Jagd auf die Killer-Applikation

MMS und weitere Zusatzdienste haben sich zu veritablen Umsatzträgern entwickelt. Die Suche nach der Killer-Applikation geht jedoch weiter.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/08

     

Killer-Applikation: Dieser Begriff ist untrennbar mit SMS, dem Kurznachrichtendienst auf den Handys, verbunden. Seit sich Anfang der 90er Jahre ein Abfallprodukt zur Goldgrube mauserte, suchen die Mobiltelefonfirmen nach der nächsten Killer-Applikation.
Obwohl sich die Einnahmenströme der Mobilnetzbetreiber erweitern, spülen die Umsätze mit Gesprächsminuten nach wie vor die grössten Summen in die Kassen. Bei der Swisscom bzw. deren Mobilfunktochter Swisscom Mobile waren es 2004 52 Prozent. Dieser Anteil ist jedoch leicht rückläufig: Ein Jahr zuvor belief er sich noch auf 54 Prozent. Demgegenüber nimmt der Umsatzanteil mit der Datenübertragung kontinuierlich zu und liegt aktuell bei 14,8 Prozent. Der Umsatz pro Kunde und Monat mit Datenübertragung (ohne SMS und Inhalte) beträgt 6.20 Franken. Orange und Sunrise veröffentlichen keine detaillierten Zahlen. Man kann aber davon ausgehen, dass die prozentualen Verhältnisse dort in etwa ähnlich aussehen.

Beschleunigte Umsätze

Auf der Suche nach dem nächsten Umsatzschub tauchte bald MMS als Hoffnungsträger auf. Die Multimedia-Mitteilungen können mit Tönen, Bildern und Filmchen gespickt werden und man kann mehr Text hineinpacken, als die 160 Zeichen bei einer SMS.
Gemäss aktuellen Zahlen von Orange, die IT Reseller vorliegen, haben die Orange-Kunden im ersten Quartal dieses Jahres 7,7 Millionen MMS verschickt, also 2,6 Millionen pro Monat. Im letzten Jahr haben die Orange-Kunden total 15,2 Millionen MMS verschickt bzw. 1,26 Millionen pro Monat. Als Vergleich: Im selben Zeitraum versandte die Orange-Kundschaft 988 Millionen SMS, rund 82 Millionen Kurzmitteilungen im Monat.
Konkurrent Swisscom Mobile gibt für 2004 einen Monatsdurchschnitt von 1,5 Millionen MMS an. Auf Anfrage sagt Carsten Roetz, Sprecher von Swisscom Mobile, dass sich im ersten Quartal dieses Jahres die Umsatzentwicklung beschleunigt habe.
Die Zahlen, die Sunrise gegenüber IT Reseller nennt, weisen in eine ähnliche Richtung. Im letzten Jahr lag der Monatsdurchschnitt bei einer Million MMS. Im ersten Quartal erfolgte bereits ein deutlicher Aufwärtstrend: Die Sunrise-Kunden versandten 1,8 Millionen MMS pro Monat.

Sex sells

Unter den Partnerfirmen der Mobilnetzbetreiber tummeln sich viele Startup-Firmen, die Inhalte wie Klingeltöne, Logos und Hintergrundbilder anbieten. In diesem Bereich – ist aus der Branche zu vernehmen – gibt es vor allem einen Umsatztreiber: Sex sells, heisst das Stichwort. Es gibt aber auch anders gelagerte Partner: Crealogix bietet Integrationsdienstleistungen für SMS- und MMS-Lösungen im Bankenumfeld an.
Die Umsätze mit diesen Angeboten teilen die Mobilnetzbetreiber mit den jeweiligen Drittfirmen. Nach Aussagen eines Branchenkenners erfolgt die Aufteilung in etwa im Verhältnis von 50:50. Bei kleinem Aufwand für die Mobilnetzbetreiber erhält die Drittfirma auch mehr.
Wieviel mit diesen Angeboten umgesetzt wird, kommunizieren die Mobilnetzbetreiber indes nicht. (map)

IT Reseller meint

Dass MMS die nächste Killer-Applikation wird, haben sich die Mobilnetzbetreiber vorerst abgeschminkt. Nur weil das Horoskop der Woche jetzt mit Grafiken aufgepeppt und farbig dargestellt ist, bezahlt der Kunde nicht ein Vielfaches eines SMS-Tarifs. Der Inhalt der Mitteilung bleibt ja gleich (un-)wichtig. Bis MMS SMS überflügelt, wird es noch eine Weile dauern. (map)


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