Bechtle frisst ARP Datacon

Das deutsche Systemhaus Bechtle hat den Schweizer Katalogverkäufer ARP Datacon übernommen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/22

     

Grosses Fressen vor Weihnachten: Das börsenkotierte deutsche IT-Systemhaus Bechtle übernimmt den Rotkreuzer Direktvertreiber ARP Datacon. Die in der ARP Gruppe zusammengefassten Gesellschaften der ARP Datacon in der Schweiz, Deutschland und Österreich nehmen im deutschsprachigen Raum Europas eine marktführende Stellung im Bereich des Direktvertriebs von Hardware, Software und IT-Zubehör ein. Es handelt sich bereits um die sechste Akquisition von Bechtle im laufenden Jahr.
Kurz nach dem Börsengang am Frankfurter Neuen Markt im März 2000 hatte Bechtle schon das Westschweizer Unternehmen Comsoft übernommen. Mit Bechtle Direct ist der System-Riese zudem selber im IT-Vertrieb für Firmenkunden tätig. Die einzelnen Marken der IT-Vertriebsfirmen sollen unabhängig weitergeführt werden.
Synergien erhofft sich Bechtle im Bereich des Produktmanagements und im Katalogdruck. Von höheren Einkaufsvolumina und Einsparungen beim Anfertigen von Katalogen und dem Betrieb von Webshops dürften letztlich die Kunden aller drei Direktverkäufer profitieren.
Über den Kaufpreis haben Bechtle und ARP Stillschweigen vereinbart. Er dürfte sich laut Schätzungen von IT Reseller im Bereich von 50 Millionen Franken bewegen; dies entspräche dem vierfachen Jahresgewinn von ARP und einem Goodwill-Batzen von 15 Millionen. Diese Schätzung wird von gut informierten Branchenkennern als «nicht falsch» bewertet.
Mit der Einverleibung von ARP, die im Jahr 2003 geschätzte 210 Millionen Franken erwirtschaftet hat, peilt Bechtle jetzt die Schallgrenze von einer Milliarde Euro Jahresumsatz an. Für die Finanzierung der Transaktion hat das deutsche Unternehmen eine Million neuer Aktien ausgegeben.
Wie Branchenkenner gegenüber IT Reseller bestätigten, wollte die Bechtle-Gruppe ARP Datacon nicht gezielt übernehmen. Die Deutschen hätten vielmehr ein Angebot von ARP erhalten.

Schlag gegen PC-Ware?

Die Gründe für dessen Annahme scheinen indessen ziemlich klar: Mit dem Kauf kann Bechtle nämlich vor allem seinem deutschen Erzfeind PC-Ware einen Schlag ins Gesicht versetzen. Mit dem Kauf von Bison hatte dieser vor kurzem in der Schweiz Fuss gefasst und sich mit diesem Unternehmen auch einen der wichtigsten Microsoft LARs (Large Account Reseller) geschnappt.
ARP Datacon ist mit der Tochter CC Data Disc ebenfalls zu den wichtigen Microsoft LARs der Schweiz zu zählen. Insofern konnte Bechtle mit dem Kauf auch in diesem wichtigen Bereich das Gleichgewicht wieder herstellen und sich ein Stück des lukrativen Microsoft-Lizenzgeschäfts einverleiben. Denn dieses wäre sonst wohl früher oder später ebenfalls bei der Konkurrenz gelandet. (bor)


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