Konvergenz als Business-Motor

Grosse Umsätze werden im PC-Peripherie-Geschäft immer weniger mit Klassikern wie Mäusen und Tastaturen gemacht, hingegen stehen Audio- und Kommunikationsprodukte heute hoch im Kurs. Den Markt treiben die Konvergenz zwischen IT und Unterhaltungselektronik sowie die immer beliebter werdende Internettelefonie an. Auch der Foto-Bereich, der sich immer mehr ums Internet denn um den PC herum aufbaut, erlebt einen Höhenflug.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/18

     

Früher war der PC das grosse Geschäft für Hersteller, Distribution und Handel. Heute hingegen wird offenbar immer mehr Volumen mit einem sich ständig weiter entwickelnden Angebot von Peripherie gemacht. So umfasst der Begriff PC-Peripherie heute längst nicht mehr nur Bidschirme, Tastaturen, Mäuse und Drucker. Im Zuge der Konvergenz sind vielmehr Audio- und Kommunikationsprodukte wie externe Lautsprecher, Fernbedienungen, Webcams, Headsets und ­Skype-Telefone dazugekommen. In jüngster Zeit haben sich in der Tat viele Heimanwender dem Motto «Pimp my PC» verschrieben: Ihre grauen ­Kisten peppen die Anwender mit ganzen Arsenalen von zusätzlicher Gerätschaft zu veritablen Entertainment-Zentren auf.

Zufriedenheit im Fachhandel

Es scheint sich Also ein Markt zu bilden, der überdurchschnittlich stark wächst: «Je nachdem, wo man die verschiedenen Peripherieprodukte zuordnet, ist es denkbar, dass in den nächsten Jahren aufgrund der zunehmenden Marktsättigung mit hochentwickelten Prozessoren die Peripherie als Geschäft insgesamt wichtiger wird», sagt etwa Thomas Giger, Spartenleiter Media bei Dipl. Ing. Fust. Nachgefragt werden in den Läden von Fust derzeit vor allem Funktastaturen und Funkmäuse, externe Speaker, Kopfhörer, Webcams, Digicams, Fotodrucker, aber auch Streaming-­Lösungen für Audio und Video, MP3-Player und VoIP-Telefone: «Wir führen grundsätzlich die ganze Palette von Multimedia-Peripherie, sofern sich ­diese Geräte aus der Stufe der reinen Freak-Anwendung hin zum Massenmarkt entwickeln oder mindestens das Potential dazu haben», so Giger weiter.
Klassische Peripherie-Geräte wie Mäuse, Tastaturen und Bildschirme würden sich einer konstant hohen Nachfrage erfreuen, während gegenwärtig vor allem MP3- und Streaming-Geräte hoch im Kurs seien.

Auch Retail macht Reibach

Auch bei Interdiscount zeigt man sich zufrieden: «Wir führen aus dem Peripheriebereich kabellose Tastaturen und Mäuse, Lautsprecher, Headsets, Webcams, Digitalkameras, Fotodrukker, Scanner, TV-Tuner sowie externe Harddisks mit immer grösseren Kapazitäten. Besonders hervorzuheben ist aber die Nachfrage nach Headsets und Webcams, da sie in den letzten Jahren ausserordentlich gestiegen ist», sagt Pressesprecherin Monika Zander zu IT Reseller.
Dieses Phänomen führt Zander auf die immer einfacher zu handhabende Internet-Kommunikation – etwa mit der inzwischen massenmarktfähig gewordenen VoIP-Anwendung Skype – zurück. «Auch das Online-Gaming mitsamt entsprechenden Gerätschaften hat sich bei den Heimanwendern inzwischen etabliert», so Zander weiter.
Das Geschäft mit Peripherieprodukten sei für Interdiscount zentral: «Diese Produkte sind eine unersetzbare Zutat im Mix des PC-Sortiments. Gewisse Warengruppen der PC-Peripherie weisen klar progressive Tendenzen auf und sind für uns ein wichtiges Wachstumsgeschäft». Festzuhalten sei aber, dass sich der ursprüngliche Gedanke des Multimedia-PC im Wohnzimmer nicht wie prognostiziert verwirklicht habe: «Alle Tendenzen zeigen heute zu Wireless: Der TV im Wohnzimmer muss anzeigen oder abspielen, was der PC liefert, während dieser immer noch an seinem alten Platz im Büro steht», analysiert Zander abschliessend. Die Nachfrage nach Streaming-Lösungen dürfte Also noch weiter ansteigen.

Erfolg mit Audio und Kommunikation

Auf der Erfolgswelle der Audio- und Skype-Peripherie surft auch der Schweizer Mäusekönig Logitech. Das Westschweizer Unternehmen hat sein Produktportfolio in den letzten Jahren ständig ausgebaut: «Neben Tastaturen und Mäusen haben wir heute Webcams, Audioprodukte wie PC-, MP3- und Ipod-Kopfhörer bis hin zu THX-Lautsprechersystemen für das Home Entertainment, universelle Fernbedienungen sowie ein breites Sortiment an Gaming-Zubehör im Angebot», sagt Sandro Isteri, Country Manager von Logitech Schweiz.
Besonders erfreulich hat sich laut Isteri der Absatz von Webcams und Audioprodukten entwickelt: «In beiden Märkten ist es uns gelungen, sehr schnell auf die Markttrends und neue Bedürfnisse der Anwender zu reagieren», sagt Isteri zu IT Reseller. Für den Bereich Internet Communications verfüge man deshalb heute über ein umfassendes Angebot an Internetkameras, Lautsprechern und Skype-Telefonie-Lösungen. Für den Audiobereich umfasse das Sortiment Speaker und Headsets, damit die Anwender überall und jederzeit Musik in hoher Qualität geniessen könnten. «Gerade diese zwei Bereiche haben zur erfreulichen Entwicklung der letzten Jahre beigetragen», verrät Isteri. Mit den Innovationen soll aber deshalb noch lange nicht Schluss sein: Rund 130 neue Produkte will Logitech im laufenden Geschäftsjahr auf den Peripheriemarkt werfen. Der aktuellste Coup: «Easy Call Desktop», ein Set bestehend aus Funktastatur, Funkmaus, Funk-Freisprecheinrichtung und drahtlosem Lautsprechertelefon.

Preiszerfall hinterlässt Spuren

Für die Distribution tragen Peripherie-Produkte ebenfalls einen wichtigen Bestandteil zum Umsatzvolumen bei – doch bereiten hier der Preiszerfall sowie komplexe logistische Herausforderungen bei der Auslieferung von vielen Kleingeräten an im ganzen Land verteilte Fachhändler und Retailer zunehmend Kopfschmerzen. Also Schweiz führt gegenwärtig Eingabegeräte, Lautsprecher, Kopfhörer und Webcams von ­Logitech, Labtec, Apple, Belkin und Philips im Angebot, ebenso Digicams und Fotodrucker von zahlreichen weiteren Herstellern. «Für Also ist das Peripheriegeschäft ein wichtiger Bestandteil des Gesamt­volumens. Allerdings hat der Preiszerfall in den letzten Jahren seine Spuren hinterlassen, und eine Verlangsamung dieses Trends ist leider nicht in Sicht», sagt Beat Meyer vom Emmener Broadliner gegenüber IT Reseller. Im Zusammenhang mit der Distribution von verhältnismässig niedermargigen Produkten in grossen Stückzahlen stellen sich auch zusätzliche Probleme: «Die Aufwendungen für den Transport und die Dezentralität vieler Kunden treiben die Kosten natürlich zusätzlich in die Höhe», so Meyer weiter. (bor)


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