Der Bund schlummert

Die Schweiz verschläft weiterhin seelenruhig E-Government-Trends und lässt sich Zeit bei der ­Ausarbeitung der neuen nationalen E-Government-Strategie, die Helvetien endlich aus der ­ E-Government-Misere heraushieven soll. Viel Zeit, die Mühlen mahlen langsam.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/14

     

Die Schweizer Regierung lässt sich Zeit in Sachen E-Government. Dabei ist Zeit das Letzte, was wir haben, um den E-Government-Zug nicht endgültig zu verpassen. Eine EU-Studie vom Sommer über die Verbreitung von E-Government attestierte allen Ländern massive Verbesserungen. Allen ausser der Schweiz. Hierzulande konnte der Online-Umsetzungsgrad gerade mal zwei Prozentpunkte zulegen, während er EU-weit seit 2004 rund 10 Prozent zunahm. Im Ländervergleich ist Helvetien auf Platz 27 zurückgefallen. Von 28 Ländern wohlgemerkt! Am Schweizer Volk liegt es jedenfalls nicht. Das hat sich ganz eindeutig für E-Government ausgesprochen. Bereits das «3. Trendbarometer E-Government» brachte zutage: «Im Gegensatz zur politischen Führung sind die Bürger der Schweiz weniger zögerlich und schon lange bereit für E-Government», sagte Heide Brücher, Professorin an der Berner Fachhochschule und Leiterin des dortigen Kompetenzzentrums E-Government.

Entwürfe und Stellungnahmen

So hatte sich die Regierung denn auch bereits im Januar dazu entschlossen, die aktuelle E-Government-Strategie des Bundes, die 2002 durch den Bundesrat verabschiedet worden war, durch eine nationale E-Government-Strategie abzulösen. «Ein Strategieentwurf wurde von einer Arbeitsgruppe Bund-Kantone unter Federführung des Informatikstrategieorgans Bund (ISB) erarbeitet. Die Staatsschreiber nahmen anlässlich der Frühlingskonferenz vom April 2006 Stellung zu den Kernelementen der Strategie.», sagt Jean-Jacques Didisheim, Bereichsleiter E-Government beim ISB, gegenüber IT Reseller. Die Strategie soll an der Staatsschreiberkonferenz vom 15. September vorgestellt werden. Zeitgleich soll die Eröffnung einer offiziellen Anhörung bei den Kantonen erfolgen, so Didisheim. «Die definitive Fassung der Strategie wird nach Vorliegen der Stellungnahmen der Kantone erstellt und dem Bundesrat vorgelegt werden.»

Es kann dauern

Die neue Strategie soll vor allem die Kantone und Gemeinden einbinden, um somit Schnittstellenprobleme zu vermindern und um eine E-Government-Architektur entwickeln zu können, die den tatsächlichen Bedürfnissen von Wirtschaft, Verwaltung und Bevölkerung gerecht wird. Ferner sollen Prozesse vereinfacht und standardisiert, Verwaltungsprozesse effizienter und flexibler gestaltet und Bürokratie abgebaut werden. So wurde das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) beauftragt, bis Juni 2006 eine E-Government-Strategie für die ganze Schweiz zu formulieren. Offensichtlich hat sich diesbezüglich nicht sonderlich viel getan. Auf der Webseite des EFD ist dazu nichts zu finden. Auf Anfrage von IT Reseller erhielten wir vom EFD folgende Antwort: «Wir haben Ihre Anfrage an die zuständige Stelle zur Beantwortung weitergeleitet. Da wir sehr viele Anfragen erhalten und die an uns getragenen Anliegen trotz grosser Arbeitslast sorgfältig abklären, kann es einige Zeit dauern, bis Sie die Antwort erhalten.» Es bleibt nur zu hoffen, dass die neue E-Government-Strategie nicht unter der grossen Arbeitslast begraben wird. (sk)


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