David auf der Überholspur

AMD gräbt Erzrivale Intel immer mehr Wasser ab. Am Erfolg beteiligt sind Hersteller, die die leistungsstarken Opteron-Chips in ihren Servern einsetzen. Sind auch höhere Margen ein Grund für VARs, AMD-Server zu verkaufen?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/11

     

Vorreiter war Sun Microsystems, was die Unterstützung der eigenen Server mit AMD-Chips anging. Der Hersteller hatte früh bemerkt, dass die Opteron-Prozessoren von AMD den Xeon-Chips von Intel weit überlegen sind. Sun paarte geschickt die bessere Leistung mit dem tieferen Stromverbrauch und schlachtete das Ganze unter dem Thema «tieferer Stromverbrauch gleich tiefere Betriebskosten» aus.
Nach den Erfolgen von Sun zog HP nach, nun sollen gemäss neuesten Medienberichten sogar IBM und Dell den Braten gerochen haben und mit entsprechenden Produkten den Marktbedürfnissen nachkommen. Denn: Hochperformante Server mit AMD-Boliden bestückt, verkaufen sich schlicht und einfach besser als entsprechende «Kisten», die mit Intel-Chips ausgerüstet sind.

Vorreiter Sun

Dies bestätigt auch Michael Keinersdorfer, Head of Network Systems Business GSO bei Sun Schweiz: «Kunden fragen einfach mehr und mehr nach Opteron-Servern. VARs, die sich darauf spezialisiert haben, um Infrastrukturprobleme in bezug auf Konsolidierung oder Virtualisierung zu lösen, setzen mehrheitlich AMD-Opteron-Server ein, da diese Server ein Vielfaches an Leistung bei gleichbleibenden Betriebskosten gegenüber vergleichbaren Xeon-Servern von Intel bieten.» Er schränkt zwar ein, dass bei Channel-Partnern, die den Fokus auf kleinere KMU haben, der Kostenfaktor beim Energieverbrauch weniger wichtig sei und HP und Dell für dieses Segment nur Intel-Server anbieten, betont aber: «Bei grossen Systemen ist die Ausfallsicherheit von zentraler Bedeutung, weshalb man hier Opteron berücksichtigt.»
Der Grund, so Keinersdorfer, liegt wiederum bei der Wärmeentwicklung: «Dieses Problem ist mit den Xeon-Prozessoren von Intel nicht mehr lösbar. Die Folgen sind teure Investi-tionen in Klimaanlagen, doch diese Investitionen rechnen sich nicht, da diese Anlagen sehr teuer in der Anschaffung sind und zu längeren Betriebsunterbrüchen während des Umbaus führen.» Ein System, das sich um 15 Grad Celsius weniger aufwärme, leiste 10 Prozent mehr und die Ausfallsicherheit steige überproportional, sagt Keinersdorfer.

Höhere Hardware-Marge ein Thema...

Mittlerweile gibt es auch Stimmen, die nicht bloss die stärkere Leistung der AMD-Prozessoren als Grund für den Erfolg angeben. In US-Medien wird darauf hingewiesen, dass durch die bessere Performance die Rechner ganz einfach auch mehr In-/Output-Komponenten und mehr Speicher benötigten, was sich wiederum in einem viel höheren Durchschnitts-Stückpreis und einer verbesserten Marge bemerkbar mache. Sind solche Betrachtungen auch für Schweizer VARs ein Grund, ihren Kunden AMD-Server schmackhaft zu machen?
Markus Wullschleger, Leiter der MTF-Gruppe, bestätigt, dass die Margen «etwas höher» als bei Intel Systemen seien und zum Teil auch mehr Komponenten verbaut würden, schränkt aber ein: «Wir setzen Opteron-Server aber nicht nur deswegen ein. Sie weisen eine viel bessere Performance aus, was bereits den Einsatz rechtfertigt.»
Bei den Endkunden allerdings sei ein entsprechendes Bewusstsein noch nicht vorhanden. Wullschleger: «Es ist meistens eine durch uns durchgeführte Missionierung der Kunden. Die reagieren jedoch sehr positiv auf unsere Opteron-Vorschläge, und es kommt in 90 Prozent der Fälle zum Kauf.»
Wullschleger glaubt klar an AMD, hat aber auch negative Befürchtungen: «Aufgrund der Mehrleistung werden sich die Opteron-Prozessoren über kurz oder lang durchsetzen und Intel entsprechende Marktanteile kosten. Ich befürchte jedoch, dass damit die Preise und die Marge wieder unter Druck geraten.»

...oder auch nicht

Solche Überlegungen mögen allerdings andere VARs gar nicht erst anstellen. Christian Hunziker, Marketing- und Verkaufsleiter bei Elca, verzichtet auf eine Stellungnahme, weil Elca 95 Prozent des Umsatzes mit Dienstleistungen erwirtschaftet und entsprechende Erfahrungen mit Opteron-Server-Verkäufen als nicht genügend aussagekräftig betrachte.
Ins gleiche Horn bläst auch RedIT-Chef Andreas Kleeb. RedIT mache keine Analyse, welche Technologie in den Servern drinstecke. Der Grund: Kleeb hat sich schon lange damit abgefunden, dass mit Hardware kein Geschäft zu machen ist: «Bei Hardware-Technologien hat einmal der eine, einmal der andere Hersteller die Nase vorn. Unser Fokus liegt auf Dienstleistungen und Branchen-Software. Solche Margenberechnungen in Betracht zu ziehen hiesse nur, das Bauchweh zu verschieben.» (mh)


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