130 Mannjahre für ein neues System

Nach 18 Monaten konnte die Auslagerung der IT-Abteilung der Graubündner Kantonalbank abgeschlossen werden. Die Betroffenen geben sich zufrieden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/07

     

18 Monate nach Projektbeginn konnte die Graubündner Kantonalbank (GKB) die erfolgreiche Migration auf die Standardbankenlösung Finnova verkünden. Gleichzeitig lagerte das Unternehmen ihre komplette IT-Infrastruktur an die Dienstleister von T-Systems Schweiz aus. Um das 44-Millionen-Projekt zusammen mit dem Migrationspartner IBM durchzuführen, mussten 430 Mitarbeitende rund 30’000 Arbeitstage aufwenden. Für T-Systems sei das Projekt wohl die letzte Gelegenheit gewesen, Erfahrungen in der Abwicklung solch grosser Aufträge zu sammeln, vermutet Hans Nagel, Leiter des Banken-Kompetenzzentrums von T-Systems in Chur: «Ich glaube nicht, dass es noch weitere Deals dieser Grössenordnung geben wird.»

Die Leute gleich mitübernommen

Auch für die Kantonalbank stellte die Migration einen Kraftakt dar: Das alte System musste weiter betrieben und das neue aufgebaut werden. Parallel dazu liefen die Schulungen für über 900 vom Wechsel betroffene Mitarbeitende. «Es liegt in der Natur eines derart komplexen Projektes, dass man mit unvorhergesehenen Herausforderungen konfrontiert wird», so GKB-CIO Eduard Gasser (Bild). «Als dann die ersten Kunden auf dem neuen System bedient wurden, war die Erleichterung auf allen Stufen spürbar.»
Mit dem Betrieb der IT-Infrastruktur übernahm T-Systems gleich noch 75 der rund 100 IT-Fachkräfte der GKB, die restlichen wechselten zu Finnova. Dies sei zu Beginn nicht unbedingt leicht gewesen, erklärt Nagel. «Als die Betroffenen jedoch merkten, dass sie bei T-Systems nicht wie bei der GKB zu den Kostenfaktoren, sondern zum wertschöpfenden Teil des Unternehmens gehören, wurde der Wechsel mehrheitlich als positiv empfunden.» Am Ende sei die Fluktuationsrate bei den während des Projektes unter grossem Druck stehenden GKB-Informatikern jedoch kleiner gewesen als sonst bei T-Systems üblich.

Vom eigenen Erfolg überrascht

Hans Nagel ist sicher, dass ihre Stellen langfristig gesichert werden können. Denn einerseits arbeiten im Bankenkompetenzzentrum mittlerweile über 100 Personen, und andererseits bot sich T-Systems mit ihrer Übernahme die Gelegenheit, Fachkräfte mit Bankenwissen «einzukaufen». «Insbesondere im Hinblick auf den ausgetrockneten Markt für gute IT-Fachkräfte sind unsere ehemaligen Angestellten heute eher in einer besseren Situation als vor dem Outsourcing», ist auch Gasser überzeugt.
Während der ganzen 18 Monate, als die komplett neue Infrastruktur aufgebaut und die Daten grösstenteils automatisch übertragen wurden, lief das alte System weiter. So hätte man auch am 3. Januar, als das neue System aufgeschaltet wurde, noch vor Arbeitsbeginn am folgenden Tag auf eventuelle Probleme reagieren können. Insgesamt sei man von der Stabilität der neuen Plattform selbst bei T-Systems ein wenig überrascht gewesen, so Nagel.
In den drei Monaten, seit das neue System in Betrieb genommen wurde, gab es denn auch keine grösseren Probleme und es gehe lediglich noch darum, letzte Kinderkrankheiten auszumerzen. Bei der GKB rechnet man damit, im IT-Bereich rund 20 Prozent der bisherigen Kosten einsparen zu können, und Hans Nagel ist überzeugt, dass die pünktliche Umsetzung eines solch grossen Projektes ein Leistungsausweis für T-Systems in Sachen Banken-IT darstelle. «Es handelt sich um eine klassische Win-Win-Situa­tion und die ökonomisch sinnvolle Nutzung von Kernkompetenzen», so Gasser. Über die Amortisationszeit des Projektes schweigt man sich bei der GKB jedoch aus. (mag)


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