Pascal Rey - Der Geniesser

Pascal Rey, der Gründer und CEO von Reycom, hat sich dem Genuss verschrieben. Den propagiert er mit seinen Design-Multimedia-Produkten gleichermassen wie mit seinem ganz persönlichen Lebensstil. Mit gerade einmal 30 Jahren versprüht er schon fast so etwas wie ein bisschen Lebensweisheit.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/21

     

Nach einer einstündigen Überland-Busfahrt ins «Outback» von Stallikon-Sellenbüren gelangt man in den Showroom von Mediacenter-Spezialist Reycom in den Räumlichkeiten von Check In-Data, Reycoms Partner im Bereich Hotels und Restaurants. Pascal Rey, der Gründer und CEO des Unternehmens ist kein Snob. Aber er liebt die schönen Dinge des Lebens. Fürs Interview macht er es sich auf einem roten Ledersofa bequem. Leise surrt das Mediacenter und wirft atemberaubende Landschaftsbilder an die weisse Zimmerwand.
Es ist nicht einfach, etwas Privates aus Rey herauszubekommen. Er hält sich charmant-vornehm zurück, taut nur langsam auf. Rey lächelt zufrieden. Ist ihm doch soeben ein Coup im Projektgeschäft gelungen: Gemeinsam mit Intel, T-Online und Microsoft hat Reycom gerade die so genannten Multimedia-Suiten - Hotelzimmer mit Multimedia-Rundumservice - im Designhotel Riders Palace in Laax ausgestattet. ­Sony, bisher Hauslieferant für das ­Luxushotel, hatte das Nachsehen.

Früh übt sich...

Noch während seines Wirtschafts­studiums an der Universität Basel gründete Pascal Rey 1998 seine eigene Firma, die mit Flachbildschirmen der US-Firma Cybercom handelte und deren Geschäfte er im Alleingang führte. Nicht die Karriere und das grosse Geld reizten den damals gerade erst 22jährigen Jungunternehmer. Er wollte neue, trendige Dinge kreieren, die sich einerseits durch Eleganz, andererseits aber auch durch einfache Bedienung auszeichnen. Dass er keine Informatikausbildung habe, sei da eher von Vorteil gewesen, meint er. Die Geschäfte liefen nicht schlecht. Zu seinen Kunden zählten Grössen wie Bayer, die ETH und das Institut für Immunologie von Hofmann La-Roche. Aufgrund der vielen Aufträge wurde die Expansion bald unerlässlich. Im Jahr 2000 stieg Walter Telser - heutiger Mitbesitzer und Finanzchef von Reycom - als Partner bei Rey ein, und das Unternehmen wurde in eine GmbH umgewandelt.

Projekt Multimedia-Center

Danach ging es Schlag auf Schlag: Reycom stieg ins Servicegeschäft sowie ins E- und Mobilebusiness ein. Auch im Consulting und im ERP-Bereich (SAP Business One) wurde das Jungunternehmen tätig. 2002 avancierte das Thema Mediacenter zur neuen Geschäftsidee. 2003 schliesslich stellten die beiden Unternehmer ihr Multi­media-Center-Konzept Microsoft vor. Sie waren zur rechten Zeit am rechten Ort: Microsoft sprang auf den Zug auf, und am 14. Oktober 2004 gehörte Reycom neben Fujitsu, Toshiba und Creative zu den Launchpartnern der Redmonder für Multimedia-Center. Der Rest ist Geschichte. Heute beschäftigt Rey rund fünfzehn feste Mitarbeitende im Alter zwischen 28 und 61 Jahren für die drei Geschäftseinheiten «Media Center», «Services» und «LCD TV». «Das Alter meiner Mitarbeiter ist irrelevant, das Menschliche muss stimmen», sagt Rey, und man nimmt es ihm auch ab. «Meine Leute haben Spass an ihrer Arbeit und wollen etwas bewegen. Das ist das Rezept, um auch gegen die Grossen in der Branche zu bestehen.» Reycom selbst beschränkt sich auf die Entwicklung, das Design und die Vermarktung seiner Produkte. Für die Logistik, die Assemblierung und den Komponenteneinkauf ist der Brugger Distributor Wyscha Computer zuständig. Eine Partnerschaft, die er nie bereut habe, so Rey. Neben Microsoft als Software-Partner wird Reycom international von Intel unterstützt, dessen Chips auch im Mediacenter stecken. Im Bereich Content wurde kürzlich ein Exklusivvertrag mit der deutschen T-Online unterzeichnet.

