für mich derzeit das Interessanteste von allen. Ich verspreche mir viel davon, mehr als vom iPhone. Apple könnte in ein paar Jahren wieder alles ändern.


Wichtig wird sein, dass genügend Entwickler und Nutzer auf eine neue Mobilplattform ansprechen. Würde mit dem schnellen Erfolg einer Opensource-Plattform der Kostenfaktor der Anpassung wegfallen?
Mobile Lösungen sind immer an den Kunden angepasst. Supply-Chain-Firmen nutzen mobile Originalentwicklungen, weil das Business Modell nicht wechselt. Der Durchbruch wird erst kommen, wenn kleinere Unternehmen, ausserhalb der Fortune-500, sich angepasste Lösungen auch leisten können. Wir warten auf eine Antwort des Marktes, Software auch im Mobilbereich wiederzuverwenden. Das geschieht anderswo, wie im Server-, Desktop- und Notebook-Bereich ja ständig und hat Projekte wie Free-BSD, Linux und ihre Derivate erst möglich gemacht.

Was sind für Sie die grössten Vorteile von Free-BSD?
Mit Free-BSD kann man schreiben, was man will - das ist das schöne daran. Es gibt eine Fülle an frei zugänglichen Programmen und dazu kommt eine hilfsbereite Entwicklergemeinde - nicht so gross wie bei Linux, aber wertvoll. Die Reaktionszeit eines Servers ist ein grosser Vorteil von Free-BSD gegenüber anderen Betriebssystemen. Man bekommt viel Leistung aus den technischen Ressourcen. Es ist ökonomischer, skaliert gut und ist sehr ausfallsicher - meist über Jahre ohne Ausfall.

Was für Opensource-Programme würden Sie empfehlen?
«Wine» lässt viele Windowsprogramme auf unterschiedlichen Betriebsystemen betreiben, das läuft auf allen Notebooks. Für Smartphones gibt es Projekte wie «Funambol», «Wake 3» für Handys oder «Windriver» und «Dash» für Autos. Derzeit sind mehrere Opensource-Projekte in Vorbereitung wie Android und Limo, die vielversprechend klingen. (Marco Rohner)


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