Geld verdienen mit Open Source

Das grosse Interesse von Venture-Capital-Firmen an Open-Source-Projekten beweist, dass es Geschäftsmodelle gibt, mit denen sich Geld verdienen lässt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/16

     

Mit zunehmender Bedeutung von Open Source kommt die Frage der Nachhaltigkeit auf. Können Gruppen von lose und aus Lust an der Sache zusammenarbeitenden Entwicklern ausgereifte und langfristig funktionierende Informatik-Komponenten und -Lösungen bauen und warten? Woher kommt der Support?
Es ist klar, dass eine wirtschaftliche Basis geschaffen werden muss, um das Prosperieren von grossen Open-Source-Projekten zu sichern. Während diese Basis in einigen Fällen durch Stiftungen (z. B. Apache, Mozilla) bereitgestellt wird, stehen hinter vielen anderen Open-Source-Projekten handfeste kommerzielle Interessen. Um die Open-Source-Projekte herum hat sich ein ganzes Ökosystem von Firmen gruppiert, die ihre Umsätze aus unterschiedlichen Quellen beziehen. Dabei haben sich drei hauptsächliche Geschäftsmodelle herauskristallisiert.
Das erste dieser Modelle wird gemeinhin «Dual License» genannt und bezeichnet den Ansatz, auf einer entweder identischen oder bezüglich spezifischer Unternehmensbedürfnisse ausgerichteten abgewandelten Software-Codebasis Lizenzumsätze zu generieren. Dieses Modell wird von Firmen wie SugarCRM oder My-SQL angewendet und setzt den Besitz der Rechte an der Software voraus. Dies führt oftmals dazu, dass die «Community» kaum Software beisteuern kann und die Softwarefirma ähnlich funktioniert wie herkömmliche Anbieter. Dienstleis­tungen wie Support und Wartung sind dann meist an die kommerzielle Lizenz gebunden. Dieses Modell entspricht nicht vollständig der Definition von Open Source und wird daher von Puristen nicht geschätzt.

Wartung, Support, Schulung

Die meisten Unternehmen schöpfen ihre Umsätze aus Dienstleistungen. Eine ganze Reihe von Open-Source-Firmen, wie zum Beispiel Alfresco, Jboss oder Logic Blaze, bieten auf der Basis des frei veröffentlichten Quell-Codes eines Software-Produktes paketierte und releasegesicherte Versionen und Wartungs- sowie Support-Dienstleis­tungen an. Diese Dienstleistung beinhaltet oft auch eine Vorkonfiguration für bestimmte Anwendungsfälle oder das Testen für definierte Laufzeitumgebungen. Zusammen mit den oftmals zusätzlich offerierten Schulungsangeboten und Implementierungsdienst­leistungen stellt sich für das Kundenunternehmen die Software sehr ähnlich dar, wie man es von kommerziellen Anbietern gewohnt ist.
Eine weitere Gruppe bietet Hosting und Betrieb sowie Consulting und ­Systemintegrationsunterstützung an. Die Bindung zu den Produkten ist hierbei geringer, aber meist ein Differenzierungsfaktor. Diese Gruppe ist momentan das am schnellsten wachsende Segment und tritt meist lokal und mit schlankem Aufbau an. Die Consulting- und Systemintegrations-Firma Optaros ist neben den grossen IT-Unternehmen wie IBM, Sun oder Novell einer der wenigen fokussierten internationalen Anbieter.
In der Realitität kommen die drei beschriebenen Modelle oftmals gemischt vor. SugarCRM zum Beispiel bietet ­ihre CRM-Software unter dem Dual-License-Modell an, offeriert aber gleichzeitig auch Appliances und Hosting, ­respektive «Software as a Service» (on demand) sowie Ausbildung und Implementierungsunterstützung.

Günstig, skalierbar, stabil

Neben den Modellen, bei denen Open Source die Basis des Geschäftserfolges darstellt, nutzen andere Unternehmen Open-Source-Software dazu, ihre Produkte und Dienstleistungen günstiger und schneller zu erstellen und damit wettbewerbsfähiger zu gestalten. Musterbeispiele sind Amazon, Google oder eBay, die durch Nutzung von Open-Source-Software besser skalierende Geschäftsmodelle und vor allem Infrastruktur-Plattformen aufbauen konnten. Die ganze «Web 2.0»-Bewegung baut stark auf Open Source auf und erlaubt den Bau auch komplexer Lösungen zu minimalen Kosten. Appliance-Anbieter wie Collax oder Netezza nutzen Open Source, um güns­tige und einfach nutzbare Gesamt­lösungen anzubieten.
Mit Open Source lässt sich Geld verdienen, dies beweisen insbesondere die Dienstleister rund um Open Source. Das grosse Interesse der Venture-Capital-Firmen an Open-Source-Produktanbietern zeigt aber auch das Potential von Dual License und Subskriptionsansatz. Im Produktgeschäft wird aber nur die Konsolidierung auf wenige Alternativen in einem spezifischen Segment den Erfolg bringen. Das bedeutet: Es können nicht alle gewinnen. (Bruno von Rotz)

Der Autor

Bruno von Rotz ist ­Vice President und Country Manager Schweiz des internationalen Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmens Optaros. Optaros fokussiert auf Open Source und Open Standards und hilft seinen Kunden bei der Gestaltung und beim Bau von Geschäftslösungen (z. B. CMS/DMS/ECM, CRM, Portal/Web 2.0, SOA) auf Basis von Open-Source-Komponenten und -Plattformen.


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