Die Regierung der Niederlande hat die Kontrolle über den Chiphersteller Nexperia übernommen, der sich seit 2018 zu hundert Prozent in chinesischem Besitz befindet. Der Hauptsitz des Unternehmens, das vor allem Chips für Autos und Unterhaltungselektronik fertigt und früher zu Philips gehörte, befindet sich im niederländischen Nijmegen. Der Grund für den Eingriff bei Nexperia liegt laut einer Regierungsmitteilung bei einem möglichen Technologietransfer zu Wingtech, der chinesischen Muttergesellschaft von
Nexperia.
Unter anderem wurde Zhang Xuezheng, der Vorsitzende von Wingtech, per Gerichtsbeschluss aus dem Vorstand von Nexperia entfernt respektive suspendiert und durch eine nichtchinesische Person ersetzt. Die niederländische Regierung wird Nexperia nicht übernehmen, kann nun aber schädliche Managemententscheidungen blockieren. Die Produktion des Unternehmens läuft indessen weiter wie gehabt. Möglich wurde die Kontrolle von Nexperia durch Befugnisse in einem Gesetz der Niederlande, genannt "Gesetz zur Verfügbarkeit von Gütern", die bisher noch nie genutzt wurden.
Nach der Bekanntgabe der Kontrollübernahme am vergangenen Freitag stürzte die Wingtech-Aktie in Shanghai um 10 Prozent ab. Wingtech reagierte auf die Massnahme mit der Anmerkung, sie sei eine "übermässige Einmischung aufgrund geopolitischer Voreingenommenheit". Man bereite sich nun mit Anwälten und suche staatliche Unterstützung, um "die legitimen Rechte und Interessen des Unternehmens zu schützen".
(ubi)