«Augsburg ist vorläufig gesichert»

Fujitsu Siemens Computers hat im letzten Jahr bei Servern zugelegt und das Geschäft mit Services stabilisiert, muss aber stetig den Standort optimieren. IT-Reseller war vor Ort und traf FSC-Chef Bernd Bischoff zum Exklusivinterview.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/02

     

Bernd Bischoff ist seit 2004 Präsident und CEO von Fujitsu Siemens Computers (FSC). Der Deutsche hat die Desktop- und Server-Produktion bisher in Augsburg gehalten. Er arbeitet 72 Stunden pro Woche, die Arbeiter 36. IT Reseller hat den charismatischen FSC-Chef am neuen Hauptsitz in München zum Exklusiv-Interview getroffen.

IT Reseller: Herr Bischoff, was beschäftigt Sie derzeit am meisten?
Bernd Bischoff: Der Immobilienmarkt in den USA und dessen Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft; mich beschäftigt eigentlich alles, was für uns einen Rückfall in die Jahre 2000 bis 2004 bedeuten würde. Die Entwicklungen beobachte ich sehr genau. Sorgen würde ich mir machen, falls wir wegen einer Krise keine Kontrolle über den Geschäftsgang hätten.


Wo läuft es nicht?
Die Service-Gruppe wurde jetzt erfolgreich integriert - das brauchte etwas. Bei Consumern harzt es; Media-Center-PC und Home-Server sind dem Markt voraus. Das wird kommen.

Sind Sie zufrieden mit dem Service-Bereich IT Product Services?
Ja, denn wir können glaubwürdiger mit Technologie auftreten. Von den Kunden haben wir 99 Prozent übernommen. Für uns ist diese Kompetenz elementar wichtig, besonders bei Kunden mit Rechenzentren.

Gibt es keine Konflikte mit Partnern?
Nein, die haben ihre eigenen Services. Die Verhältnisse sind klar: Wir sind für die Produktion von Hard- und Middleware zuständig, die Partner übernehmen den Rest. Ausnahmen gelten bei Enterprise-Kunden; sie brauchen in ihrem internationalen Umfeld den direkten Kontakt zum Hersteller. Das ist unsere Strategie, anders würde es nicht funktionieren.

Ist diese Strategie bald unter Druck?
Absolut nicht, wir müssen ein verlässlicher Partner sein. Das ist und bleibt so, zumindest solange man mit Hardware noch Profit macht.

Verkaufen Sie, getreu ihrem Credo, immer noch kostendeckend?
Daran hat sich nichts geändert. Wir machen extreme Preiskämpfe nicht mit und sind nicht bereit, Marktanteile mit Verlusten zu erkaufen. Das führt zu nichts. Wir haben zwar Anteilverluste im PC-Markt registriert, dafür aber mehr im Serverbereich gewonnen. Die Preis- und Marketing­offensive mit Primergy-Servern ist sehr gut aufgenommen worden und kostendeckend.

Wie sind Sie mit dem Schweizer Geschäft zufrieden?
Die Schweizer machen einen sehr guten Job. Bei den Servern gewinnen wir Marktanteile. Wir sind in der Schweiz aber noch sehr konsumentenlastig und dort tobt der Preiskampf, deshalb hat es uns dort wegen unseres noch schwächelnden Konsumentengeschäfts härter getroffen als in andern Ländern.

Ist der Informatikermangel auch für Sie ein Problem?
Nicht für uns. Die Ingenieure fehlen den Integratoren und Servicepartnern, um Software zu entwickeln. Für die Hardware-Produktion brauchen wir mehrheitlich billige Arbeitskräfte: da haben wir durchaus Bedarf. Dazu müsste man aber die Leute aus Osteuropa hereinlassen (seufzt). Uns beträfe der Ingenieurmangel nur indirekt, falls aufgrund dessen die System­integratoren weniger Aufträge erle­digen können und somit auch weniger Hardware absetzen würden. Der Trend geht in die Richtung, dass neue Software wie im ­Bereich Virtualisierung den Hardwareabsatz mindert. Deshalb fällt auch dieser Faktor für uns kaum ins Gewicht.

Wie verhindern Sie als Hard- und Middleware-Hersteller diesen virtualisierungsbedingten Rückgang?
Middleware als Bindeglied zwischen Soft- und Hardware ist nach wie vor gefragt. Unsere Hardware haben wir speziell auf die neuen Bedürfnisse angepasst, mit energiesparenden Servern und Bauteilen sowie kleineren Systemen. Als europäischer Entwickler profitieren wir von höherem Bewusstsein gegenüber der Umwelt unserer Hardware-Designer und -Inge­nieure, die bereits von sich aus auf die neuen Bedürfnisse geschult sind.

Wird die Produktion n Augsburg bestehenbleiben?
Sicher ist man nie, wir erhöhen jetzt von 36 auf 38 Stunden Wochenarbeitszeit, die 40 scheiterten.

Bernd Bischoff

Bernd Bischoff ist seit 2004 Präsident und CEO von ­Fujitsu Siemens Computers. Zuvor war er drei Jahre Executive Vice President Sales, Marketing und Customer Services. Die Laufbahn begann er bei IBM, danach war er 21 Jahre bei HP in Deutschland und EMEA tätig, unter anderem als General Manager of Commercial Business and Channels. Seit 2006 ist er Vorsitzender der I­nitiative D21, ­Europas grösster ­Partnerschaft ­zwischen Politik und Wirtschaft. (Marco Rohner, München)


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