Bund fördert Oberon-Transfer der ETH

Die ETH Zürich hat ein KTI-Förderprogramm gestartet, zusammen mit der Zürcher Hochschule Winterthur und den Firmen Radiar und Colortronic.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/13

     

«Mit dem KTI-Förderprogramm des Bundes versprechen wir uns eine grössere Verbreitung und einen verbesserten Nutzen des bereits bewährten Oberon-Systems, zu dem es sich im Verlaufe der Jahre als Entwicklungsumgebung und Betriebsystem entwickelt hat», sagt ETH-Professor Jürg Gutknecht.
Die Förderagentur für Innovation KTI ist eine Initiative des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie (BBT), die gezielt die Zusammenarbeit von Klein- und Mittelunternehmen mit der Hochschulforschung fördert. Das Marketing-Konzept wird derzeit von Hans Dermot Doran von der ZHW ausgearbeitet. «Der wichtigste Teil ist die Vermarktung; wir suchen Firmen, die sich für die Verwendung von A2 begeistern lassen», sagt Radiar-Gründer Josef Sedlacek, der mit seiner kleinen Hightech-Firma im bündnerischen Sent für die weltweit tätige Schweizer Firma Colortronic entwickelt.
Colortronic ist im KTI-Programm ebenfalls vertreten. Die Firma aus Hunzenschwil ist spezialisiert auf Peripheriegeräte und Anlagen in der kunststoffverarbeitenden Industrie. Sie betreiben unter anderem hochverfügbare Dosier- und Mischautomaten mit auf Oberon basierenden Systemen. «Wir haben Oberon in den letzten Jahren erfolgreich angewendet und dabei viel gewonnen», sagt Sedlacek, der selbst seit 1990 mit Oberon arbeitet. Es lassen sich damit Syste­me entwickeln, die einfach aufgebaut und gleichzeitig hochverfügbar und hochzuverlässig sind. «Unser System kann ein Mann allein bedienen, und gleichzeitig dient es auch als Entwicklungsumgebung, was die Flexi­bilität erhöht.» Durch die hohe ­Zuverlässigkeit lassen sich unter anderem Servicekosten von 10’000 Franken nur schon für die Anreise sparen, sagt Sedlacek. «Der Einsatz von Oberon bringt vor allem den Vorteil, dass, bevor etwas gemacht wird, negative Einflüsse ausgeschaltet werden.»
Die Wissenschaftler der ETH und beteiligten Industrien arbeiten konkret an den Systemen A2, A1 und A0, aufgeteilt in Prozessorkategorien x86-Intel-Prozessortechnik (A2), StrongARM für ultramobilen Einsatz (A1) und Kleinstanwendungen für Micro-Controller (A0). «Am weitesten sind wir mit dem System A2, das vorhandene Technologien vereint und so gut wie marktreif ist», sagt Gutknecht. Im A2-System vereint das KTI-Programm neben mehreren Oberon-Betriebsystemen auch die hochgradig zuverlässige Echtzeit-Netzwerktechnologie «Ethernet-Powerlink» der Zürcher Hochschule Winterthur. Sedlacek bezeichnet das Programm zwar nicht als Quantensprung, aber als «ein grosser Mehrwert an Qualität und Quantität für industrielle Systeme.» (mro)

Oberon-Tag zieht Teilnehmer aus der Ganzen welt an

Der Oberon-Tag der ETH hat Entwickler rund um den Globus nach Zürich gezogen. Teilnehmer aus USA, Grossbritannien, Deutschland und Australien sind heute von der ETH-Entwicklung «Oberon» überzeugt. «Ich kann nicht erklären, wie bemerkenswert es ist, wie die ETH Oberon weiterentwickelt», sagte der Raumfahrt-Fachmann und ehemalige NASA-Wissenschaftler Micheal McGraw am Oberon-Day. Oberon ist eine sogenannte Hochsprache unter den Programmiersprachen (ähnlich Java und C++/C#). Sie wurde unter der Leitung der Professoren Jürg Gutknecht und Niklaus Wirth entwickelt und ab 1987 stetig erweitert.
Der unterdessen 73jährige Niklaus Wirth entwickelte unter anderem bereits Sprachen wie Pascal (1970) und Modula (1980). Nach seinem Studien-Aufenthalt 1985 bei Xerox in Palo Alto kam Wirth mit der Idee nach Zürich zurück, die Programmiersprache so klein zu halten, das sie einfach als Ganzes zu verstehen und gut in ­Details zu erklären ist. «Oberon ist in einem einzigen Buch erklärt, sagen sie mir nur eine andere Sprache, bei der das möglich ist?» Das fragte Wirth am Oberon-Day das Publikum. (mro)


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