Als Roland Walker am 1. Oktober 2002 seinen Ein-Mann-Betrieb Primetrack aus der Taufe hob, haben ihn viele belächelt. Kein Wunder. Die schwache Konjunktur liess in diesem Jahr die Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahr rasant um 10,8 Prozent auf den höchsten Stand seit 1998 klettern, der IT-Markt befand sich in einer Krise und ein Ende war nicht in Sicht. Walker war sich des Risikos bewusst und sagt heute: «Dieser Entscheid ist ja nicht von heute auf morgen gefallen, sondern das Ergebnis eines Prozesses, der sich über einen gewissen Zeitraum hinzog. Ich war aber davon überzeugt, dass wenn man es in wirtschaftlich schlechten Zeiten schafft, schafft man es auch in guten Zeiten.» Walker hat es geschafft.
Heute beschäftigt er am Hauptsitz in Muttenz und der Niederlassung Härkingen 26 Mitarbeiter, die in den Bereichen Competence Leasing, Data Center Operation, Systemintegration und Web Services tätig sind. Zu seinen Kunden zählen heute unter anderem die Pharmafirmen Novartis, Roche sowie auch der Kanton Basel-Stadt.
Sein Beziehungsnetz
Der Berufsweg des Primetrack-Chefs ist gepflastert mit Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Branchen und wichtigen Kontakten, die er überall die Jahre knüpfen konnte und denen er noch heute eine wichtige Bedeutung beimisst. «Jemanden kennenzulernen ist die eine Seite; dass sich diese Person auch nach zwei oder drei Jahren positiv an diese Begegnung erinnert, die andere.»
Nach seiner Lehre als Speditionskaufmann wechselte Walker, damals Anfang 20, in die Lebensmittelbranche. Bei Einsätzen in der Basler Markthalle, die um vier Uhr Morgens begannen und mitunter 12 bis 16 Stunden, sechs Tage die Woche, dauerten, habe er richtig Arbeiten gelernt, meint Walker. Er wechselte zum Schweizer Saab-Importeur und erhielt 1987 die Möglichkeit, sich als Informatikbetreuer zu beweisen. Es folgten Schulungen auf dem damals populären
IBM System 36 im Bereich der Programmierung auf RPG2.
Der Ursprung
Walker lernte damals den
IBM Key Account Manager und späteren VR-Präsident von Dettwiler Informatik kennen und wechselte 1990 zum Basler Systemhaus. Von der Pike auf lernte er das IT-Business kennen, zuerst im Bereich Presales, später als Key Account Manager der Ciba-Geigy. Nach vier Jahren verliess er den IT-Spezialisten und ging zu einer nationalen Transportfirma, um dort das Quality Management System aufzubauen. Eine neue, wie sich später herausstellte sehr gute Erfahrung. Walkers persönliche Zielsetzungen gingen damals aber in eine andere Richtung. Durch regelmässige Kontakte zum ehemaligen Arbeitgeber heuerte er 1998 wieder bei Dettwiler an. Zuerst als Betreuer von Novartis, nach einer Weiterbildung im Beratungsbereich übernahm er dann die Leitung des Service Management mit 20 Mitarbeitern. Diese Erfahrung wurde für die Gründung der Primetrack sehr wichtig.
Konkurs und neue Chancen
In seiner neuen Funktion wollte und konnte er seine Geschäftsphilosophie einbringen, die nicht nur darin bestand, Mitarbeiter bei externen Kunden zu plazieren und Ende Monat Gehaltsabrechnungen zu schreiben. Als am 24. Juli 2001 die Bombe platzte und Dettwiler die Bilanzen deponierte, versuchte Walker, so viele Angestellte wie möglich bei anderen Firmen unterzubringen. Nach turbulenten Monaten, einem neuen Arbeitgeber und einigen schlaflosen Nächten kam der Moment der Selbständigkeit. Er sei auch an Grenzen gestossen, gibt Walker zu und nennt Momente, in denen er seit der Firmengründung dachte, keine Zukunft zu sehen. Das Blatt hat sich jedoch immer wieder gewendet. «Zufälle spielen halt eine grosse und wichtige Rolle im Leben», sinniert er.
Der beste Weg in die Zukunft
Mindestens einmal pro Woche ist der Firmenchef vor Ort bei Kunden und Mitarbeitern und betreibt aktives Networking. Er müsse einfach raus und zwischendurch die Ärmel hochkrempeln. «Ein Sales verkauft schliesslich auch nichts am Schreibtisch und nur so lassen sich Bedürfnisse und Entwicklungen erkennen», meint Walker. Obwohl seine Firma mit seinem Dienstleistungsangebot gut aufgestellt ist, sieht Walker für die Zukunft Entwicklungspotential. Der Bereich Consulting, Projekt- und Quality Management will er strategisch ausbauen. Nicht nur im Hinblick auf die Nachfrage bei Grossfirmen, sondern auch, um eine optimale Risikoverteilung innerhalb des Unternehmens zu gewährleisten. Nach einigen Erfolgsprojekten, die Primetrack im Bereich Webservices erzielen konnte, Walker nennt nicht ganz ohne Stolz die Entwicklung der Homepage und den Aufbau der Datenbank des Grossen Rates des Kantons Basel-Stadt, steckt auch in diesem Umfeld weiteres Wachstumspotential. Denkbar wäre für Walker auch, für ein Produkt oder eine Applikation die Vertretung zu übernehmen. Die Weiterentwicklung läuft jedenfalls, denn stehen bleiben darf man nicht, so Walker. «Wichtig ist aber nicht nur, den Umsatz vor Augen zu haben, sondern die zukünftigen Bedürfnisse eines Kunden zu erkennen und eine Lösung auch mal später zu realisieren.»
Roland Walker
Durch den Beruf seines Vaters, einem Ingenieur, kam Roland Walker bereits in der Kinderstube mit fremden Kulturen in Kontakt.
Die ersten zwei Lebensjahre verbrachte er in Indien, es folgten Aufenthalte in Istanbul und Jakarta, wo er auch zur Schule ging. Bereits in frühen Jahren wurde er mit der Weltarmut konfrontiert.
Bescheiden nennt Walker denn auch seine heutige karitative Ader. Er unterstützt regelmässig ein karitatives Projekt, bei dem er sicher ist, dass die Gelder an den richtigen Ort gelangen und sinnvoll eingesetzt werden.
Vom Arbeitsalltag erholt er sich am liebsten zu Hause zusammen mit seiner Frau Daniela. Er spielt zwei Mal pro Woche Tennis und entwickelt die besten Ideen, wenn er den Rasen seines Gartens mäht.
Walker startet mit Ovomaltine in den Tag und ist bekennender Fleischliebhaber, dem ein Stück Brot dazu lieber sei als Salat oder Gemüse.
Thailand ist Walkers Feriendestination Nummer eins. Mit seiner Frau hat er das Land bereits mehr als zehn Mal bereist. Neben den wichtigen Tageslektüren liest Walker, wenn es ihm die Zeit erlaubt, gerne Biographien. Zuletzt gelesene Werke: «Sturmflug» von André Dose und «Die Erb-Pleite» - Wie die Besitzerfamilie Erb mit Spekulationen ein blühendes Unternehmen ruinierte. (Letzteres ist im eigentlichen Sinne keine Biographie sondern die Recherche eines Journalisten, der der Familie Erb nahe Stand und die Geschichte als Buch veröffentlichte.) (pbr)