Fusionitis


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/11

     

Fusionitis
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns noch die «Knüller-Nachricht»: Für einen Betrag von 4,1 Milliarden Dollar schluckt Sun Microsystems den Speicherspezialisten Storagetek. Mit dem Kauf will sich Sun zum «Global Leader für Network Computing und Data Management» hochschwingen, teilt das Unternehmen mit. Natürlich würden sich die Lösungen und Services der beiden Unternehmen optimal ergänzen, heisst es auch, von den grossen Kostenersparnissen einmal ganz zu schweigen. Innerhalb von knapp zwei Stunden zählen wir bei Google News schon 88 Artikel zum Thema. Natürlich: Für Journalisten sind Mega-Fusionen immer ein willkommenes Fressen. Endlich kommt mal Leben in die Bude, nachdem einem den ganzen Tag lang nur belanglose Medienmitteilungen von irgendwelchen unbekannten Firmen auf den Tisch oder in die Mailbox geflattert sind (zum Beispiel so: «Die Schweiz hat ein neues Fun-Portal: Funchicken.ch»).
Doch halt: Bevor man die Superlative und Versprechungen der willigen Heiratskandidaten einfach blind übernimmt, sollte man sich für einen Moment lang überlegen, wo frühere Elefantenhochzeiten heute stehen. Beispiel HP: Channel-Konflikte, unzufriedene Partner, Wechsel an der Spitze, sinkende Marktanteile, unklare Produktstrategien, unzufriedene Mitarbeitende, eine immer noch unverdaute Compaq, die ihrerseits eine halbverdaute Digital im Bauch hat.
Beispiel Oracle und Peoplesoft: Noch ist nicht abzuschätzen, wohin die Reise den neuen Giganten führt. Klar ist, dass die früheren Peoplesoft-Partner schon heute verwirrt und verunsichert sind.
Auf dem Papier klingt es immer einfach, ergänzt man sich immer optimal, macht natürlich immer alles Sinn. Es braucht aber nicht mal ein grosser Brocken zu sein, an dem man sich verschluckt. Auch ein kleiner Brocken kann viel Arbeit bedeuten. So bleibt zu hoffen, dass RedIT die Häppchen Integrate und Tristar wohl bekommen und die Zuger davon keinen Schluckauf kriegen.


Boris Schneider
Redaktor


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