Im neuen Sandkasten des Bill Gates

Die Zukunft ist heute. Microsoft hat in Wallisellen eines von weltweit vier Innovation Centern und zeigt damit eine aktuelle Vision von Kommunikation und Zusammenarbeit. CEO Steve Balmer eröffnete es persönlich.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/21

     

Wie sehen Sie die Zukunft in fünf Jahren? Microsoft hat am Schweizer Hauptsitz in Wallisellen die eigene Vorstellung bereits realisiert. «Als einer von vier Standorten weltweit sind wir besonders stolz, Ihnen heute unsere Vision der Zukunft zu präsentieren», eröffnet Peter Waser, General Manager Microsoft Schweiz, das Presse-Meeting im Konferenzraum des «Solution and Innovation Center» in Wallisellen. Der Konferenz-Raum ist sozusagen der Vorhof zur Hölle vieler Open-Source-Enthusiasten; daneben steht durch zwei Zugänge getrennt die Zukunftsinstallation des Software-Riesen. Tandy Trower ist als Special Guest anwesend, ein langjähriger Weggefährte Bill Gates und heute Microsofts Mr. Robotics (siehe Bericht Seite 15). Trower hat auch eine Vision der Zukunft, steht diesmal aber nur im Hintergrund. Während Waser jene Firma preist, der Trower seit rund 25 Jahren angehört, schaut dieser gespannt in sein Notebook hinter Wasers Rücken. Es wirkt fast so, als ob er ihn beobachtet und heimlich nach Redmond berichtet - wenn er denn Schweizerdeutsch könnte.

Balmer öffnet Zukunft in Wallisellen

Zu Beginn werden die sieben anwesenden Journalisten durch den kurzen Zugang geleitet, der sphärisch-dunkel in Blau und Rosa ausgeleuchtet ist. Man wähnt sich in einem Tunnel durch Raum und Zeit, in dem ein Meter Weg je einem Jahr vorwärts in die Zukunft entspräche.
Zusammen mit Technologiepartnern ist das Innovations-Center innerhalb eines halben Jahres eingerichtet und aufgebaut worden. Microsoft-CEO Steve Balmer eröffnete es offiziell bei seiner Visite am 4. Oktober. So viel zur Historie. «Willkommen in der Zukunft», begrüsst Business Producti­vity Advisor Markus Bachmann von seinem Platz aus, der mit sieben Bildschirmen unverhältnismässig üppig ausgestattet wirkt.

Zeremonie der Vision

Bachmann schlüpft in die Rolle des Zeremonienmeisters. Hinter der bauchhohen Bildschirmwand gleicht er einem Priester hinter dem Altar. Er erklärt auch gleich die Anwesenheit einer unscheinbaren Kamerafrau. Sie nehme nur für interne Schulungszwecke auf. Die schlanke, grossgewachsene Dame hat sich abseits des Geschehens positioniert und steht im Hintergrund - im Dämmerlicht fünf grosser, den Raum ausleuchtender Bildschirme.
In der Mitte des Raums steht ein Konferenztisch, auf dem einige Plätze mit Tablet-PCs ausgestattet sind. Zur vermeintlichen Gaudi der anwesenden Journalisten wird eine Firma virtualisiert, sprich: Wir spielen ein Unternehmen im Microsoft Innovation Center. Standesgemäss übernimmt Waser den Vorsitz. Die Journalisten befinden sich in der misslichen Lage, in einem Boot mit Microsoft zu sitzen. Eingesperrt. Die Hoffnung auf Erlösung liegt nun in den Händen des Zeremonienmeisters. Doch bis zur Realisierung dieses unbehaglichen Gedankens eines jeden unabhängigen, grundsatztreuen Berufsmannes sind die Sinne bereits eingeweicht. Das Einführungsvideo auf der überdimensionierten Videowand lässt multimediale Träume allein beim Anblick wahr werden. «One world - same software.» Willkommen in der Märchenwelt von Bill Gates und seinen (ideologischen) Brüdern. Vermutlich würde hier Steve Balmer hemmunglos seinen Affentanz vorführen.

Im Landeanflug zur Erde

In der Mitte des Tisches steht die 360-Grad-Kamera von Microsofts neuster Lösung für Unified Communication, mit der Sprecher an Videokonferenzen automatisch ins Fokusbild rücken. Die sieben grossen Bildschirme an der Frontwand sind wahlweise ein- oder ausgeschaltet ­– je nach Wahl des Operators. Im Desktop-Modus werden links die Kontakte sowie eingehende Text- und Videonachrichten eingeblendet. Rechts sind laufende Projekte, Geschäftsprozesse und persönliche Notizen. Ausgewählte Nachrichten, Statistiken und Datenbanken befinden sich in der Mitte des Desktops. Prozesse sind per Knopfdruck in graphische Darstellungen umgewandelt, Lieferanten miteinbezogen, Verknappungen angezeigt und Lösungen per Drag & Drop gefunden. Verträge können per Tablet-PC um den Globus geschickt, verifiziert und signiert zurückgesendet werden. Ein Märchen von Software. Spätestens wenn einem klar wird, dass alle Microsoft benutzen sollten, wird der Träumer erlöst. (mro)


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