Multimedia-Koloss Nummer 1: AOL Time Warner Inc.


Artikel erschienen in IT Reseller 2000/01

   

Bereits zu Beginn des neuen Jahres durften wir die bisher grösste Fusion der Internetbranche erleben. AOL und Time Warner, jeder für sich bereits Spitzenreiter in seinem Bereich, gaben die geplante Fusion zur AOL Time Warner Inc. bekannt. Der Merger wird durch einen Aktientausch ermöglicht, wobei die Aktionäre von Time Warner pro Aktie 1,5 Anteile am neuen Unternehmen erhalten und die AOL-Aktionäre eins zu eins tauschen. AOL wird momentan mit circa 163, Time Warner mit 83 Milliarden Dollar an der Börse bewertet. Die Aktionäre von America Online werden am neuen Multimedia-Koloss etwa 55, die Time-Warner-Aktionäre etwa 45 Prozent halten.
Durch die Heirat mit AOL erhält Time Warner Zugang zu 20 Millionen Online-Kunden weltweit. AOL kommt mit einem Schlag zu jeder Menge Content für seine Online-Dienste. Zu Time Warner gehören unter anderem die Zeitschriften «Time» und «Fortune», Warner Bros., Warner Music und die TV-Sender CNN und HBO.
Time Warner soll ausserdem am Ankauf des US-amerikanischen TV-Sender NBC interessiert sein und diesen für 25 Milliarden Dollar übernehmen wollen. Beide Unternehmen bestreiten aber, Übernahmeverhandlungen zu führen.
AOL treibt seine Strategie, «AOL everywhere», konsequent voran. Eben wurde ein Deal mit General (GM) Motors geschlossen, demzufolge die GM-Fahrzeuge noch dieses Jahr mit dem Online-Dienst von AOL ausgestattet werden sollen. AOL stellte ferner in Las Vegas an der «Consumer Electronics Show» erstmals das interaktive Fernsehprogramm und Set-top-Boxen für Fernseher vor. Die Geräte sollen für die USA von Philips und Huges Electronics hergestellt werden und noch im ersten Quartal dieses Jahres in den USA auf den Markt kommen.
Dass Kleinunternehmen wie Schweizer ISPs ihre Unabhängigkeit aufgeben, ist — verglichen mit den Auswirkungen, die die AOL / Time Warner-Fusion haben kann — geradezu harmlos. Es ist nämlich höchst fragwürdig, ob beispielsweise Journalisten von CNN oder Fortune noch kritisch über die Ups and Downs der AOL-Aktien berichten werden oder ob Time noch unbefangen über AOL-Konkurrenten wie Yahoo oder Amazon.com schreiben wird. (mh)


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