Las Vegas rief, und alle kamen

Die Consumer Electronic Show in Las Vegas wurde auch für Computer-Hersteller zur wichtigsten Messe. Alle kamen, ausser iPod-Hersteller Apple.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/01

     

Das Wohnzimmer wird zum Schlachtfeld der Branchenriesen: Während der Chipmarkt 2005 bestenfalls noch um zehn Prozent wachsen soll, rechnen Marktforscher in der Unterhaltungselektronik mit einem durchschnittlichen Anstieg von 25 Prozent bis 2008.
Das Ableben der Comdex – sie wurde im November vergangenen Jahres «verschoben» und Fachleute rechnen kaum mit einer Wiederbelebung – machte die Consumer Electronic Show (CES) zur Veranstaltung, auf der nun alle Anbieter Flagge zeigen. Die grossen Computerfirmen dominierten die CES. Das zeigte allein schon die Liste der Kongressredner. Gefehlt hat einzig Apple, da in der Woche darauf die Macworld ihre Tore öffnete (vergl. Artikel auf Seite 25).
Bill Gates machte den Anfang im Reigen der Kongressredner. Er präsentierte einen DVD-Recorder von LG, der als Betriebssystem eine speziell angepasste Version der Windows Media Center Edition benutzt. Sie soll eine besonders einfache Bedienung ermöglichen und kann über Ethernet auf Videos, Musikstücke und Bilder zugreifen, die auf einem Windows-XP-Media-Center-PC gespeichert sind.
Darüber hinaus kündigte Gates an, dass Aufnahmen von TiVo-Digitalrecordern künftig mobil mit dem Portable Media Center, Smartphones und Pocket-PCs abgespielt werden können. Ein entsprechendes Update für die Firmware des digitalen Videorecorders soll innerhalb der nächsten 60 Tage verfügbar sein.

Unterschiedlicher Gehalt der Key Notes

Intel-Chef Craig Barrett (im Bild mit Robert Redford) präsentierte seine nicht ganz neuen Visionen: Der von Intel avisierte Entertainment-PC im Wohnzimmerformat wurde mit einem Prescott-Prozessor mit zwei CPU-Cores als Schaltzentrale vorgeführt. Doch der Trend ist laut Barrell nicht so sehr das mit Digitaltechnik vollgestopfte Wohnzimmer. Vielmehr wird der Media-PC zum Hub für das ganze Haus – egal für welche Geräte. Kabelknäuel sollen dank Ultrawide Wireless verschwinden und drahtlose Netzwerke einen Umkreis von 50 Kilometern bedienen. Fernsteuerungen würden der Vergangenheit angehören. Statt dessen treffe man seine Filmauswahl per Handbewegung. Musik werde vom PDA direkt auf die Auto-Stereoanlage übertragen.
Der Vortrag war, wenn nicht gerade umwerfend, so doch mit Berühmtheiten gespickt: Aufgeboten waren unter anderen Steve Taylor, Robert Redford, eBay-CEO Meg Whitmen und eine ganze Tanztruppe.
HP-Chefin Carly Fiorina ihrerseits stellte einen Media-Hub im HiFi-Design vor. Er eignet sich zum Fernsehen und als digitaler Videorekorder, bietet einen Internet-Zugang und speichert Fotos, Filme oder Songs. Zudem ist ein DVD-Brenner eingebaut. Das Gerät basiert noch auf Windows XP Media Center Edition, doch Ende Jahr will HP einen digitalen Videorecorder auf Linux-Basis herausbringen.
Der Chef der Handy-Sparte von Motorola, Ron Garriques, zeigte ein Mobiltelefon, das Stücke aus dem iTunes Music Store abspielen kann. Es lässt sich wie ein iPod mit der iTunes-Software auf einem Computer synchronisieren und gleicht auch in der Bedienung dem Abspielgerät von Apple.

Bildschirme, wohin man schaut

Einen Schwerpunkt der CES bildet aber nach wie vor auch der gute alte Fernseher. 2005 sollen Flat-Panel-TVs im Wert von 15 Milliarden Dollar über die Ladentische gehen. Das wäre eine Steigerung um 50 Prozent gegenüber dem abgelaufenen Jahr.
Samsung zeigte den Prototyp eines 101-Zoll-Plasmafernsehers mit 2,56 Metern Diagonale. Näher an der Massenfertigung soll das 80-zöllige Plasma-TV HPR8072 mit rund zwei Metern Diagonale und HDTV-Auflösung sein.
LG Electronics staffierte seinen Stand mit einem Plasma-Fernseher mit 1,80 Metern Diagonale in HDTV-Auflösung aus. Die integrierte XD Engine soll die geringere Auflösung analoger Videosignale optimal auf die Panel-eigenen 1920x1080 Pixel umrechnen. Panasonic präsentierte Plasmafernseher zwischen 37 und 50 Zoll, die vom digitalen DVD-Player angesteuert werden können.

Standardkrieg

Die hochauflösenden Fernseher verlangen entsprechende Disc-Medien. Toshiba begrüsst die CES-Besucher schon im Eingangsbereich mit einem Bild von Hollywood, allerdings mit dem Schriftzug «HD DVD» auf der berühmten Tafel – eine Anspielung auf die Unterstützung durch die Hollywood-Studios Universal, Paramount und Warner.
Konkurrent Sony dagegen setzt auf die eigene Blue-Ray-Technologie, während das DVD-Forum HD VD unterstützt. Noch ist nicht entschieden, wer das Rennen machen wird. HD DVD scheint aber doch einen leichten Vorsprung zu haben. (fis)


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