Eine Frage des Vertrauens

Edel, leise, stabil müssten Geräte fürs Wohnzimmer sein. Und einfach zu ­bedienen, sagt Rey. Dann darfs auch ruhig mal ein bisschen teurer sein. Rey mag es luxuriös, trotzdem schlicht, nicht protzig, aber auch nicht IT-like. Im Wohnzimmer wolle niemand einen Computer haben, sagt er. «Der Kunde soll nicht auch noch in der guten ­Stube arbeiten müssen, sondern einfach seine digitalen Inhalte geniessen können.» Highend ist für Rey wichtig, nicht die Masse. «Wir sind zufrieden mit dem Geschäft, das Interesse wird immer grösser.»
Reycoms Fokus liegt klar auf der Unterhaltungselektronik-Branche. Auch wenn hinter dem Unterhaltungsgerät ein Computer steckt. Die Komponenten kommen allerdings fast ausschliesslich aus der UE. Die seien stabiler, sagt Rey. Die IT sei zudem auf dem preisintensiven Trip. Auf den wolle er nicht aufspringen. So peilt Reycom auch lieber CE/UE-Händler für den Vertrieb an als solche aus der IT-Branche. «Unsere Produkte müssen ganz klar über den UE-Handel verkauft werden», sagt Rey. «Wir sind nicht gegen IT-Händler, es gibt sicher IT- und auch UE-Händler, die den Konvergenzweg gehen, und viele IT-Händler sind in Sachen UE weit entwickelt und umgekehrt.» Der Kunde wolle aber sein Multimedia-Center dort kaufen, wo er eben auch schon seinen Fernseher oder DVD-­Player gekauft habe. Dem vertraue er. Und das sei nun mal der UE-Händler.

Pascal Rey

Pascal Rey, Jahrgang 1976, lebt in einer Beziehung und hat (noch) keine Kinder. Der Genuss steht bei ihm an erster Stelle. Und Spass zu haben, an dem, was man tut. Nur so könne man kreativ und innovativ sein. Beruflich eher viel unterwegs und in Aktion, sucht er im Privaten den Ausgleich. So treibt Rey gern Sport, angefangen bei Skifahren, über Tennis und Squash bis hin zu Wellness. Um den Wettkampf gehe es ihm aber auch dabei nicht, betont er und wirft einmal mehr die Begriffe Entspannung und Genuss in den Raum. Er fährt Motorrad und reist gern. Auch da geht er es aber lieber gemütlich an. «Vor Acht Uhr morgens müssen Sie nichts von mir wollen», sagt er und lehnt sich lächelnd in sein rotes Sofa zurück. Der totale Musikfreak sei er, fügt er später an, weshalb ihn seine Mitarbeiter die wandelnde Jukebox nennen. Das Leben mit Humor nehmen, nicht alles zu ernst sehen, ist Reys Lebensmotto.
«Mit meiner Ausbildung könnte ich auch als Controller arbeiten, aber das entspricht nicht meinem Naturell», sagt er. Sein Erfolg ist ihm nicht zu Kopf gestiegen. Er wirkt auf sein Gegenüber sympathisch, natürlich und am Boden geblieben. Auch heute noch, nach acht Jahren im Business, besitzt er keine einzige Krawatte. «Ich bin liberal, freidenkend, tolerant und fordernd», sagt er von sich selbst. «Wenn ich etwas mache, mache ich es mit Begeisterung.» Beruflich träumt Rey davon, sein Mediacenter international zu positionieren. Im Privaten möchte er sein Leben so weiterführen können, wie bisher. «Ich bin sehr zufrieden», sagt er, zündet sich eine Zigarette an und inhaliert genüsslich den Rauch. (sk)


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