Das grosse Geschäft mit der Freiheit

Die Schweizer Retailer profitieren vom Trend, dass auch der Privatnutzer verstärkten Drang nach Mobilität verspürt. IT Reseller hat nachgefragt, wie man bei Media Markt und Co. den veränderten Kundenwünschen begegnet.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/08

     

Nicht nur der Business User, auch der private Benutzer will mehr und mehr von den Möglichkeiten der mobilen Anwendungen profitieren. Die in der Schweiz etablierten Retailmärkte Interdiscount, Media Markt und Fust machen allesamt eine gesteigerte Nachfrage nach mobilen Produkten für den täglichen Bedarf aus. «Vor allem der Absatz von Notebooks und Produkten in diesem Umfeld wie Wireless-Karten, Router und Netzwerkkomponenten nehmen markant zu», sagt Peter Späni, Category Manager Computing & New Business, bei Interdiscount.
Das sieht auch Pascal Good von Fust so. Den Verkaufsangestellten konnten wir bei Fust im Stammhaus bei Jelmoli City aufspüren. Besonders gut laufen laut Good Notebooks von Sony und PDAs von HP. Good: «Sony ist zwar nicht gerade im untersten Preissegment angesiedelt, bietet aber ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Im PDA-Bereich verkaufen sich bei Fust Windows-Geräte einfach besser als Palm
Und Peter Bader, Leiter Einkauf bei Media Markt, doppelt nach: «Notebooks, Handys und Bluetooth-Geräte verkaufen sich mit immer steigenden Stückzahlen. Im Bereich Peripherie sind dies vor allem Produkte im Zusammenhang mit Wireless-LAN.»

Desktop-PCs weniger gefragt

Der Trend zu Notebooks und WLAN zieht aber einen Rückgang der Nachfrage im Desktop-Bereich mit sich, wie uns alle Befragten bestätigen. Bader von Media Markt macht einen verstärkten Bedarf nach Homeservern aus: «Homeserver sind im Kommen und werden in Zukunft Marktanteil gewinnen, was dann die Zahlen der reinen Desktops verfälschen wird.» Gegensteuer zum Trend nach Notebooks geben laut Bader allerdings die Spielefreaks, denen Media Markt besondere Aufmerksamkeit schenkt: «Es gibt nach wie vor Gebiete wie Gaming, wo ein Desktop-PC unerlässlich ist. Wir sprechen als Elektronikfachmarkt eben auch diese Zielgruppe an, und viele Spezialgaming-Desktops sind auch nur bei uns erhältlich», so Bader weiter.
Good von Fust sieht den Grund für den Rückgang bei den Desktop-Zahlen vor allem darin, dass Wireless LAN immer mehr ins Rollen kommt. Das Public-WLAN-Angebot von Swisscom sei hier der Treiber, denn bei den meisten Notebooks wird im Gegensatz zu den Desktops WLAN-Funktionalität bereits standardmässig mitgeliefert. Media Markt gibt dem Trend zusätzlichen Auftrieb, indem marketingmässig die Geräte in Familien dargestellt werden, die miteinander kommunizieren können.

Schicksal als Chance

Der Trend zur Mobilität geht auch mit einer steigenden Komplexität der Produkte und damit höheren Anforderung an den Benutzer einher. Mit dem reinen Abverkauf von Waren, wie etwa bei einem Bügelbrett oder einem Tauchsieder, ist es längst nicht mehr getan. Wie begegnet man bei den führenden Retailern diesem Umstand? Späni: «Es ist eine Tatsache, dass Produkte in diesen Teilbereichen eine gewisse Grundkomplexität aufweisen. Interdiscount versucht vor allem, durch gezielte Ausbildung und Schulung der Verkaufsfront zur Verbesserung des Kundenverständnisses beizutragen.»
Der Praktiker Good von Fust meint: «Es gibt Geräte mit unterschiedlichen Anforderungen an den Benutzer. Als Konsument muss man von einem komplizierten Produkt auch überzeugt sein. Die Bedürfnisse eruieren wir von Fall zu Fall im Verkaufsgespräch.»
Bader von Media Markt scheint bereits bei der Rekrutierung der Mitarbeiter ein besonderes Augenmerk auf technische Fähigkeiten zu werfen: «Die Teamleiter in unseren Märkten sind in diesen Bereichen echte Cracks und bilden sich aus persönlichem Interesse beim Erscheinen von Neuheiten selbst weiter.» Sowohl Media Markt, Interdiscount als auch Fust führen kontinuierlich mit den Herstellern lokale Schulungen beim Verkaufspersonal durch.

Enormes Potential

Allgemein erwartet man bei den Retailern auch in Zukunft eine ungebrochen steigende Nachfrage nach mobilen Geräten und spricht unisono von grossem Potential. Späni von Interdiscount erhofft sich noch mehr Umsätze dank verbesserter Infrastruktur: «Die Voraussetzung, jederzeit und überall drahtlos erreichbar zu sein, wird in absehbarer Zeit flächendeckend gegeben sein. Dies wird das bereits grosse Potential und die Nachfrage nochmals verstärken.» Der Faktor Mobilität werde weitere Produktfelder einschliessen und die Konvergenz der Medien weiter vorantreiben, so Späni.
Das sieht auch Bader von Media Markt so: «Die mobile Vernetzung aller möglichen Geräte wird unaufhörlich voranschreiten, dies zeigten bereits die Messen CES und die Cebit.» Durch die weitere Durchdringung aller möglichen Produktegruppen würden die mobilen Technologien auch erschwinglicher und somit bei vielen Geräten als «Goodie» eingebaut. Gleichzeitig werde es aber immer schwieriger, diese Technologien dem durchschnittlich interessierten Kunden näherzubringen, sagt Bader. Er gibt allerdings nur Produkten eine Chance, «die die Emotionen der Kunden ansprechen». (mh)


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